Zusammenfassung
Pflegetheorien und Pflegemodelle bilden die wissenschaftliche Grundlage professioneller Pflege. Sie erklären und strukturieren pflegerisches Handeln, ermöglichen eine reflektierte und nachvollziehbare Praxis und fördern eine personenorientierte, ganzheitliche und evidenzbasierte Versorgung. Während Theorien pflegerische Phänomene systematisch beschreiben und erklären, dienen Pflegemodelle als praxisnahe Orientierungshilfen im Pflegealltag. Dieser Artikel bietet einen strukturierten Überblick über zentrale Konzepte und ihre Bedeutung für Pflegepraxis, Ausbildung und Forschung.
Definitionen
Kategorie | Definition | Merkmale |
---|---|---|
Pflegetheorie | Theoretische Grundlage der Pflege mit logisch verknüpften Aussagen |
|
Pflegemodell | Aus Theorien abgeleitete, praxisorientierte Struktur zur Beschreibung pflegerischer Realität |
|
Konzept | Baustein innerhalb einer Theorie oder eines Modells |
|
Entwicklung der Pflegetheorien
Pflegetheorien bilden das wissenschaftliche Fundament der modernen Pflegepraxis. Sie definieren zentrale Begriffe wie Gesundheit, Person, Umwelt und Pflege. Des Weiteren ermöglichen sie es Pflegekräften, komplexe Situationen systematisch zu erfassen und patient:innenzentrierte Entscheidungen zu treffen. Ursprünglich war Pflege eine rein aufgabenorientierte Tätigkeit, doch durch die Entwicklung theoretischer Modelle – angefangen bei Florence Nightingales Umwelttheorie bis hin zu modernen Konzepten wie Jean Watsons Theorie des Mitgefühls – hat sich die Pflege zu einer eigenständigen, reflektierten Disziplin entwickelt.
Pflegetheorien beinhalten strukturierende Elemente wie Konzepte, Phänomene, Definitionen und Annahmen. Diese ermöglichen es, pflegerische Handlungen wissenschaftlich zu begründen und weiterzuentwickeln. Dabei ist die klinische Urteilsbildung ein zentraler Aspekt. Pflegende nutzen theoretisches Wissen, um individuelle, ganzheitliche Pflege zu gestalten – unter Berücksichtigung von körperlichen, emotionalen, sozialen und kulturellen Aspekten der Patient:innen sowie ihres Umfelds.
In einer zunehmend komplexen Gesundheitslandschaft dienen Pflegetheorien nicht nur der Praxis, sondern auch der Ausbildung, Forschung und ethischen Orientierung
Interdisziplinäre Grundlagen der Pflegetheorien
Interdisziplinäre Grundlagen von Pflegetheorien erkennen die enge Verknüpfung verschiedener Fachdisziplinen an und deren Einfluss auf die Entwicklung und Anwendung pflegerischen Wissens. Eine Vielzahl an Fachrichtungen trägt zu den unterschiedlichen theoretischen Rahmenmodellen in der Pflege bei – darunter Biologie, Medizin, Psychologie, Soziologie, Anthropologie, Philosophie und Pädagogik.
Disziplin | Beitrag zur Pflege |
---|---|
Biologie | Grundlage für das Verständnis von Anatomie, Physiologie und Pathologie |
Medizin | Liefert Konzepte zu Gesundheit, Krankheit und die physiologische Basis pflegerischer Maßnahmen |
Psychologie | Erklärt Verhalten, Emotionen und Kognition und Grundlage für therapeutische Kommunikation und psychiatrisch-pflegerische Ansätze |
Soziologie | Analysiert soziale Determinanten von Gesundheit, kulturelle Einflüsse und gesellschaftliche Strukturen |
Anthropologie | Bietet kulturübergreifende Perspektiven auf Gesundheit, Krankheit, Traditionen und Verhaltensweisen |
Philosophie | Fördert ethisch-moralische Reflexionen und hilft bei der Begründung pflegerischer Entscheidungen in komplexen Situationen |
Pädagogik | Beeinflusst Pflegeausbildung und -weiterbildung durch Konzepte der Didaktik, Erwachsenenbildung und Curriculum-Entwicklung |
Der Nutzen von Pflegetheorien
Pflegetheorien bilden die Grundlage für professionelle und einheitliche Pflegepraxis. Pflegeeinrichtungen sind verpflichtet, ein Pflegekonzept vorzuhalten, das sich auf mindestens eine Pflegetheorie stützt. Theoriegeleitetes Arbeiten ermöglicht es Pflegefachkräften, ihr Handeln systematisch zu planen, zu reflektieren und zu evaluieren. Dafür müssen Pflegeteams grundlegende Fragen zum eigenen Pflegeverständnis, zu Zielen, Aufgaben, Sichtweisen auf Gesundheit und Krankheit sowie zu den Besonderheiten der Patient:innen beantworten.
Die Auswahl einer passenden Theorie oder Modellkombination fördert ein gemeinsames Pflegeverständnis und eine einheitliche Fachsprache im Team. So wird aus individuellem Handeln ein abgestimmtes und verbindliches Vorgehen. Die Auseinandersetzung mit Pflegetheorien ist ein kontinuierlicher Prozess, der idealerweise von allen Ebenen der Einrichtung getragen und weiterentwickelt wird.
Reichweiten von Pflegetheorien
Pflegetheorien lassen sich anhand ihres Abstraktionsgrads in drei Reichweiten einteilen: Theorien großer, mittlerer und geringer Reichweite. Diese Einteilung hilft Pflegekräften, passende Theorien für ihre Praxis, Forschung oder Ausbildung auszuwählen.
Theorien großer Reichweite | Theorien mittlerer Reichweite, auch Pflegemodelle genannt | Theorien geringer Reichweite, auch Mikrotheorien oder Konzepte |
---|---|---|
|
|
|
Afaf Meleis (Pflegetheoretikerin) systematisierte Theorien großer Reichweite in drei inhaltliche Schwerpunkte:
- Bedürfnistheorien (z.B. Henderson, Orem): Pflege dient der Bedürfnisbefriedigung
- Interaktionstheorien (z.B. Peplau, Orlando): Der Beziehungsgestaltung zwischen Pflegekraft und Patient:in kommt zentrale Bedeutung zu
- Ergebnistheorien (z.B. Levine, Roy, Rogers): Pflege zielt auf die Wiederherstellung des Gleichgewichts zwischen Mensch und Umwelt
Diese Einteilung unterstützt Pflegende dabei, pflegerisches Handeln theoretisch zu fundieren, praxisnah umzusetzen und reflektiert weiterzuentwickeln.
Theorie des Selbstpflegedefizits nach Orem
Orems Theorie stellt ein differenziertes Modell zur Verfügung, um Pflegebedarfe systematisch zu erkennen, zu planen und individuell angemessen umzusetzen – mit dem Ziel, die Selbstständigkeit der Pflegeempfänger zu fördern und ihre Lebensqualität zu verbessern.
Dorothea Orems Theorie besteht aus drei miteinander verknüpften Teiltheorien mittlerer Reichweite:
1. Theorie der Selbstpflege:
- Selbstpflege: Zielgerichtete, bewusste Handlungen zur Erhaltung von Gesundheit und Wohlbefinden (z.B. Körperpflege
) - Dependenzpflege: Unterstützung bei der Selbstpflege in bestimmten Lebensphasen oder bei Krankheit
- Selbstpflegebedarf: Entsteht aus allgemeinen, entwicklungsbedingten und gesundheitsbezogenen Erfordernissen
- Situativer Selbstpflegebedarf: Konkrete, individuelle Pflegebedarfe in einer bestimmten Situation → beeinflusst durch Faktoren wie Alter, Gesundheitszustand, Umwelt usw.
- Aufgabe der Pflegefachkraft: Den situativen Selbstpflegebedarf erfassen und geeignete Maßnahmen planen
2. Theorie des Selbstpflegedefizits:
- Selbstpflegekompetenz: Fähigkeit, eigene Pflegebedürfnisse zu erkennen und zu erfüllen
- Dependenzpflegekompetenz: Fähigkeit, Pflegebedarfe anderer zu erkennen und darauf zu reagieren
- Selbstpflegeeinschränkungen: Einschränkungen im Wissen, der Entscheidungsfähigkeit oder Handlungskompetenz
- Selbstpflegedefizit: Liegt vor, wenn die Selbstpflegekompetenz nicht ausreicht, um den situativen Pflegebedarf zu decken → teilweise oder vollständig
3. Theorie des Pflegesystems:
Orem unterscheidet drei Pflegesysteme, je nach Fähigkeit des Pflegeempfängers zur Selbstpflege:
- Vollständig kompensatorisch: Pflegekraft übernimmt alle Handlungen (z.B. bei bewusstlosen Patient:innen)
- Teilweise kompensatorisch: Pflege wird gemeinsam durchgeführt (z.B. bei eingeschränkter Mobilität
) - Unterstützend-erzieherisch: Pflegekraft unterstützt bei der Durchführung und vermittelt Fähigkeiten zur Selbstpflege (z.B. bei Demenz)
- Methoden des Helfens: Pflegefachkräfte unterstützen durch
- Übernahme von Handlungen
- Anleitung und Führung
- Physische und psychische Unterstützung
- Gestaltung eines förderlichen Umfelds
- Unterrichtung und Schulung der Pflegeempfänger
Peplaus Theorie der interpersonellen Beziehungen
Hildegard Peplaus Theorie der interpersonellen Beziehungen stellt die therapeutische Beziehung zwischen Pflegekraft und Patient:in in den Mittelpunkt. Ziel ist es, durch die bewusste Gestaltung dieser Beziehung die Genesung positiv zu beeinflussen.
Die Theorie gliedert sich in vier Phasen:
- Orientierungsphase: Patient:in sucht Hilfe, erste Beziehung zur Pflegekraft entsteht
- Identifikationsphase: Patient:in erkennt seine Situation, Pflegekraft hilft bei der Problemdefinition
- Nutzungsphase (Exploitation): Patient:in nimmt Hilfe aktiv in Anspruch, um Probleme zu bewältigen
- Ablösungsphase (Resolution): Patient:in erreicht Unabhängigkeit, Beziehung wird beendet
Peplau verstand Pflege als aktiven, interaktiven und heilungsfördernden Prozess, bei dem die Pflegekraft als Ressource, Beraterin und Unterstützerin agiert. Empathie
Die Theorie hilft Pflegekräften, über reine Aufgaben hinauszugehen und durch aktives Zuhören, Einfühlungsvermögen
Rogers’ Theorie der Einheit des Menschen
Martha Rogers’ Theorie der Einheit des menschlichen Wesens (Science of Unitary Human Beings) ist eine Pflegetheorie, die sich von klassischen medizinischen Modellen abhebt. In den 1970er-Jahren formuliert, betrachtet sie den Menschen nicht als Summe einzelner Teile, sondern als einheitliches, offenes Energiesystem, das in ständiger Wechselwirkung mit seiner Umwelt steht. Der Mensch wird dabei als unteilbares Energiefeld begriffen, das mit dem Umweltfeld in dynamischen Mustern interagiert.
Zentral ist das Konzept des „Universum-Mensch-Umwelt-Prozesses“: Individuen sind untrennbar mit dem kosmischen Umfeld verbunden und entwickeln sich kontinuierlich in Mustern von Organisation und Komplexität. Pflegeinterventionen sollen nach Rogers dazu beitragen, die energetischen Muster eines Menschen positiv zu beeinflussen, also Musterbildung (patterning) und Umstrukturierung von Mustern (repatterning) führen, um Gesundheit zu fördern.
Diese Theorie betont Individualität, Ganzheitlichkeit und kreative Pflegeansätze. Rogers forderte dazu auf, alternative und innovative Methoden zu nutzen, um das Wohlbefinden des Menschen im Einklang mit seiner Umwelt zu unterstützen. Trotz der häufig kritisierten Abstraktheit und schwierigen Anwendbarkeit in der Praxis hat die Theorie wichtige Impulse für ganzheitlich orientierte Pflegekonzepte geliefert und Diskussionen über Pflegeverständnis, Energiemodelle und die Rolle der Umwelt angestoßen.
Kritisch wird angemerkt, dass es an empirischer Belegbarkeit, klarer Sprache und breiter Anwendbarkeit mangelt. Dennoch gilt Rogers’ Theorie als einflussreich im Diskurs über pflegerische Ganzheitlichkeit und den erweiterten Blick auf den Menschen im Kontext seiner Umwelt.
Modell der Krankheitsverlaufskurve
Das Krankheitsverlaufskurvenmodell – auch Trajekt-Modell genannt – wurde von Juliet Corbin und Anselm Strauss auf Grundlage intensiver Forschung zu chronischen Erkrankungen entwickelt. Es zählt zu den Theorien mittlerer Reichweite und gewinnt angesichts der steigenden Zahl chronisch erkrankter Menschen zunehmend an Bedeutung für die pflegerische Praxis.
Im Mittelpunkt des Modells steht nicht der pathophysiologische Verlauf der Krankheit, sondern die Auswirkungen auf Patient:innen und deren soziales Umfeld sowie deren Bewältigungsstrategien. Corbin und Strauss verstehen chronische Erkrankung als einen dynamischen, oft langjährigen Prozess, vergleichbar mit einer Schiffsreise: Der grobe Verlauf ist bekannt, doch der konkrete Weg ist unvorhersehbar. Pflegekräfte sollen mithilfe des Modells typische Probleme, Reaktionen und Anpassungsleistungen chronisch kranker Menschen besser erkennen und professionell begleiten können.
Der Krankheitsverlauf wird dabei als individueller Prozess beschrieben, der von zahlreichen Faktoren beeinflusst wird, z.B. der Art der Erkrankung, der Reaktion der Betroffenen darauf sowie den verfügbaren Ressourcen und Bewältigungsmöglichkeiten. Pflege wird in diesem Modell als kontinuierliche Unterstützung verstanden, die sich an den jeweiligen Phasen der Erkrankung orientiert.
Das Modell unterscheidet neun Phasen, die in keinem festen Ablauf verlaufen müssen, sich jedoch oft in ähnlicher Weise wiederfinden:
Phase | Kennzeichen | Ziel der Bewältigung |
---|---|---|
Pretrajectory (vor dem Beginn der chronischen Krankheit) |
|
|
Trajectory onset (Beginn des Krankheitsverlaufs) |
|
|
Stable (stabile Phase) |
|
|
Unstable (unstabile Phase) |
|
|
Acute (akute Phase) |
|
|
Crisis (kritische Phase) |
|
|
Comeback (Phase der Rückkehr) |
|
|
Downward (Phase der Abwärtsbewegung) |
|
|
Dying (Phase des Sterbens) |
|
|
Prüfungswissen
Definitionen:
- Pflegetheorie:
- Wissenschaftliche Grundlage der Pflege
- Beschreibt Pflege, ihre Aufgaben und Ziele
- Leitet Forschung und Praxis an
- Beispiel: Selbstpflege-Defizit-Theorie (Orem)
- Pflegemodell:
- Mittlere Theorie, abgeleitet aus Pflegetheorien
- Bezieht sich auf Mensch, Gesundheit, Umwelt, Pflege
- Unterstützt Pflegeplanung und -konzepte
- Konzept:
- Kleinste Theoriebausteine
- Grundlage konkreter Handlungsanweisungen
- Empirisch überprüfbar (z.B. Schmerz) oder abstrakt (z.B. Wohlbefinden)
- Basis für einrichtungsspezifische Pflegekonzepte
Geschichte und Entwicklung der Pflegetheorien:
- Pflegetheorien bilden die wissenschaftliche Grundlage der modernen Pflege
- Definieren zentrale Begriffe wie Gesundheit, Person, Umwelt und Pflege
- Ursprung: von aufgabenorientierter Tätigkeit zur reflektierten Disziplin (z.B. Nightingale, Watson)
- Strukturieren pflegerisches Handeln mit Konzepten, Definitionen, Annahmen
- Unterstützen klinische Urteilsbildung für ganzheitliche, patientenzentrierte Pflege
- Dienen Praxis, Ausbildung, Forschung und ethischer Orientierung
- Stärken berufliches Selbstverständnis und gemeinsame Fachsprache im Team
- Fördern evidenzbasierte, kultursensible und professionelle Pflege
Interdisziplinäre Grundlagen der Pflegetheorien | Der Nutzen von Pflegetheorien | Reichweiten von Pflegetheorien |
---|---|---|
|
|
|
Theorie des Selbstpflegedefizits nach Orem:
- Ziel: Systematische Erfassung und Deckung von Pflegebedarfen zur Förderung der Selbstständigkeit und Lebensqualität
- Besteht aus drei Teiltheorien mittlerer Reichweite:
- Theorie der Selbstpflege:
- Selbstpflege: bewusste, zielgerichtete Handlungen zur Gesunderhaltung
- Dependenzpflege: Unterstützung bei eingeschränkter Selbstpflegefähigkeit
- Selbstpflegebedarf: ergibt sich aus allgemeinen, entwicklungs- und gesundheitsbezogenen Erfordernissen
- Situativer Selbstpflegebedarf: individuelle, kontextabhängige Pflegebedarfe
- Theorie des Selbstpflegedefizits:
- Selbstpflegekompetenz: Fähigkeit, eigene Pflegebedarfe zu erfüllen
- Dependenzpflegekompetenz: Fähigkeit, Pflege für andere zu leisten
- Selbstpflegeeinschränkungen: z.B. durch fehlendes Wissen oder eingeschränkte Fähigkeiten
- Selbstpflegedefizit: Selbstpflegekompetenz < Pflegebedarf → teilweise oder vollständig
- Theorie des Pflegesystems:
- Vollständig kompensatorisch
- Teilweise kompensatorisch
- Unterstützend-erzieherisch
- Methoden des Helfens
- Theorie der Selbstpflege:
Peplaus Theorie der interpersonellen Beziehungen:
- Ziel: Förderung der Genesung durch bewusste, therapeutische Beziehung zwischen Pflegekraft und Patient:in
- Kern: Pflege ist ein interaktiver, heilungsfördernder Prozess
- Vier Phasen der Beziehung:
- Orientierungsphase: Erste Kontaktaufnahme, Patient:in sucht Hilfe
- Identifikationsphase: Problemdefinition mit Unterstützung der Pflegekraft
- Nutzungsphase (Exploitation): Patient:in nutzt aktiv Hilfe zur Problembewältigung
- Ablösungsphase (Resolution): Beziehung endet, Patient:in wird unabhängig
- Rolle der Pflegekraft:
- Ressource, Unterstützerin und Beraterin
- Einsatz von Empathie
, Kommunikation und Vertrauen
- Bedeutung:
- Besonders wichtig in der psychiatrischen Pflege
- Fördert partnerschaftliches, nicht-stigmatisierendes Pflegeverständnis
- Humanisiert die Pflegepraxis durch psychosoziale Begleitung und Beziehungsarbeit
Rogers’ Theorie der Einheit des Menschen:
- Grundidee: Mensch ist ein unteilbares, offenes Energiesystem, das in Wechselwirkung mit dem Umweltfeld steht
- Zentrales Konzept: Universum-Mensch-Umwelt-Prozess – kontinuierliche Entwicklung in Mustern von Organisation und Komplexität
- Ziel der Pflege: Beeinflussung energetischer Muster durch patterning (Musterbildung) und repatterning (Umstrukturierung), um Gesundheit zu fördern
- Pflegeverständnis: Betonung von Individualität, Ganzheitlichkeit und kreativen, oft alternativen Methoden
- Stärken: Impulse für ganzheitlich orientierte Pflegekonzepte und Diskussionen über Umwelt, Energie und Pflegeverständnis
- Kritik: Abstrakt, schwer empirisch belegbar, begrenzte praktische Anwendbarkeit
- Reichweite: Große Reichweite (hoher Abstraktionsgrad, theoretisches Rahmenmodell)
Modell der Krankheitsverlaufskurve:
- Theorie mittlerer Reichweite, entwickelt für die Pflege chronisch erkrankter Menschen
- Fokus: Auswirkungen der Krankheit auf Patient:innen und Umfeld, nicht der rein medizinische Verlauf
- Ziel: Pflegefachkräfte sollen typische Phasen, Probleme und Bewältigungsstrategien erkennen und begleiten
- Krankheitsverlauf: Als individueller, dynamischer Prozess verstanden – beeinflusst durch Erkrankungstyp, Reaktion, Ressourcen und Pflege
- Phasen:
- Pretrajectory (vor dem Beginn der chronischen Krankheit)
- Trajectory onset (Beginn des Krankheitsverlaufs)
- Stable (stabile Phase)
- Unstable (unstabile Phase)
- Acute (akute Phase)
- Crisis (kritische Phase)
- Comeback (Phase der Rückkehr)
- Downward (Phase der Abwärtsbewegung)
- Dying (Phase des Sterbens)
- Pflegeverständnis: Kontinuierliche, phasenangepasste Unterstützung
- Nutzen: Grundlage für individuelle Pflegeplanung bei chronischen Verläufen
Quellen
- Bowen, C., Lindsay, D., Heather, M. (2024): Fundamentals of Nursing. OpenStax, Houston, Texas.
- Al-Abtah et al.: I care Pflege. Georg Thieme Verlag 2020, ISBN: 978-3-132-41828-8