Ein Pneumothorax ist definiert als das Eindringen von Luft in den Pleuraspalt. Dies resultiert in einem kompletten oder partiellen Kollaps des betreffenden Lungenflügels. Ein Hämatopneumothorax wird durch Blut- und Luftansammlung im Pleuraspalt verursacht.
In diesem Kontext ist die Unterscheidung zwischen eines Spontanpneumothorax und eines traumatisch oder iatrogen (ärztlich) bedingtem Pneumothorax von Relevanz. Die höchstenInzidenzraten werden in der jungen und in der älteren Generation beobachtet, wobei in der älteren Generation vorhergehend Lungenerkrankungen bekannt sind.
Akute Dyspnoe, akute Thoraxschmerzen, fehlendes oder abgeschwächtes Atemgeräusch sowie asymmetrischeThoraxexkursion zählen dabei zu den Leitsymptomen.
Die signifikanteste Komplikation stellt der Spannungspneumothorax dar, welcher einen lebensbedrohlichen Notfall darstellt.
Fallbeispiel
Um den Einstieg in das Thema Pneumothorax etwas zu erleichtern, wird im Folgenden ein Fall beschrieben, wie er sich präklinisch ereignen könnte.
Das Szenario
Einsatzmeldung:
Stichwort: Atemnot, Thoraxschmerz
Ort: Fußballplatz
Alarmzeit: 11:32
Anrufer:in: Trainer
Anzahl der betroffenen Personen: 1
Zusatzinfo:
21-jähriger, männlicher Patient
Akute Atemnot
Plötzlicher Thoraxschmerz rechtsseitig
Lageeinweisung vor Ort:
Beim Eintreffen des Rettungsdienstes stehen mehrere Fußballspieler bereit und weisen euch den Weg zum Fußballplatz, wo sich der Patient aufhält.
Die Lage ist wie folgt:
Er ist wach und ansprechbar
Der Patient berichtet über plötzlichauftretendeAtemnot sowie rechtsseitigenThoraxschmerz
Der Schmerz ist ohne Fremdeinwirkung plötzlich aufgetreten
Die Fußballkameraden berichteten, er hat den Spielfeldrand, aufgrund der ausgeprägtenAtemnot, nur mit Unterstützung erreicht
Dieses Bild wurde mit der KI-Software ChatGPT (OpenAI) erstellt. Es wurde automatisch generiert und dient ausschließlich illustrativen Zwecken.
Ersteindruck nach xABCDE-Schema
Um sich einen ersten umfassenden Eindruck von einer Patientin oder einem Patienten in einer Notfallsituation zu verschaffen, bietet sich das xABCDE-Schema an. Um die Arbeit mit dem Schema zu veranschaulichen, ist hier ein xABCDE-Schema abgebildet, wie es im Falle einer Ersteinschätzung bei einer Patientin oder einem Patienten mit einem Pneumothorax aussehen könnte.
Es handelt sich dabei um die Befunde, die innerhalb der ersten paar Minuten erhoben werden können. Erweiterte Diagnostik und Abfragen sind natürlich von Bedeutung, jedoch würde zum Beispiel die Messung des Blutzuckers in diesem Fall hintangestellt und taucht zu diesem Zeitpunkt noch nicht auf.
x
Keine kritischen Blutungen
A
Atemwege frei
Schleimhäute rosig
Pat. hat zunehmend Schwierigkeiten beim Sprechen
Kein A-Problem
B
Inspektorisch:
Thoraxexkursionen einseitig
Tachypnoe
Keine gestauten Halsvenen sichtbar
Reizhusten
Auskultatorisch:
Kein Atemgeräusch auf der rechten Seite
Palpatorisch:
Keine Krepitation spürbar
Thorax insgesamt stabil
SpO2: 92%
Atemfrequenz: 22/min
Akutes B-Problem
C
Hautkolorit rosig
Insgesamt kaltschweißig
Recap-Zeit: < 2 Sekunden
Große Blutungsräume ohne Zeichen auf akute Blutungen
Palpation des Pulses am Handgelenk:
Rhythmisch
Gut tastbar
Tachykard
Herzfrequenz: 116/min
Mittelbares C-Problem
D
Wach, orientiert, ansprechbar
GCS 15
Öffnen der Augen: 4
Beste verbale Reaktion: 5
Beste motorische Reaktion: 6
Pupillenkontrolle:
Isokor
Mittelweit
Prompt lichtreagibel
Kein D-Problem
E
Keine weiteren Verletzungen ersichtlich
Symptome:
Plötzliche Atemnot
Plötzliches Thoraxschmerz rechtsseitig
Angst
Allergien/Infektionen: Keine
Medikamente: Keine
Patientengeschichte: Keine Vorerkrankungen
Letzte Mahlzeit: 9:00 Frühstück
Ereignis:
Symptome während Fußballspiel aufgetreten
Keine Fremdeinwirkung
Risikofaktoren: Nikotinabusus
Kein E-Problem
Achtung
Das hier gezeigte Assessment vermittelt nur einen exemplarischen ersten Eindruck von einer Patientin oder einem Patienten. Im Verlauf der Behandlung müssen weitere Maßnahmen ergriffen und Informationen gesammelt werden. Das Schema erhebt daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern soll lediglich einen praktischen Einstieg in das Thema ermöglichen.
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Definition
Definition
Pneumothorax
Der Pneumothorax ist als Luftansammlung in der Pleurahöhle (zwischen dem Rippenfell (Pleura parietalis) und dem Lungenfell (Pleura visceralis)) definiert.
Dabei können in verschiedene Formen unterschieden werden:
Primärer Spontanpneumothorax:
Keine vorbestehende Lungenerkrankung
Jüngere, schlanke Patient:innen
Männer häufiger betroffen (Männer 76 % vs. Frauen 24 %)
Eine weitere Unterteilung wird in offener und geschlossenerPneumothorax getroffen:
Geschlossener Pneumothorax: Verletzung des Lungenfells, Luft dringt durch die Lunge ein, keine äußerliche Brustkorbverletzung
Offener Pneumothorax: Verletzung des Brustkorbes mit Rippenfell, Luft dringt von außen in den Pleuraspalt ein
Definition
Hämatopneumothorax
Bei einem Hämatopneumothorax tritt neben Luft auch Blut in die Pleurahöhle ein. Wenn nur Blut eintritt, wird es als Hämatothorax betitelt.
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Ursachen
Bei einem iatrogenen Pneumothorax ergibt sich die Ursache aus der Definition, sprich eine ärztlicheIntervention mit einhergehender Verletzung der Pleura visceralis ist der Grund für die Luftansammlung.
Die Ursache des traumatisch bedingten Pneumothorax sind stumpfe oder penetrierende Thoraxtraumata.
Dazu zählen:
Stich- und Schussverletzungen
Rippenfraktur oder auch eine Rippenserienfraktur
Ruptur des Lungengewebes
Barotrauma (= durch Veränderung des Umgebungsdruckes ausgelöste Verletzungen)
Die beiden Varianten des spontan bedingten Spontanpneumothoraxes haben unbekannte Ursachen, jedoch gibt es einige Risikofaktoren, bei denen die Wahrscheinlichkeit des Auftretens erhöht ist.
Risikofaktoren:
Nikotinabusus
Das männliche Geschlecht ist deutlich häufiger betroffen
Primärer Spontanpneumothorax: eben genanntes, inkl. unter 45 Jahre, schlanke Figur
Sekundärer Spontanpneumothorax: eben genanntes, inkl. über 45 Jahre sowie eine vorbestehende Lungenerkrankung
Info
Es gibt außerdem widerlegte Risikofaktoren, welche nach jetzigem Stand der Wissenschaft nicht zu einem Pneumothorax führen, bzw. die Wahrscheinlichkeit des Auftretens nicht signifikant erhöhen. Hierunter zählen Sport, Fliegen und Aufenthalt in großen Höhen, Klimaeffekte/Wetter sowie psychischer Stress und Ärger. Diese Faktoren haben laut Studien keine Auswirkungen auf die Entstehung von eines spontanen Pneumothoraxes.
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Pathophysiologie
Merke
Reminder: Physiologische Grundlagen
Beide Lungenflügel sind von einer zweiblättrigenserösen Haut umgeben, diese wird Pleura genannt.
Lungenfell (Pleura visceralis): Umhüllt die Lunge und ist daher das innere Blatt der Pleura. Am Lungenhilus geht das Lungenfell in das Rippenfell über, dabei entsteht eine Umschlagfalte (= Ligamentum pulmonal)
Rippenfell (Pleura parietalis): Äußere Blatt der Pleura, bedeckt die Brusthöhle
Zwischen den beiden Pleurablättern befindet sich der Pleuraspalt (Cavitas pleuralis), darin befindet sich jeweils 5-10ml Flüssigkeit. Diese Flüssigkeit dient als „Schmiermittel“, wodurch die Reibung der Pleurablätter während der Atmung minimiert wird
Im Pleuraspalt besteht ein Unterdruck, zusammen sorgen diese Adhäsionskräfte dafür, dass sich die Pleurablätter reibungsfrei verschieben können und sich gleichzeitig nicht trennen. Daher bleibt die Lungeoffen und „hängt“ an der Thoraxwand.
Pathogenese des Pneumothorax
Durch das Eindringen der Luft in den Pleuraspalt werden die Adhäsionskräfte aufgehoben. Dadurch trennen sich die beiden Pleurablätter auf der betroffenen Seite und die Lunge kollabiert ganz oder teilweise. Im Gegensatz zum Spannungspneumothorax tritt nicht ständig weiter Luft in den Pleuraspalt ein, es entsteht kein Ventilmechanismus. Neben dem Verlust der Adhäsionskräfte fehlt beim Gasaustausch ggf. ein kompletter Lungenflügel.
Bei einem bilateralen Pneumothorax,dringt auf beiden Seiten Luft ein, welches zu einem Zusammenfall der beiden Lungenflügel führt. Die Belüftung der Alveolen ist weitestgehend aufgehoben, was zu schwerer Hypoxie führt. Dies stellt einen akut lebensbedrohlichen Zustand dar → hier sollte eine sofortige Anlage einer Thoraxdrainage erfolgen.
Das Ausmaß kann stark variieren, dabei gilt: desto kleiner das Lungengewebe, desto mehr Symptome haben die Patient:innen. Das Ausmaß kann erst im Krankenhaus mittels Röntgenaufnahmen des Thorax bestimmt werden.
Totalkollaps der Lunge
Mantelpneumothorax = vollständige Ablösung des Lungenfells von der Thoraxwand
Spitzenpneumothorax = Ablösung der Pleura im Bereich der Lungenspitze
Pathogenese des Hämatopneumothorax
Neben Luft dringt ebenso Blut mit in den Pleuraspalt ein, ebenso gehen die Adhäsionskräfte verloren,das Lungengewebe fällt zusammen und kann nicht mehr an der Atmung teilnehmen.
Hierbei besteht jedoch neben der Luft ein weiteres Problem, das Blut. Je nachdem woher das Blut stammt, kann dies bei massiven Einblutungen zu einer kreislaufwirksamen Komplikation kommen. Falls die Blutungsquelle nicht von alleine stoppt, ist ein schneller operativer Eingriff notwendig. In der Regel erfolgt auch hier die Anlage einer Thoraxdrainage, um Luft und Blut aus dem Pleuraraum effektiv abzuleiten.
Achtung
Blutungen in den Pleuraspalt können mit erheblichenBlutverlusten einhergehen und einen hämorrhagischen Schock verursachen. Pro Hämatothorax können dabei bis zu 3 Liter Blut verloren gehen.
Merke
Zusammenfassung: Die kritischen Probleme bei einem Pneumothorax
Verlust der Adhäsionskraft durch Luft im Pleuraspalt
Zusammenfallen des Lungengewebes
Verminderte Oxygenierung, aufgrund fehlendem Lungengewebes
Zusammenfassung: Die kritischen Probleme bei einem Hämatopneumothorax
Verlust der Adhäsionskraft durch Luft und Blut im Pleuraspalt
Zusammenfallen des Lungengewebes
Verminderte Oxygenierung, aufgrund fehlendem Lungengewebes
Ggf. kreislaufwirksame Blutung
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Klinischer Eindruck
Typische Zeichen
Akuter Thoraxschmerz → plötzlicher Beginn, atemabhängig, stechend und auf der betroffenen Seite zu lokalisieren
Dyspnoe, Tachypnoe
Asymmetrische Atemmuster
Reizhusten (als Folge einer begleitenden Reizung der Pleura)
Achtung
Auf Zeichen des Spannungspneumothorax achten → lebensbedrohliche Komplikation:
Typische Zeichen:
Plötzliche Dyspnoe
Thoraxschmerzen → plötzlicher Beginn, atemabhängig, stechend auf der betroffenen Seite lokalisierbar
Zeichen der oberen Einflussstauung → gestaute Halsvenen
Verschiebung der Trachea
Generalisierte Zeichen
Angst, Unruhe, Panik
Zyanose
Kreislaufdysregulation besonders bei einem Spannungspneumothorax oder massiven Hämatopneumothorax
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Diagnostik
Anamnese
Aktuelle Anamnese:
S (Symptome): plötzlicher Thoraxschmerz, Dyspnoe, Angst
A (Allergien, Infektionen): Liegen relevante Allergien oder Infektionen vor?
M (Medikation): Dauermedikation mit Hinweis auf obstruktive Lungenerkrankung
P (Patientengeschichte): Trauma, Interventionen, bekannte Lungenerkrankung, vorangegangener Pneumothorax
Trauma → Hinweis auf einen traumatischen Pneumothorax
Interventionen → Hinweis auf einen iatrogenen Pneumothorax
Bekannte Lungenerkrankung → Hinweis auf einen sekundären Spontanpneumothorax
vorangegangener Pneumothorax → Gefahr des rezidivierenden Pneumothorax
L (Letzte …): Letzte Aufnahme von Nahrung zwecks evtl. Operation oder Narkose
E (Ereignis): Trauma, Intervention
R (Risiko): junger, schlanker, meist männlicher Patient, Rauchen
Junger, schlanker, meist männlicher Patient (Frauen weniger betroffen) → Hinweis auf primären Spontanpneumothorax
Rauchen → Hinweis auf primären oder sekundären Pneumothorax
S (Schwangerschaft): Mögliche Schwangerschaft bei Patientinnen
Tipp
Nutze Schemata
Um die Anamnese strukturiert durchzuführen, bietet es sich an, Schemata, wie das SAMPLERS oder OPQRST-Schema zu nutzen. Am obigen Beispiel haben wir Fragen und Befunde dargestellt, die bei dem Verdacht auf einen Pneumothorax abgefragt werden sollten und vorliegen könnten.
Körperliche Untersuchung
Inspektion:
Hinweise auf äußere Verletzungen
Asymmetrisches Atemmuster → die betroffene Seite hinkt nach
Paradoxe Atmung → Rippenserienfraktur (frakturiertes Rippensegment bewegt sich entgegen dem Brustkorb)
Tachypnoe, Dyspnoe, Reizhusten
Hautemphysem → im betroffenen Areal erscheint die Haut aufgebläht
Palpation:
Bei Trauma: Instabilität des Thorax
Hautemphysem → Knistern ("Schnellballknirschen")
Perkussion:
Hypersonorer Klopfschall auf der betroffenen Seite
Tipp
Perkussion in der Präklinik
Insbesondere im präklinischen Setting kann es aufgrund der Umgebungsgeräusche schwierig sein, die Auskultation oder Perkussion adäquat interpretieren zu können. Nehmt euch ausreichend Zeit und weist eure Kolleg:innen sowie andere am Einsatz beteiligten Personen daraufhin leise zu sein, um einen genauen Befund erheben zu können.
Erfahrungsgemäß wird die Perkussion jedoch vor Ort fast gänzlich vernachlässigt, da die fehlende Übung, der am Einsatz beteiligten Personen, die Behandlung unnötig verzögern würde.
Auskultation:
Abgeschwächtes oder fehlendes Atemgeräusch auf der betroffenen Seite
Bildgebung
Ultraschall:
Im Notfall zeigt ein Throax-Ultraschall den sogenannten „Lung-Point“ oder fehlendes „Lung Sliding“
Lung Point: Punkt, an dem sich das kollabierte Lungengewebe von der Thoraxwand löst
Lung Sliding: Lungengleitbewegungen während der Atmung
Pleuraspalt: fehlender Nachweis des „Kometenschweif“
Barcode-Sign
Das Ausmaß des Pneumothorax kann durch eine Ultraschalluntersuchung nicht dargestellt werden. Goldstandard ist die Röntgenaufnahme, diese kann jedoch erst in der Klinik angefertigt werden.
Tipp
Ultraschall in der Präklinik
Eine Ultraschalluntersuchung benötigt viel Übung. Daher ist die Diagnosesicherheit von dem jeweiligen Untersucher, der jeweiligen Untersucherin, stark abhängig.
In der Präklinik sollte keine unnötige Zeit verloren gehen, um eine zeitgerechte Weiterbehandlung und Diagnostik in der Klinik nicht zu verzögern.
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Therapie
Merke
Da es sich bei einem Pneumothorax um ein akutes Krankheitsbild handelt, sollten immer die Vitalfunktionen gesichert und die respiratorische Situation verbessert werden.
Das therapeutische Ziel bei einem Pneumothorax besteht darin, die Luft aus dem Pleuraspalt zu entfernen,damit sich die Lunge wieder entfalten kann. Daher ist in den meisten Fällen das Legen einer Pleuradrainage (Thoraxdrainage) indiziert.
Präklinische Maßnahmen
Sauerstoffgabe
Kreislaufüberwachung
Ggf. i.v.-Zugang und Flüssigkeitsgabe
Lagerung anpassen
Ggf. Analgesie
Bei einem Trauma:
Versorgung der Verletzungen
Je nach Verletzungsmuster: Versorgung des Polytrauma oder auch Immobilisation notwendig
Achtung
Bei der kontinuierlichen Überwachung soll auf Zeichen eines entstehenden Spannungspneumothorax geachtet werden → hierbei sollte dementsprechend die folgenden Maßnahmen schnellstmöglich getroffen werden!
Der Pneumothorax stellt ein akutes Krankheitsbild dar, ist jedoch in der Regel nicht akut lebensbedrohlich. In der Präklinik werden daher die oben genannten Maßnahmen ergriffen und ein Transport in eine entsprechende Klinik angestrebt.
In der Klinik werden weitere Maßnahmen durchgeführt. Dennoch hat die Thoraxdrainage eine Relevanz für die Präklinik, da bei zunehmend verschlechternden Zustands der erkrankten Person diese Maßnahme auch in der Präklinik getroffen wird.
Thoraxdrainage/ Pleuradrainage
Die Thoraxdrainage, respektive die Pleuradrainage, stellt die zweite Wahlmaßnahme dar und repräsentiert die definitive Therapie. Im Rahmen des Verfahrens erfolgt die Platzierung von klein- oder großlumigen Drainagen in der Bülau-Position. Auch in diesem Fall erfolgt die Entweichung der Luft, um eine vollständige Entfaltung der Lunge zu ermöglichen. Im Allgemeinen wird eine Thoraxdrainage für mehrere Tage angelegt und nach erfolgreicher Kontrolle mittels Röntgenbild wieder entfernt. Unter der Prämisse einer adäquaten Anlage sind die Resultate mit denen einer Nadeldekompression analog.
Tipp
Lagerung situationsgerecht anpassen
Im Falle eines Pneumothorax sollte optimalerweise der Oberkörper hochgelagert werden. Außerdem kann eine Lagerung auf der betroffenen Seite hilfreich sein, wodurch die Lungenkapazität der gesunden Seite voll ausgenutzt wird. Jedoch sollten dabei die Schmerzen nicht verstärkt werden, die Dyspnoe nicht verschlechtern oder bei weiteren Verletzungen auf dementsprechende Lagerungen achten.
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Ein Spannungspneumothorax entsteht durch einen Ventilmechanismus, bei dem Luft in den Pleuraspalt gelangt, aber nicht entweichen kann. Dies resultiert in einem Anstieg des intrathorakalen Drucks, welcher wiederum eine Kompression von Lunge, Herz und Gefäßen zur Folge hat. Zudem wird der venöse Rückstrom behindert, was potenziell zu einem obstruktiven Schock führen kann. Zu den charakteristischen Symptomen zählen einseitig fehlende Atemgeräusche, gestaute Halsvenen, akute Dyspnoe, Tachykardie, Zyanose, Hypotonie und Trachealverlagerung. Es liegt ein Notfall vor, der umgehend mittels Nadeldekompression und nachfolgender Thoraxdrainage behandelt werden muss.
→ Sonderform bilateraler Spannungspneumothorax: hierbei ist der beidseitige Spannungspneumothorax gemeint, wobei beidseitig eine Nadeldekompression stattfinden muss. Standardisiert ist dieses Verfahren vor allem bei einer „Trauma-Reanimation“.
Alle weiteren Details und die ausführliche Diagnostik findest du in dem Artikel zum Spannungspneumothorax (RD).
Weitere Komplikationen
Hämatothorax, Serohämatothorax, Pleuraempyem: Ansammlung von Flüssigkeiten, Blut oder Eiter in dem luftgefüllten Pleuraspalt
Rezidive des Pneumothorax: abhängig der Ursache treten in 30 % ein erneuter Pneumothorax auf
Bilateraler Pneumothorax: beide Lungenflügel sind betroffen → lebensbedrohlicher Notfall!
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Weitere Therapie im klinischen Setting
Versorgung in der Notaufnahme
In dieser Notlage kann es helfen, sich mental auf die nächsten Schritte vorzubereiten. Dafür ist es ratsam, schon auf der Fahrt zum Krankenhaus zu erklären, wie das weitere Procedere im Krankenhaus aussieht und worauf die Person sich potenziell einstellen muss.
Achtung
Da die Therapie je nach aufnehmendem Krankenhaus und Behandler:in variieren kann, empfiehlt es sich nicht, einen bestimmten Behandlungsweg detailliert zu beschreiben. Eine grobe Skizzierung des weiteren Behandlungspfades reicht völlig aus, um Unsicherheiten zu minimieren. Die weiteren Informationen dienen ausschließlich eurer Information als Fachpersonal!
Versorgung im Schockraum:
Info
Anmeldekriterien für eine Schockraum-Alarmierung
Ob die Klinik zur Vorbereitung des Schockraums kontaktiert werden muss, hat mich vielen Faktoren zu tun.
Die Alarmierung eines Schockraums hängt ab von:
Der Art der Verletzung
Den bereits getroffenen Maßnahmen
Dem vorliegenden Unfallmechanismus
Verschiedenen möglichen Pathologien (z.B. Schockindex > 0,9, positiver eFAST,…)
Bei einem Pneumothorax ist meist keine Schockraumindikation gegeben
Bei Anwendung einer Thoraxentlastung (Nadelaspiration, Thoraxdrainage) ist eine Schockraumindikation gegeben
Die Übergabe im Schockraum sollte strukturiert sein und das Wichtigste kurz und prägnant,aber allumfassend, für alle Anwesenden zusammenfassen
Radiologische Kontrollen:
Röntgen-Thorax:
Indikation: Standarddiagnostik bei Verdacht auf Pneumothorax
Es werden mehrere Aufnahmen, in verschiedenen Ebenen erstellt
Traumatischer Verletzungen können ebenso dargestellt werden, wie bspw. Rippenfraktur
Einteilung: (nach Ausmaß)
Totalkollaps der Lunge
Mantelpneumothorax: das Lungenfell hat sich komplett von der Thoraxwand getrennt
Spitzenpneumothorax: die Pleura hat sich an der Lungenspitze abgelöst
Drainage bleibt mehrere Tage liegen, bis Lunge vollständig reexpandiert ist
Heimlich-Ventil: lässt die Luft aus dem Pleuraspalt ab, lässt jedoch keine Luft hinein
Erfolgskontrolle:
Symptombesserung
Atemgeräusche
Symmetrische Atemexkursionen
Röntgenkontrolle
Wenn erfolglos:
Symptomzunahme
Zusätzliche Symptome
Maßnahmen: erneute Thoraxdrainage (großlumiger, neue Punktionsstelle), chirurgische Intervention
Weitere Versorgung in der Klinik
Operative Therapie:
Es bestehen mehrere Situationen, welche eine Konsultation der Thoraxchirurgie innerhalb der ersten 24 Stunden nach Diagnosestellung erforderlich machen:
Hämatopneumothorax
Spannungspneumothorax
Bullae in der Bildgebung
Rezidivierender Pneumothorax
Fehlende Reexpansion der Lunge nach Anlage der Thoraxdrainage
Leckage der Thoraxdrainage
Dislozierte Rippenfraktur
Prävention:
Nikotinabusus einschränken hinzu komplett aufhören → es besteht ein Zusammenhang zwischen der Entstehung eines Pneumothorax und Rauchen
Tauchen sollte vermieden werden, es gibt jedoch Ausnahmen
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Exkurs: Thoraxdrainage mit Dreikammersystem
Definition
Die Thoraxdrainage dient zur Ableitung von Luft oder auch Flüssigkeit aus dem Throax, Pleurarspalt oder Mediastinum. Durch die Ableitung von Luft und Flüssigkeit wird die Lunge entlastet, wodurch eine weitestgehend normale Atmung ermöglichen und herstellen soll.
Eine Unterform ist die Pleuradrainage, welche bei einem Pneumo-, Hämatopneumothorax Anwendung findet.
In der Notfallmedizin wird an eine applizierte Thoraxdrainage ein Heimlich-Ventil angeschlossen, welches verhindert, dass die Luft erneut in den Pleuraspalt eintritt. Es ist einfach in der Anwendung und daher besonders in der Notfallmedizin zu finden.
In der Klinik kann es ebenso zu der Verwendung eines Dreikammergerät (-system) kommen. Dieses hat mehrere Funktionen, je nach Kammer:
Kammer: fängt das Sekret auf
Kammer: wird als Wasserschloss bezeichnet und sorgt dafür, dass keine Luft zurückfließen kann
Kammer: dient der Sogregulierung, es verhindert einen zu starken Unterdruck, um eine weitere Schädigung des Lungengewebes abzuwenden
Häufig ist es unter dem Namen „Wasserschloss“ bekannt, da dieses Prinzip in dem System verbaut ist.
Neben diesen zwei gängigen System gibt es weitere Varianten:
Einkammersysteme
Zweikammersysteme
Vierkammersysteme
Elektronische Drainagesysteme
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Transport
Die Wahl des Zielkrankenhauses ist abhängig vom individuellen Fall. Das Zielkrankenhaus sollte über eine unfall- oder allgemeinchirurgische Abteilung sowie einer internistischeAbteilung verfügen und eine Notaufnahme mit einem Schockraum vorweisen. Je nach dem Zustand von Patient:innen ist eine intensivmedizinische Überwachung notwendig.
Dabei sollte auf eine Hochlagerung des Oberkörpers geachtet werden, da dies die Atmung unterstützt.
Merke
Zusammenfassung Transport
Zielkrankenhaus: Unfall- oder allgemeinchirurgische Abteilung sowie internistische Abteilung
Oberkörper hochlagern
Engmaschige Kreislaufüberwachung
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Prüfungswissen
Definition:
Definition
Pneumothorax
Der Pneumothorax ist als Luftansammlung in der Pleurahöhle (zwischen dem Rippenfell (Pleura parietalis) und dem Lungenfell (Pleura visceralis)) definiert → (Teil-) Kollaps einer oder beider Lungenflügel
Hämatopneumothorax = Luft und Blut im Pleuraspalt
Häufig bei Männern, insbesondere im jüngeren Alter sowie älter Menschen mit vorbestehenden Lungenerkrankungen
Auskultation: abgeschwächtes oder fehlendes Atemgeräusch auf betroffener Seite
Ultraschalluntersuchung: Pleuraspalt, Lung Point, Lung Sliding
Therapie:
Präklinische Maßnahmen:
Sauerstoffgabe
Überwachung der Vitalfunktion
Traumaversorgung, ggf. Immobilisation, wenn nötig
Analgesie bei Bedarf
Angepasste Lagerung (meist Oberkörper hochlagern)
Weitere Maßnahmen: (Zustandsabhängig)
Thoraxdrainage (Pleuradrainage)
Besondere Situationen:
Spannungspneumothorax: Eintritt von Luft in Pleuraspalt, welche aufgrund des Ventilmechanismus nicht entweichen kann, intrathorakaler Druckanstieg → akut lebensbedrohlicher Notfall → Nadeldekompression schnellstmöglich durchführen
Bilateraler Spannungspneumothorax oder Pneumothorax: beide Lungenflügel sind betroffen → akut lebensbedrohlicher Notfall → Nadeldekompression schnellstmöglich durchführen
Weitere Komplikationen: Rezidivierender Pneumothorax, Hämatothorax, Serohämatothorax, Pleuraempyem
Weitere Therapie im klinischen Setting:
Schockraumindikation: je nach Patientenzustand
Radiologische Kontrolle: Röntgen-Thorax, CT-Thorax und Ultraschall
Je nach Symptomatik, Einteilung und Ausmaß des Pneumothorax gibt es verschiedene Therapien:
Zielkrankenhaus: unfall- oder allgemeinchirurgische Abteilung sowie internistische Abteilung
Oberkörper hochlagern
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