Bei der Perikarditis liegt eine Entzündung des Herzbeutels vor. Zu den Ursachen gehören unter anderem autoimmune und infektiologische Gründe. Sie äußert sich meistens in Form von belastungsunabhängigen stechenden thorakalen Beschwerden. Im EKG können diffuse ST-Streckenhebungen aus dem aufsteigenden S vorliegen. Vor der weiteren Diagnostik sollte ein Herzinfarkt ausgeschlossen werden. Begleitend liegt häufig ein Perikarderguss vor, der insbesondere in der Echokardiographie in der Regel gut beurteilt werden kann. Die Therapie beläuft sich auf eine strenge körperliche Schonung, eine Therapie mit NSAR und Colchicin. Die Gefahr einer Perikarditis besteht in der Ausbildung eines ausgeprägten Perikardergusses, der zu einer Perikardtamponade führen kann und einer konstriktiven Perikarditis. Diese beiden Komplikationen können zu einer diastolischen Herzinsuffizienz führen.
Rezidivierende Perikarditis: Rezidiv nach zuvorsymptomfreiem Intervall von mindestens 4-6 Wochen
Rezidive in ca. 30% der Fälle und innerhalb von durchschnittlich 18-24 Monaten aufgrund einer zuvor unerkannten Perikarditis
Chronische Perikarditis: >3 Monaten
Einteilung nach Verlaufsform
Fibrinöse Perikarditis (trockene): wenig Flüssigkeit im Perikardraum ➜ entzündete Perikardblätter reiben aneinander ➜ Sekretion von Fibrin ➜ starke thorakale Schmerzen und perikardiales Reibegeräusch in der Auskultation
Exsudative Perikarditis (feuchte): seröser, hämorrhagischer oder eitriger Perikarderguss➜ kein direktes Aufeinanderreiben der Perikardblätter ➜ weniger schmerzhaft
Konstriktive Perikarditis (Pericarditis constrictiva): durch weniger elastisches und ggf. geschrumpftes Perikardunzureichende Ausdehnung des Herzens ➜ diastolische Herzinsuffizienz
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Epidemiologie
Prävalenz ca. 27/100.000 Personen/Jahr
Ca. doppelt so viele Männer wie Frauen betroffen
Ursächlich für ca. 5% der Vorstellungen aufgrund von thorakalenSchmerzen in der Notaufnahme
Idiopathisch: ungeklärte oder nicht weiter untersuchte Ursache
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Ursachen
Idiopathisch: ungeklärte oder nicht weiter untersuchte Ursache
Über 80% der Fälle
Häufig bleibt die Ursache ungeklärt, da bei milden Perikarditiden keine weitere Ursachenabklärung erfolgt
Wahrscheinlich aufgrund einer viralen oder autoimmunen Genese
Posttraumatisches Herzsyndrom: nach Schädigung des Herzens (z.B. durch Myokardinfarkt, Trauma oder Operation) kommt es vermutlich aufgrund von autoimmunen Prozessen zu einer Perikarditis
Postkardiotomiesyndrom: nach operativer Eröffnung des Perikards (auch noch Monate nach einem herzchirurgischen Eingriff möglich)
Perikarditis epistenocardica („Frühperikarditis“) ➜ ca. einer Wochenach später oder frustraner koronarer Reperfusion bei einem STEMI
Postmyokardinfarkt-Syndrom („Spätperikarditis“ oder auch “Dressler-Syndrom”)
Posttraumatische Perikarditis (z.B. nach Implantation von Herzschrittmacherelektroden, nach Ablation oder nach Perforationeines Koronargefäßes im Rahmen einer Koronarintervention)
Autoimmunerkrankungen:
Kollagenosen: z.B. systemischer Lupus erythematodes, rheumatoide Arthritis, Sklerodermie
Vaskulitiden: z.B. Granulomatose mit Polyangiitis
Sehr selten myxödematös durch eine nicht eingestellte Hypothyreose
Metabolisch:
Urämische Perikarditis im Rahmen einer Niereninsuffizienz
Onkologisch:
Selten Herztumoren
Infiltratives Tumorwachstum oder Metastasierung: z.B. von Bronchialkarzinomen, Mammakarzinomen, Leukämien oder malignen Lymphomen
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Diagnostik
Klinik und Anamnese
Anamnese:
Vorerkrankungen:
Infekte (insbesondere oropharyngeal, bronchopulmonal oder gastrointestinal) aktuell oder vor kurzer Zeit
Kardiale Vorerkrankungen: z.B. KHK oder Perikarditiden in der Vorgeschichte
Rheumatologische Vorerkrankungen und Autoimmunkrankheiten
Medikamenteneinnahme (siehe Ursachen ➜ Iatrogen ➜ Medikamente): Änderungen der Medikation in der letzten Zeit
Symptome:
Abhängig von der Grunderkrankung (z.B. Fieber bei einer Infektion, Symptome einer Autoimmunerkrankung oder B-Symptomatik bei einer malignen Genese)
Meistens akuter Beginn
Leistungsminderung
Subfebrile bis febrile Temperaturen (ein unklares Fieber sollte zeitnah abgeklärt werden ➜ z.B. Möglichkeit eines eitrigen Perikardergusses)
Stechende Thoraxschmerzen:
Plötzlicher Beginn
Unabhängig von Belastung
Häufig lage- und atemabhängig (Zug am und Druck aufdas Perikard löst Schmerzen aus ➜ insbesondere bei tiefer Inspiration, beim Husten und im Liegen ➜ Besserung im Sitzen und nach vorne Beugen)
Schmerzen können ähnlich zu einem akuten Myokardinfarkt ausstrahlen ➜ bei einer Perikarditis ggf. auch in die Spina scapulae (Schmerzreize können über den N. phrenicus (Perikard ist teilweise mit dem Diaphragma verbunden) fortgeleitet werden)
Im Verlauf meistens abnehmende Schmerzsymptomatik
Merke
Charakteristika der Thoraxschmerzen bei einer Perikarditis
Ggf. Herzinsuffizienzsymptomatik durch eine Perikardtamponade oder eine konstriktive Perikarditis
Diastolische Herzinsuffizienz aufgrund einer gestörten Ventrikelfüllung ➜ Rückwärtsversagen des rechten Herzens und Vorwärtsversagen des linken Herzens
Das Herz kann sich nicht richtig ausdehnen, daher staut sich das Blut vor dem rechten Herzen und das Schlagvolumen sinkt aufgrund einer unzureichenden Füllung des rechten und linken Ventrikels. Die systolische Funktion ist durch die Perikarditis in der Regel nicht eingeschränkt
Für weitere Informationen siehe auch Herzinsuffizienz ➜ Pathophysiologie ➜ Diastolische Herzinsuffizienz
Körperliche Untersuchung:
Herzinsuffizienzsymptomatik und Stauung der Halsvenen als Hinweise auf eine Perikardtamponade oder eine konstriktive Perikarditis
Weitere Hinweise: Hypotension, Tachykardie, Pulsus paradoxus (bei Inspiration schwächer tastbarer Puls ➜ systolischer Blutdruckabfall um >10 mmHg bei der Inspiration aufgrund einer verminderten Füllung des linken Ventrikels durch das Pooling des Blutes im Lungenkreislauf und rechten Vorhof)
Fieber als Hinweis auf eine bakterielle Genese ➜ weitere Abklärung notwendig
Ggf. Kußmaul-Zeichen: Pulsation der V. jugularis während der Inspiration (normalerweise führt die Inspiration aufgrund des verminderten intrathorakalen Drucks zu einem vermehrten Anfall von Blut vor dem rechten Herzen und einer Dilatation des rechten Ventrikels. Somit kommt es zu einer Aufnahme von Blut aus den großen venösen Gefäßen und den Jugularvenen (1). Bei einer Perikardtamponade oder konstriktiven Perikarditis staut sich das Blut vor dem rechten Vorhof und es kommt während der Inspiration zu einer Dilatation der V. jugularis (2).)
Perikarditisches Reibegeräusch: Hinweis auf eine fibrinöse Perikarditis (Unterscheidung von einem pleuritischen Reibegeräusch durch kurzes Luftanhalten möglich)
Leise Herztöne: Hinweis auf einen Perikarderguss
Labor
Blutbild, ggf. Differenzialblutbild
Entzündungswerte (CRP, Leukozyten, ggf. Procalcitonin): CRP bei akuter Perikarditis meistens erhöht; erhöhtes Procalcitonin als Hinweis für eine bakterielle Genese
Kardiale Integritätsmarker (Troponin, CKMB): Ausschluss eines akuten Myokardinfarktes, können im Rahmen einer Beteiligung des Myokards erhöht sein
NT-proBNP: erhöht bei Perikardtamponade oder konstriktiver Perikarditis
Leberwerte: erhöhte Werte im Rahmen einer Lebervenenstauung durch ein Rückwärtsversagen bei einer Perikardtamponade oder einer konstriktiven Perikarditis
Kreatinin, Harnstoff, Harnsäure (erhöhte Werte können auf eine urämische Perikarditis hindeuten)
Bei V.a. eine Tuberkulose: spezifische Erregerdiagnostik, Quantiferontest
Bei V.a. eine bakterielle Genese: Blutkulturen
Bei V.a. HIV: Virusserologie
Bei V.a. eine rheumatologische Genese: Antikörperdiagnostik
Apparative Diagnostik
EKG:
Zu Beginn:
(1) Diffuse PQ-Streckensenkungen: sensitivste EKG-Veränderungen im Rahmen einer Perikarditis
Akutes Stadium:
(2) Diffuse ST-Streckenhebungen:
Nicht einem koronararteriellen Gefäßversorgungsgebiet zuordbar
Ggf. über allen Ableitungen verteilt
In den Ableitungen aVR und ggf. V1 liegen statt Hebungen ST-Streckensenkungen vor
Ggf. diffus verteilte PQ-Streckensenkungen
Intermediärstadium:
(3) Rückbildung der ST-Streckenhebungen und der PQ-Streckensenkungen
Diffuse Abflachung der T-Wellen
Subakutes Stadium:
(4) Diffuse T-Negativierungen
PQ-Strecke und ST-Strecke meistens wieder normalisiert
Ausgeheilte oder chronische Perikarditis:
Rückbildung der T-Negativierungen
Im chronischen Stadium ggf. persistierende T-Negativierungen
Bei ausgeprägtem Perikarderguss:
(5) Ggf. Niedervoltage (geringe Amplitude der EKG-Ausschläge)
(6) Ggf. elektrischer Alternans (Herz bewegt sich in der Perikardflüssigkeit ➜ im EKGverändert sich die Morphologie)
Bei ST-Streckenhebungen im EKG sollte man an einen akuten ST-Streckenhebungsinfarkt (STEMI) denken und möglichst zeitnah einen akuten Myokardinfarkt ausschließen. Andere Ursachen können auch eine Myokarditis oder Perikarditis sein. Bei Unsicherheiten sollten erfahrene EKG-Expert:innen dazugeholt werden.
Meistens aus dem aufsteigenden S, sattelförmig/konkav
Meistens aus dem abfallenden R, konvex
Amplitude der ST-Streckenhebungen
Meistens <0,3 mV
Meistens >0,3 mV
R-Zacke
Kein R-Verlust
R-Verlust
Reziproke ST-Streckensenkungen
Keine reziproken ST-Streckensenkungen
Reziproke ST-Streckensenkungen ggf. vorhanden
Q-Zacke
Keine pathologischen Q-Zacken
Pathologische Q-Zacken ggf. vorhanden
Merke
Vergleich STEMI, Perikarditis und NSTEMI
Röntgen-Thorax:
Meistens unauffällig, ggf. vergrößerteHerzsilhouette bei einem größeren Perikarderguss (erst ab einem Erguss von über 250-300 ml), ggf. Perikardverkalkungen bei einer konstriktiven Perikarditis
Zur Differenzialdiagnostik (z.B. Hinweise auf eine Tuberkulose)
Echokardiographie: Goldstandard zur Diagnose eines Perikardergusses
Sehr sensitiv: es können bereits Perikardergüsse ab 50 ml diagnostiziert werden
Echoarmer Randsaum um die Ventrikel
Ggf. Hyperechogenität der Perikardblätter
Bei eingeschränkter LVEF: Myokarditis oder Perimyokarditis (Myokarditis mit Perikardbeteiligung) ➜ bei einer Perikarditis oder einer Myoperikarditis (Perikarditis mit einer Myokardbeteiligung) kommt es zu keiner Einschränkung der LVEF (die LVEF kann dennoch vermindert sein, wenn zuvor bereits eine Einschränkung bestand); unabhängig von der LVEF kann die diastolische Füllung auch bei einer Perikarditis oder einer Perimyokarditis vermindert sein (es kommt zu einer reduzierten Füllung ➜ trotz erhaltener Kontraktionskraft resultiert ein reduziertes Schlagvolumen, die Ejektionsfraktion bleibt jedoch gleich, da zwar weniger Blut ausgeworfen wird, der Anteil des ausgeworfenen Blutes am Gesamtblut im Ventrikel jedoch gleich bleibt (EF = (EDV-ESV)/EDV*100%)) ➜ siehe auch Herzinsuffizienz ➜ Klassifikation ➜ Pathophysiologie ➜ diastolische und systolische Herzinsuffizienz
Ggf. Hinweise auf eine Behinderung der diastolischen Füllung oder dilatierte Vorhöfe als Hinweise auf eine konstriktive Perikarditis (meistens viel Erfahrung zur Identifikation einer diastolischen Füllungsbehinderung mittels Echokardiographie notwendig)
Bei unklaren Befunden in der Echokardiographie: kardiales MRT oder CT
Echokardiographie: Perikarderguss bei einer Perikarditis
Kardiales MRT:
Verstärkte Signalanreicherung in entzündeten Geweben ➜ Evaluation einer Myokardbeteiligung
Beurteilung eines Perikardergusses (Beurteilung z.B. von gekammerten oder gekapselten Ergüssen)
Beurteilung eines verdickten Perikards: Unterscheidung zwischen einer akuten Entzündung mit Ödem und einer fibrotischen Verdickung aufgrund einer konstriktiven Perikarditis
Identifikation einer konstriktiven Perikarditis
Beurteilung der systolischen und diastolischen Funktion
Verstärkte Kontrastmittelaufnahme in entzündeten Geweben ➜ die Identifikation einer Myokardbeteiligung ist mittels eines CTs nicht möglich
Beurteilung eines Perikardergusses (Beurteilung z.B. von gekammerten oder gekapselten Ergüssen)
Anhand der Hounsfield-Einheiten Unterscheidung von transsudativen und exsudativen Ergüssen möglich: exsudative Ergüsse liegen z.B. bei eitrigen Ergüssen vor
Darstellung von Verkalkungen des Perikards ➜ insbesondere vor und nach einer Perikardektomie im Rahmen einer konstriktiven Perikarditis
Differenzialdiagnostik: Hinweise auf Infektionen, eine Tuberkulose, Neoplasien, rheumatologische Erkrankungen, Trauma
Invasive Verfahren
Perikardpunktion (diagnostisch und therapeutisch):
Insbesondere bei eitrigem, tuberkulösem und neoplastischem Perikarderguss
Bei unklaren, symptomatischen Perikardergüssenohne Ansprechen auf NSAR für mindestens eine Woche) zur weiteren Abklärung und Identifikation von behandelbaren Ursachen
Bei einer Perikardtamponade oder einem großen Perikarderguss (>20 mm enddiastolisch)
Rechtsherzkatheter:
Rechtsherzkatheter (Druckmessung): Nachweis einer konstriktiven Komponente bei unklaren Befunden in der Echokardiographie
Koronarangiographie:
Koronarangiographie: Ausschluss eines akuten Myokardinfarktes
Perikardioskopie:
Perikardioskopie: makroskopische Perikardbeurteilung und ggf. Entnahme von Perikardbiopsien
Endomyokardbiopsie:
Endomyokardbiopsie: einzige Methode zur sicheren Beurteilung einer Myokardbeteiligung (nur bei einer Herzinsuffizienzsymptomatik/reduzierten LVEF)
Diagnostische Kriterien der ESC
Mindestens 2 Kriterien sollten erfüllt sein:
Perikarditische Thoraxschmerzen (belastungsunabhängig, scharf, stechend, bei Inspiration und im Liegen verstärkt, im Sitzen oder beim nach vorne Beugen vermindert ➜ ca. 85-90% der Patient:innen)
Perikarditistypische EKG-Veränderungen (diffuse, nicht regionärzuordbare PQ-Streckensenkungen und ST-Streckenhebungen ➜ ca. 60% der Patient:innen)
Neuer oder progredienter Perikarderguss (ca. 60% der Patient:innen)
Perikardreiben in der Auskultation (unter 1/3 der Patient:innen)
Weitere Hinweise: erhöhte Entzündungsparameter, Nachweis einer perikardialen Entzündung im CT oder MRT
Achtung
Da sich die Perikarditis sehr ähnlich zu einem akuten Myokardinfarkt darstellen kann, sollte dieser zuerst ausgeschlossen werden. Bei einer milden Perikarditis muss nicht unbedingt die kausale Ursache identifiziert werden. Wenn es zu einer raschen Besserung kommt, genügt eine Basisdiagnostik aus klinischer Untersuchung, Labordiagnostik, EKG, Echokardiographie und einem Röntgen-Thorax.
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Vorgehen/Therapie
Häufig selbstlimitierende Verläufe
Bei milden Verläufen ambulante Therapie und Kontrolle nach einer Woche möglich
Stationäre Therapie, insbesondere bei den folgenden Risikofaktoren:
Fieber >38 °C
Hinweise für eine spezifische Ursache (z.B. Hinweise für eine rheumatologische Grunderkrankung)
Langsamer/subakuter Verlauf: Hinweis für eine spezifische Ursache (z.B. Neoplasien, Tuberkulose oder rheumatologische Grunderkrankung)
Großer Perikarderguss (>20 mm enddiastolisch) und/oder Herzbeuteltamponade
Kein Ansprechen auf eine antiinflammatorische Therapie nach mindestens einwöchiger Behandlung
Myokardbeteiligung
Immunsuppression
Orale Antikoagulation
Trauma
Strenge körperliche Schonung bis zur Symptomfreiheit undNormalisierung des CRP-Wertes
Bei isolierter Perikarditis: mindestens 3 Monate Sportverbot seit Symptombeginn
Bei Myoperikarditis: mindestens 6 Monate Sportverbot seit Symptombeginn
Sportfreigabe erst bei kompletter Ausheilung und normwertiger Diagnostik (insb. CRP-Wert, EKG, Echokardiographie)
Kausale Therapie bei spezifischer Ursache:
Bei bakterieller Infektion, Tuberkulose, rheumatischem Fieber:Antibiotika
Bei eitrigem Perikarderguss: frühzeitige Einleitung einer antibiotischen Therapie, chirurgische Sanierung und bei Vorliegen einer Erregerdiagnostik Anpassung der antibiotischen Therapie
Bei Pilzinfektion: Antimykotika
Bei Virusinfektion (z.B. HIV): Virostatika (bei milden Verläufen einer unklaren Perikarditis muss keine virologische Diagnostik und Therapie erfolgen)
Bei medikamentenassoziierter Perikarditis: Absetzen der Medikamente
Bei urämischer Perikarditis:Dialyse
Therapie der Grunderkrankung: z.B. onkologische Therapie bei Neoplasien oder rheumatologische Therapie bei rheumatologischer Grunderkrankung
Intraperikardiale Applikation: über eine Perikarddrainage ist auch eine Medikamentenapplikation möglich
Perikardpunktion (siehe auch Perikarderguss):
Insbesondere bei größeren Ergüssen oder einer Perikardtamponade
Bei unklaren Ergüssen zur weiteren diagnostischen Abklärung (auch im Rahmen einer therapeutischen Perikardpunktion sollteeine Untersuchung des Ergussmaterials erfolgen)
Perikardektomie: chirurgische Resektion von Perikard
Insbesondere bei einer konstriktiven Perikarditis, persistierenden Infektion, eitrigen Ergüssen, rezidivierenden Perikardtamponaden
Antiinflammatorische und analgetische Therapie:
Akute und persistierende Perikarditis:
NSAR:
z.B. ASS 1000 mg p.o. alle 8 Stunden ➜ bis Symptomfreiheit und CRP-Normalisierung ➜ anschließend Reduktion um 250-500 mg alle 1-2 Wochen
Oder Ibuprofen 600 mg p.o. alle 8 Stunden ➜ bis Symptomfreiheit und CRP-Normalisierung ➜ anschließend Reduktion um 200-400 mg alle 1-2 Wochen
Achtung
Ibuprofen hemmt die COX reversibel. Wenn Ibuprofen vor ASS eingenommen wird blockiert es die Bindungsstelle der COX und ASS kann seine Wirkung (irreversible Hemmung der COX) nicht entfalten. ASS sollte daher ca. eine halbe Stunde vor Ibuprofen eingenommen werden. Nehmen die Patient:innen bereits ASS ein, sollte dieses gegenüber Ibuprofen bevorzugt werden.
Zusätzlich Colchicin 0,5 mg p.o. 1-mal täglich (<70 Kg) oder 2-mal täglich (>70 Kg) für 3 Monate ➜ Dosishalbierung bei eingeschränkter Leber- und/oder Nierenfunktion (KI: bei schwerer Lebererkrankung, GFR <30 ml/min., Schwangerschaft, Stillzeit)
Aktuell keine Empfehlung zum Einsatz bei einer myokardialen Beteiligung (Myoperikarditis), neuere Studiendaten suggerieren jedoch eine sichere Einsatzmöglichkeit. Der Einsatz von NSAR ist bei einer myokardialen Beteiligung (Myoperikarditis) empfohlen
Achtung
Colchicin weist eine Reproduktionstoxizität auf. Während der Einnahme sollte eine sichere Verhütung erfolgen. Männer sollten bis zu 6 Monate nach der letzten Einnahme von Colchicin keine Kinder zeugen. Hierüber sollte eine Aufklärung erfolgen.
Nach Ausschluss einer infektiösen Genese und gegebener Indikation: Glucocorticoide (z.B. Prednisolon 0,2-0,5 mg/KgKG/Tag p.o. bis Symptomfreiheit und Normalisierung des CRP-Wertes ➜ anschließend langsam Ausschleichen (Ausschleichschema beachten))
Bei Versagen der Therapie mit NSAR und Colchicin oder Kontraindikationen gegen diese
Bei rheumatologischen Erkrankungen
Die Therapie mit Glucocorticoiden führt häufig zu einer schnellen Besserung der Symptome. Jedoch kommt es häufiger zu einer Chronifizierung der Perikarditis, Verläufen, die abhängig von der Gabe von Steroiden sind und zu vermehrten Rezidiven. Weiterhin kann eine langfristige Steroidtherapie zu Nebenwirkungen führen. Daher sind Glucocorticoidenicht Bestandteil der Erstlinientherapie der akuten Perikarditis
Bei langfristiger Einnahme zusätzlich Calcium und Vitamin D und bei einem Osteoporoserisiko Bisphosphonate
Rezidivierende und chronische Perikarditis:
Dosisangaben siehe akute und persistierende Perikarditis
NSAR: Dauer bei schweren Verläufen ggf. verlängern
Colchicin für mindestens 6 Monate
Ggf. Glucocorticoide in Kombination mit NSAR und Colchicin
Bei Symptomfreiheit und Normalisierung des CRP-Wertes: langsames ausschleichen ➜ jeder Wirkstoff einzeln:Glucocorticoid ➜ NSAR ➜ Colchicin (im Falle eines Rezidivs bei der Reduktion des Glucocorticoids sollten zuerst die NSAR erhöht werden)
Konstriktive Perikarditis:
Im MRT lässt sich beurteilen, ob eine aktive Entzündung des Perikards vorliegt. In diesem Fall kann eine antiinflammatorische Therapie zur Therapie der konstriktiven Perikarditis beitragen
Bei Perikarderguss: ggf. zuerst Perikardpunktion und Drainage des Ergusses
Antiinflammatorische Therapie für 2-3 Monate
Bei Therapieversagen ggf. Perikardektomie
Bei fortgeschrittener Erkrankung, hohem OP-Risiko oder nur gering ausgeprägter Symptomatik: medikamentöse Symptomkontrolle (antiinflammatorische Therapie, analgetische Therapie und ggf. medikamentöse Herzinsuffizienztherapie)
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Komplikationen
Rezidive (in bis zu 30% der Fälle, meistens in den ersten 18 Monaten nach Erstereignis) ➜ Minderung der Rezidivrate durch eine Behandlung mit Colchicin um bis zu 50%
Konstriktive Perikarditis:
Geringes Risiko bei einer viralen oder idiopathischen Ursache (<1% der Fälle)
Leicht erhöhtes Risiko bei einer autoimmunen oder neoplastischenGenese (2-5% der Fälle) ➜ häufigste Auslöser sind eine Herzoperationund eine mediastinale Bestrahlung
Hohes Risiko bei einer bakteriellen Infektion (insbesondere bei einem eitrigen Perikarderguss) und einer Tuberkulose (20-30% der Fälle)
In Ländern des globalen Nordens sind bakterielle Erreger und insbesondere eine Tuberkulose als Ursache für eine konstriktive Perikarditis relativ selten. Daher ist eine virale oder idiopathische Genese für 42-49% der konstriktiven Perikarditiden verantwortlich (jedoch kommt es nur in unter einem Prozent der viralen oder idiopathischen Perikarditiden zu einer konstriktiven Perikarditis)
Herzbeuteltamponade:
Meistens zu Beginn im akuten Stadium
Seltener bei einer viralen oder idiopathischen Perikarditis
Häufiger bei einer eitrigen Perikarditis, Tuberkulose, Neoplasie oder einer Myxödemperikarditis
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Prognose
Bei viraler und idiopathischer Genese: gute Prognose, hohes Rezidivrisiko (bis zu 30% der Patient:innen sind im Verlauf erneut von einer Perikarditis betroffen)
Bei bakterieller und onkologischer Genese: Mortalität 20-30% (bei einer frühzeitigen Therapie einer eitrigen Perikarditis überleben bis zu 85% aller betroffenen Patient:innen; bei einer ausbleibenden Therapie verläuft die eitrige Perikarditis häufig tödlich)
Bei konstriktiver Perikarditis: kurativ behandelbar; unbehandelt schlechte Prognose
Bei myokardialer Beteiligung (Myoperikarditis): gute Prognose (Todesfälle oder Entwicklung einer Herzinsuffizienz durch eine Myoperikarditis sehr unwahrscheinlich; Rezidive möglich)
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Fallbeispiel
Für ein praktisches EKG-Fallbeispiel zum Üben der EKG-Auswertung siehe: EKG-Fallbeispiel 21
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