Zusammenfassung
Der Gefäßzugang über einen peripheren Venenverweilkatheter stellt die Lebensversicherung der Patient:innen in der Anästhesie dar. Die Gewährleistung eines sicheren Gefäßzugangs ist unerlässlich für die Durchführung einer Anästhesie. Der Standardzugang ist dabei der periphere Veneverweilkatheter (PVK, Viggo, Flexüle, Braunüle etc.).
Indikation
- Standardzugang zur intravenösen Gabe von Medikamenten oder Infusionen
- Vorteile:
- Leicht durchführbar, gut zugänglich
- Bei Verwendung von kurzen, dicken Kanülen
→ Infusion großer Flüssigkeitsmengen möglich!
Relative Kontraindikationen
AchtungIm Notfall bestehen keine absoluten Kontraindikationen!
- Wunden oder Hautschädigungen
- Extremität mit operativem Shunt oder nach axillärer Lymphadenektomie
- Keine Anlage an gelähmten Extremitäten
TippBei Patient:innen mit fortgeschrittener Nierenschädigung sollten die Venen am Unterarm und in der Ellenbeuge für eine eventuelle Shunt-Operation geschont werden. Die Punktion sollte am Handrücken erfolgen.
Lokalisation
- Handrücken (bevorzugte Lokalisation)
- Unterarm
- Ellenbeuge
- Ggf. Fußrücken
- Ggf. V. jugularis externa (Cave: mündet rechtwinklig in V. subclavia)

"Placement of intravenous cannula 2.jpg" von HoRaMi, CC BY-SA 3.0, http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/, via Wikimedia Commons
Material
- Stauschlauch
- Desinfektionsspray
- Keimarme Tupfer
- Handschuhe
- Venenverweilkanüle
- Schlitzpflaster zur Fixierung
- Vorbereitete Infusion mit Dreiwegehahn (in der Narkoseeinleitung
)
Durchführung
- Anlage des Stauschlauchs und Inspektion beider Arme auf geeignete Punktionsstellen
- Zweizeitige Desinfektion der Punktionsstelle (Sprühen – Wischen – Sprühen)
- Einstechen der Kanüle und Punktion der Vene
- Sofern Vene korrekt punktiert ist, füllt sich der Konus mit Blut
- Der Plastikkatheter kann nun über den Stahlmandrin hinweg in das Gefäß geschoben werden (Stahlmandrin dient als Führung)
- Öffnung des Stauschlauchs und Fixierung des Katheters mit Schlitzpflaster
- Entfernung des Stahlmandrins
- Anschluss der vorbereiteten Infusion mit Dreiwegehahn
- Starten der Infusion
Tipps
- Ordentlich stauen: nicht zu locker und nicht zu fest
- Den Arm bei der Venensuche herunterhängen lassen, ggf. leicht auf die Vene klopfen (Cave: Kaliumwert ↑)
- Straffe die Haut mit der freien Hand, um die Vene gut zu fixieren
- Nicht zu langsam durch die Haut stechen, das kann sehr schmerzhaft sein
- Punktion einer Vene, die Y-förmig zusammenläuft
- Nadel mit Katheter weit genug in Gefäß vorschieben → Sonst befindet sich die Nadel bereits innerhalb des Gefäßes (Blut
im Konus), während der Katheter noch außerhalb liegt und sich nicht vorschieben lässt - Wenn sich der PVK nicht vorschieben lässt, etwas mit NaCl anspülen
- Frage nach Hilfe, wenn du mehrfach erfolglos warst
- Beide Flügel des Schlitzpflasters überlappend kleben, um ein Herausrutschen zu vermeiden
- Bei Anschluss der Infusion kann es hilfreich sein, die Patient:innen zu bitten, den Arm aufzustellen → So hilft dir die Schwerkraft, kein Blut
läuft aus dem Katheter und du hast Zeit, die Infusion in Ruhe anzuschließen! - Gelegentlich saugt sich die Katheterspitze an die Gefäßwand an → Dann kann Zug am Katheter den Zugang wieder zum Laufen bringen → Mit einem zusätzlichen Klebestreifen kann man den Katheter in der entsprechenden Position fixieren
- Punktionswinkel nicht zu steil wählen → Dadurch werden die vordere und hintere Venenwand aufeinander gedrückt und beide werden durchstochenen → Die Vene ist „geplatzt“ → Stauschlauch lösen und Punktionsstelle komprimieren

InfoHagen-Poiseuille-Gesetz
Gemäß dem Hagen-Poiseuille-Gesetz
ist die Infusionsgeschwindigkeit proportional zur vierten Potenz des Radius und umgekehrt proportional zur Länge des Infusionssystems. Zur Infusion großer Volumina werden dementsprechend kurze, großlumige Zugänge benötigt. Ein klassischer ZVK ist daher eher ungeeignet. Ein orangefarbener PVK (G14) besitzt eine Flussrate von
~340 ml/min. Im Vergleich dazu hat ein dreilumiger ZVKmit einer Länge von 20 cm über den G14-Schenkel nur eine Flussrate von ~85 ml/min!
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Quellen
- Prävention von Infektionen, die von Gefäßkathetern ausgehen, Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut
- Periphere und zentrale Venenkatheter, Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene