Zusammenfassung
Ein Pleuraerguss ist eine Ansammlung von Flüssigkeit in einer oder beiden Pleurahöhlen. Er kann zu einer Behinderung der Lungenexkursion (Lungenausdehnung) und in der Folge zu Luftnot führen. Ein Pleuraerguss kann verschiedene Ursachen, wie z.B. eine Herzinsuffizienz

Cancer Research UK, CC BY-SA 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons: Es wurden die Markierungen und Beschriftungen ersetzt.
Pathophysiologie
Ein Pleuraerguss kann entweder durch ein Transsudat
Bei einem Transsudat
- Erhöhter hydrostatischer Druck in den Pleurakapillaren
- Erhöhter interstitieller Druck in der Lunge
- Erhöhter intraperitonealer Druck
- Verminderter intrapleuraler Druck
- Verminderter onkotischer Druck in den Blutgefäßen und/oder erhöhter onkotischer Druck im Pleuraspalt
- Mögliche Ursachen: Herzinsuffizienz
, nephrotisches Syndrom, Leberzirrhose , Peritonealdialyse , Lungenarterienembolie (bei einer Lungenarterienembolie kommt es eher zu einem Exsudat )
Bei einem Exsudat
- Mögliche Ursachen: Pneumonie
(parapneumonischer Erguss), Tuberkulose, Viruserkrankung (virale Pleuritis), Lungenarterienembolie (in 20% der Fälle Transsudat ), Tumorerkrankung
Diagnostik
Klinik und Anamnese
- Symptome:
- Zu Beginn meistens asymptomatisch
- Dyspnoe, trockener Husten, thorakale Schmerzen, Gewichtszunahme
- Vorerkrankungen: insbesondere kardiale Vorerkrankungen und aktuelle/kürzliche Infekte
- Medikamenteneinnahme
- Asbestexposition: Hinweis auf ein Pleuramesotheliom
- Körperliche Untersuchung:
- Asymmetrische Thoraxexkursion
- Verminderter Stimmfremitus
(an der Grenze zwischen Lunge und Pleuraerguss wird der Schall reflektiert und kommt somit nicht mehr so stark ausgeprägt an der Körperoberfläche an) - Auskultation:
- Abgeschwächtes/fehlendes Atemgeräusch (erst ab einem Erguss von >300 ml)
- Verminderte Bronchophonie
- Perkussion: gedämpfter Klopfschall
nach lateral ansteigend (Grenzlinie zwischen gedämpftem und sonorem Klopfschall wird als Ellis-Damoiseau-Linie bezeichnet)
Pleurasonographie
- Durchführung in sitzender Position
- Sehr sensitiv (Nachweis von Ergussmengen >20 ml möglich)
- Nachweis einer echoarmen/echofreien Struktur in den tiefsten Randwinkeln der Pleurahöhle (Recessus costodiaphragmaticus)
Figure 2 B und Figure 3 aus: Koeze J, Nijsten MW, Lansink AO, Droogh JM, Ismael F. Bedside lung ultrasound in the critically ill patient with pulmonary pathology: different diagnoses with comparable chest X-ray opacification. Crit Ultrasound J. 2012 Mar 6;4(1):1. doi: 10.1186/2036-7902-4-1. PMID: 22883221; PMCID: PMC3395035. The article, which contains the Figuresm is distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 2.0 International License (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0), which permits unrestricted use, distribution, and reproduction in any medium, provided the original work is properly cited. Copyright ©2012 Koeze et al; licensee Springer. Die Abbildungen wurden kombiniert. Es wurden die Markierungen und Beschriftungen ergänzt.
Figure 6 aus: Ha Young-Rock, Toh Hong-Chuen. Clinically integrated multi-organ point-of-care ultrasound for undifferentiated respiratory difficulty, chest pain, or shock: a critical analytic review. J Intensive Care. 2016 Aug 15;4:54. doi: 10.1186/s40560-016-0172-1. PMID: 27529030; PMCID: PMC4983789. , lizensiert unter CC BY 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/). Copyright © Ha Young-Rock, Toh Hong-Chuen. 2016 Es wurden die Markierungen und Beschriftungen ergänzt und die bestehenden Markierungen entfernt.
Röntgen-Thorax
- Seitaufnahme
im Stehen: Nachweis von einer Ergussmenge 100 ml möglich - Nachweis einer homogenen Verschattung der Randwinkel (Recessus costodiaphragmaticus)
- Aufgehobene Zwerchfellkontur, nach lateral ansteigende Verschattung (Ellis-Damoiseau-Linie: Grenzlinie zwischen Lunge und Erguss)
- Verschattung der gesamten Lunge mit einer Verdrängung des Mediastinums nach kontralateral ist möglich
Weitere Informationen zur praktischen Befundung siehe auch
Hellerhoff, CC BY-SA 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons. Das Bild wurde zugeschnitten.

Hellerhoff, CC BY-SA 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons.
CT-Thorax
- Nachweis auch geringer Ergussmengen möglich (sichelförmige Ansammlung zwischen der Lunge und der Thoraxwand)
- Unterscheidung zwischen einer Gewebsvermehrung der Pleura und einer Flüssigkeitsansammlung möglich
- Nachweis von einer Einblutung anhand der Dichtewerten
- Ggf. Identifikation einer Ursache (z.B. Nachweis eines Malignoms)
- Am besten nach einer Pleurapunktion ➜ geringere Ergussüberlagerung ➜ bessere Nachweisbarkeit von Veränderungen der Pleura oder der Lungen
Figure 1 und Figure 2 aus: Lee MS, Choi JH, Kim YU, Kim SW. Ring-shaped calcific constrictive pericarditis strangling the heart: a case report. Int J Emerg Med. 2014 Sep 30;7:40. doi: 10.1186/s12245-014-0040-5. PMID: 25635200; PMCID: PMC4306079. Lizensiert unter CC BY 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/). Copyright © 2014 Lee et al.; licensee Springer. Es wurden die Markierungen und Beschriftungen ergänzt.
Diagnostische Pleurapunktion
- Insbesondere bei einem großen Erguss mit Dyspnoe (vor allem therapeutisch)
- Für weitere Informationen siehe auch therapeutische Pleurapunktion
- Unklare Genese des Pleuraergusses
- Untersuchung des Punktates:
- Mikrobiologisch:
- Bakterienkultur: Aspiration von 20 ml über eine sterile Spritze und Beimpfung von Blutkulturen
(aerob und anaerob) - Ggf. Gram-Färbung oder Ziehl-Neelsen-Färbung: Aspiration von 20 ml mit einer sterilen Spritze ➜ Nativpräparat, Mikroskopie und ggf. PCR zum Nachweis von Mycobacterium tuberculosis
- Bakterienkultur: Aspiration von 20 ml über eine sterile Spritze und Beimpfung von Blutkulturen
- Pathologie:
- Zum Ausschluss eines malignen Ergusses: zytologischer Ausstrich
- Aspiration von 20 ml mit steriler Spritze und direkter Transport zur Pathologie
- Zum Ausschluss eines malignen Ergusses: zytologischer Ausstrich
- Klinische Chemie:
- Gesamteiweiß, Spezifisches Gewicht, LDH
- Cholesterin, Triglyceride: bei chylösem Erguss erhöht
- Amylase, Lipase: bei pankreatischem Erguss erhöht
- Ggf. Tumormarker
- Zellzahl:
- Neutrophilie: Hinweis auf akute Entzündung
- Lymphozytose: Hinweis auf Tuberkulose, Sarkoidose oder Lymphom
- Glucose
: ein verminderter Glucosewert kann auf einen malignen oder entzündlichen Erguss hindeuten - Bei dem V.a. ein Pleuraempyem: pH-Wert
- pH-Wert
von 7,1-7,3: eher bei parapneumonischem Erguss - pH-Wert
von unter 7,1: eher bei Pleuraempyem
- Light-Kriterien: Differenzierung zwischen Exsudat
und Transsudat - Es besteht ein Verdacht auf ein Exsudat
, wenn mindestens eines der Kriterien zutrifft: - Gesamteiweiß in der Pleuraflüssigkeit/Gesamteiweiß im Serum >0,5
- LDH-Wert in der Pleuraflüssigkeit/LDH-Wert im Serum >0,6
- LDH-Wert in der Pleuraflüssigkeit >200 U/L
- Es besteht ein Verdacht auf ein Exsudat
- Mikrobiologisch:
Wert | Transsudat | Exsudat |
---|---|---|
Gesamteiweiß im Pleuraerguss/ Gesamteiweis im Serum | <0,5 | >0,5 |
LDH im Pleuraerguss/ LDH im Serum | <0,6 | >0,6 (bei malignem Erguss häufig >1) |
LDH | <200 U/L (2/3 des Grenzwertes im Serum) | >200 U/L |
Dichte/ spezifisches Gewicht | <1.016 g/l | >1.016 g/l |
Cholesterin | <60 mg/dl | >60 mg/dl |
Gesamteiweiß | <30 g/l | >30 g/l |
Erguss | Makroskopisch | Mikroskopisch/ zytologisch | Laborchemisch |
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Unkomplizierter Pleuraerguss |
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Komplizierter para-pneumonischer Erguss |
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Pleuraempyem |
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Maligner Pleuraerguss |
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Hämatothorax |
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Tuberkulose |
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Gastrointestinale Fistel |
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Chylothorax |
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Differenzialdiagnostik:
- Pneumothorax
: hypersonorer Klopfschall (beim Pleuraerguss hyposonorer Klopfschall) - Pleuraschwarte (= “Narbe in der Pleura“): leicht gedämpfter Klopfschall
(keine nach lateral ansteigende Dämpfungslinie) - Pleuritis
Vorgehen/Therapie
- Behandlung der Grunderkrankung:
- z.B. Herzinsuffizienztherapie ➜ bei mäßiggradigem Pleuraerguss zunächst diuretische Therapie
- z.B. antiinfektive Therapie einer Pneumonie
- Pleurapunktion (diagnostische Pleurapunktion / therapeutische Pleurapunktion)
- Bei rezidivierenden Pleuraergüssen: Pleuradrainagen
- Bei Pleuraempyem ( ➜ Thoraxdrainage)
- Bei einem maligen Erguss und/oder einem Erguss, der medikamentös nicht beherrschbar ist, sollte eine Pleuradrainage erfolgen. Im Anschluss kann ggf. eine chemische Pleurodese erfolgen (z.B. Applikation von Talkum über den Drainageschlauch in die Pleurahöhle ➜ Entzündungsreaktion wird künstlich hervorgerufen, damit die Pleurablätter verkleben und es zu keinem Pleuraerguss kommen kann; alternativ ist auch eine thorakoskopische Pleurodese mit einer Entfernung eines Teils der Pleurablätter möglich)
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- Ggf. videoassistierte Thorakoskopie
(= VATS): - Bei einem Pleuraempyem, das mittels einer Pleuradrainage nicht beherrschbar ist
- Bei einem parapneumonischen Erguss, der mittels einer Pleuradrainage nicht beherrschbar ist
- Bei einem malignen Pleuraerguss zur Probenentnahme für eine histologische Aufarbeitung
- Bei Pleuraempyem: Thoraxdrainage
Pleurapunktion
Indikationen
- Diagnostische Pleurapunktion: unklarer Pleuraerguss, parapneumonischer Pleuraerguss zur Erregerdiagnostik und zum Ausschluss eines Pleuraempyems
- Insbesondere einseitige Ergüsse sind suspekt und sollten abgeklärt werden
- Bei soliden Anteilen in der Bildgebung sollte eine weitere Abklärung erfolgen
- Therapeutische Pleurapunktion: bei Pleuraergüssen mit klinischer Symptomatik (z.B. Dyspnoe oder thorakalen Schmerzen)
- Vor allem bei malignen Ergüssen (bei Adhäsionen der Pleura ist keine Entfaltung der Lungen möglich ➜ keine Symptomverbesserung möglich)
- Ggf. bei intensivmedizinisch Patient:innen zur Verbesserung der Beatmung
- Bei einem kardial bedingten Pleuraerguss sollte die Indikationsstellung zurückhaltend erfolgen
- Zunächst diuretische Therapie ➜ bei nicht-ansprechen ggf. Punktion
- Punktion primär bei drohender respiratorischer Insuffizienz
Kontraindikationen
- Kleiner Erguss <100 ml: erschwerte Punktionsbedingungen ➜ Verletzungsgefahr der Lunge
- Keine Kooperationsfähigkeit/-wille des/der Patient:in
- Unfähigkeit zu sitzen oder sich zu Neigen: ggf. Punktion im Liegen mit aufgerichtetem Oberkörper und Neigung zur Seite möglich
- Starker Hustenreiz: ggf. Antitussivum (z.B. Dihydrocodein
) - Aggressives Verhalten: bei unbedingt notwendiger Punktion ggf. Analgosedierung
- Verminderte Blutgerinnung:
- Fibrinolyse
-Therapie: absolut kontraindiziert - Antikoagulation:
- Heparin
-Perfusor: 4-6 Stunden nach Pausierung des Heparin -Perfusors - Niedermolekulares Heparin
in therapeutischer Dosierung: 24 Stunden nach der letzten Gabe - Niedermolekulares Heparin
in prophylaktischer Dosierung: 8-12 Stunden nach der letzten Gabe - Cumarine: nach Normalisierung der Blutgerinnung
- DOAK: je nach Blutungsrisiko 12-48 Stunden nach der letzten Einnahme
- Thrombozytenaggregationshemmer
: - ASS in gerinnungshemmender Dosierung kann weiter gegeben werden
- ADP-Rezeptor-Antagonisten/Clopidogrel
sollten nach Möglichkeit für mindestens 5 Tage pausiert werden - Es sollte keine Punktion bei einer doppelten Thrombozytenaggregationshemmung erfolgen
- Heparin
- Fibrinolyse
Wert | Absolute Kontraindikation | Punktion bei dringender Notwendigkeit möglich |
---|---|---|
Quick-Wert | <50% | 50-70% |
Anti-Xa-Spiegel | >0,3 IE/ml | <0,3 IE/ml |
Thrombozytenzahl | <50.000/ul | 50.000-100.000/ul |
PTT | >50 Sekunden | 40-50 Sekunden |
AchtungAchtung bei beidseitigem Erguss:
Es sollte pro Tag nur eine Seite punktiert werden, da die Gefahr eines Pneumothorax
besteht. Ein beidseitiger Pneumothorax stellt eine vermeidbare Komplikation dar.
Ablauf
- Aufklärung: Indikation, Risiken, Nutzen und Ablauf erklären und evaluieren, ob Patient:in in Pleurapunktion zustimmt und für diese geeignet ist ➜ schriftliche Aufklärung
- Aktuelles Gerinnungslabor: Thrombozytenzahl, Quick-Wert
, (INR), PTT, ggf. Anti-Xa-Spiegel (Ausschluss von Kontraindikationen) - Sonographie des Ergusses: Suche nach geeigneter Punktionsstelle und Evaluation, ob Erguss für eine Punktion groß genug ist
- Ggf. Rasur bei starker Behaarung
- Helle, ruhige Umgebung mit ausreichend Platz schaffen (meistens im Patient:innenzimmer ➜ ggf. Betten etc. etwas umschieben)
- Assistent:in zum Anreichen der Materialien/Halten des/der Patient:in organisieren
- Materialien vorbereiten:
- Hautdesinfektionsmittel
- Sterile Handschuhe in passender Größe (bei etwas größeren Händen z.B. 7 ½)
- Steriler Kittel, Mundschutz, Haube
- Lochtuch
- Sterile Tupfer, sterile Kompressen, Pflaster
- Ca. 10-20 ml Lokalanästhetikum
(z.B. 2% Scandicain ®️ mit Mepivacain) - Dünne Kanüle (26 G), Injektionskanüle (20 G), 2 x 10 ml Spritzen
und 1 x 50 ml Spritze - Nadel für die Pleurapunktion oder großlumiger Venenzugang (mindestens 16 G)
- Beutel mit Schlauch und Anschluss
- Drei-Wege Hahn mit Verbindungsstück
- Material für die Entnahme von Material für die diagnostische Aufarbeitung:
- Serum-Monovette
- EDTA-Monovette
- Adapteraufsätze für die Monovetten
- Blutkulturen
(mit Adapter)
TippEine gute Vorbereitung ist eine wichtige Grundvoraussetzung für eine Pleurapunktion. Es sollte zuvor das gesamte Material vorbereitet, zurechtgelegt und überprüft werden. Weiterhin sollte man sich für die Punktion ausreichend Platz schaffen.
- Monitoring: Sauerstoffsättigung
, Herzfrequenz - Lagerung:
- Sitzend mit dem Rücken zur Person, die die Punktion durchführt ➜ bequem auf einem Stuhl oder am Bettrand ➜ leicht vorgebeugt evtl. mit einem Kopfkissen vor dem Bauch ➜ vor dem/der Patient:in: Person, die den Patienten oder die Patientin hält und emotional unterstützt
- Arme aufgestützt und z.B. durch Kopfkissen gepolstert
- Bei Bettlägerigkeit
: ggf. Oberkörperhochlage mit leichter Seitlage in Rückenlage oder Seitenlage auf der zu punktierenden Seite

National Heart, Lung and Blood Institute, Public domain, via Wikimedia Commons: Es wurden die Beschriftungen und Markierungen ersetzt und Beschriftungen ergänzt.
- Auswahl der Punktionsstelle:
- Ergussdarstellung in der Sonographie:
- Optimale Punktionsstelle:
- Möglichst großer Erguss
- Möglichst kaudal, um viel kranial gelegene Flüssigkeit drainieren zu können
- Möglichst weit entfernt von der Lunge, dem Zwerchfell und dem Mediastinum
- Stich erfolgt zwischen zwei Rippen
durch den Interkostalraum ➜ Punktion am oberen Rand der unteren Rippe (niemals unterhalb der Rippe, da dort die Arterien verlaufen und durch die Punktion verletzt werden können) - Punktionsfester: unter dem Unterrand der Lunge, oberhalb des Zwerchfells, der Leber und der Milz, lateral des Mediastinums
- In der Regel im Sitzen dorsal auf Höhe der Skapularlinie zwischen der hinteren Axillarlinie und ca. 6 cm lateral der Wirbelkörper (ab 6 cm lateral der Wirbelkörper verlaufen die Interkostalarterien sicher unterhalb der Rippen
) - Im Liegen in der Regel dorsal zwischen der mittleren Axillarlinie und der Skapularlinie
- Markierung der Punktionsstelle z.B. durch das Aufpressen eines kleinen Gegenstandes ➜ erzeugen einer Hautrötung oder Markierung durch einen Hautmarkierungsstift
- Optimale Punktionsstelle:
- Ergussdarstellung in der Sonographie:
AchtungDie Punktion sollte an der Stelle mit der maximalen Ausdehnung/Tiefe des Pleuraergusses erfolgen. Die Punktion sollte immer am Oberrand der unteren Rippe des zu punktierenden Interkostalraum erfolgen, da die Interkostalgefäße und die Nerven unterhalb der Rippen
verlaufen. Die Punktionsstelle sollte unterhalb des oberen Ergussrandes liegen, damit ausreichend Ergussflüssigkeit ablaufen kann. Eine Punktion unterhalb des 8. Interkostalraumes sollte nicht erfolgen, da dort das Verletzungsrisiko der Organe zu hoch ist.
- Desinfektion: gründliches Besprühen der zu punktierenden Stelle mit großzügigem Abstand um die Punktionsstelle herum ➜ einwirken lassen
- Steriles Ankleiden
- Lochtuch über der markierten Punktionsstelle aufbringen, sodass die zuvor markierte Stelle mittig ist
- Lokalanästhesie:
- 10 ml Lokalanästhetikum
aufziehen - Patient:in vorwarnen, das Einstich erfolgt
- Kleine Kanüle auf die Spritze aufsetzen und senkrecht zur Brustwand die Injektion durchführen (es sollte immer vor der Applikation von Lokalanästhethikum aspiriert werden, um zu vermeiden, dass eine intravasale Applikation erfolgt)
- Kutanes und subkutanes Depot setzen ➜ an verschiedenen Stellen Lokalanästhetikum
applizieren (vorher immer Aspiration) - Wechsel auf größere und längere Kanüle, um tiefere Gewebeschichten zu betäuben ➜ entlang des Oberrandes der unteren Rippe (vor Applikation des Lokalanästhetikums immer aspirieren)
- Probepunktion: bis Pleura erreicht ist ➜ geringerer Widerstand und Aspiration von Pleuraflüssigkeit ➜ langsamer Rückzug der Spritze
- Es sollte insbesondere um das Periost und die Pleura herum die Bildung eines Depots von Lokalanästhetikums erfolgen, da diese Strukturen besonders schmerzempfindlich sind
- 10 ml Lokalanästhetikum
- Nadel oder Venenverweilkatheter
einführen: - Gleiche Stichrichtung entlang des Stichkanals der zuvor erfolgten Lokalanästhesie
- Senkrecht zur Brustwand (schiefe Punktion kann zu einer Verletzung der subkostalen Gefäße und Nerven führen)
- Beide Hände nutzen und an Brustwand aufstützen
- Beim Erreichen des Pleuraraumes lässt der Widerstand nach ➜ im Konus stellt sich Ergussflüssigkeit dar ➜ Nadel c.a. 0,5 bis 1 cm weiter vorschieben
- Je nach Nadel: Nadel stabilisieren und Kunststoffkanüle in den Pleuraraum vorschieben (bei einem Venenverweilkatheter
Punktionsnadel entfernen)
- Flüssigkeit ablassen:
- Ergussflüssigkeit sollte nun aus der Kanülenöffnung laufen
- Ablaufsystem mit der Kanüle verbinden
- Ablaufbeutel unterhalb der Punktionsstelle positionieren ➜ durch Schwerkraft läuft die Ergussflüssigkeit ab
- Diagnostische Röhrchen und die Blutkulturflaschen sowie ein oder zwei Spritzen
für die spätere diagnostische Aufarbeitung befüllen - Ggf. mit einer 50 ml Spritze am Drei-Wege-Hahn Sog aufbauen und Flüssigkeit „abpumpen“
- Aufgrund der Gefahr eines Reexpansionsödems und eines Pneumothorax
sollten maximal 1,5 Liter pro Punktion abgelassen werden - Ein leichter Hustenreiz ist normal und deutet auf die Ausdehnung der Lunge hin
- Ein zu frühes Sistieren des Flusses kann dadurch bedingt sein, dass sich die Kanüle an der Pleura angesaugt hat ➜ Kanüle leicht bewegen oder leicht zurückziehen
- Abbruchkriterien:
- Maximal 1,5 Liter aufgrund der Gefahr eines Reexpansionsödems und eines Pneumothorax
- Blut
im Schlauch bei zuvor klarem Punktat ➜ durch eine BGA kann man anhand des Hb-Wertes schnell überprüfen, ob es sich um Blut handelt - Zunehmende Dyspnoe oder auffällige Vitalparameter (z.B. abfallende Sauerstoffsättigung
) ➜ Hinweise auf einen Pneumothorax - Synkope
- Bradykardie
als Hinweis auf eine vagale Reaktion - Aspiration von Luft
- Starker Hustenreiz und/oder Hämoptysen
- Starke Schmerzen
- Maximal 1,5 Liter aufgrund der Gefahr eines Reexpansionsödems und eines Pneumothorax
- Nach der Punktion:
- Aufbringen einer Kompresse und Fixierung mit einem luftdichten Pflaster
- Sonographie zur Bestimmung der Restmenge des Ergusses und um zu überprüfen, ob sich die Lunge ausreichend entfaltet hat
- Auskultation: hyposonor
im Fall eines Pneumothorax - Röntgen-Thorax
in Inspiration zum Ausschluss eines Pneumothorax (bei unkomplizierter Punktion nicht unbedingt notwendig) - Monitoring der Herzfrequenz
und der Sauerstoffsättigung nach der Punktion - Bei Dyspnoe, einer abnehmenden Sauerstoffsättigung
, zunehmender Hypo- oder Hypertonie , Brady- oder Tachykardie : Hinweise für eine Komplikation (z.B. Pneumothorax ) ➜ zügig Röntgen-Thorax
Sonographie-Bild bei Punkt 1: Figure 6 aus: Ha Young-Rock, Toh Hong-Chuen. Clinically integrated multi-organ point-of-care ultrasound for undifferentiated respiratory difficulty, chest pain, or shock: a critical analytic review. J Intensive Care. 2016 Aug 15;4:54. doi: 10.1186/s40560-016-0172-1. PMID: 27529030; PMCID: PMC4983789. , lizensiert unter CC BY 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/). Copyright © Ha Young-Rock, Toh Hong-Chuen. 2016 Es wurden die Markierungen und Beschriftungen ergänzt und die bestehenden Markierungen entfernt.
Mögliche Komplikationen
- Pneumothorax
: Dyspnoe & ggf. thorakale Schmerzen - Hämatothorax durch eine Verletzung der Blutgefäße (z.B. der Interkostalarterie), der Lunge oder von Organen unterhalb des Zwerchfells (z.B. Leber oder Milz): Dyspnoe
- Hypotonie: insbesondere bei begleitender Herzinsuffizienz
oder konsumierender Grunderkrankung kann es nach einer Pleurapunktion zu einer Kreislaufdysregulation kommen - Reexpansionsödem (insbesondere nach der Entlastung großer Ergussmengen (>1,5 Liter) kann es aufgrund der schnellen Ausdehnung der Lunge zu veränderten intrapulmonalen Druckverhältnissen und in der Folge zu einem Ödem kommen): progrediente Dyspnoe
- Infektionen der Pleura oder Weichteile: Dyspnoe, Fieber, ggf. Erythem
- Anaphylaktische Reaktion auf das Lokalanästhetikum
: ggf. Hypotonie
Hellerhoff, CC BY-SA 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons: Es wurden die Beschriftungen und Markierungen ergänzt.
Quellen
- S3-Leitlinie Nationale VersorgungsLeitlinie Chronische Herzinsuffizienz, Bundesärztekammer, Kassenärztliche Bundesvereinigung, Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften