Zusammenfassung
Bei einer Lungenentzündung kommt es über verschiedene Pathomechanismen zu einer Beeinträchtigung des Gasaustausches und damit zu Atemnot. Häufig besteht jedoch eine Latenzzeit zwischen Symptombeginn und Auffälligkeiten im Röntgen-Thorax.
Generell lassen sich Pneumonien im Röntgenbild nach ihrem Verteilungsmuster einteilen. So kann zwischen Lobärpneumonie, Bronchopneumonie (lobuläre Pneumonie) und interstitieller Pneumonie unterschieden werden.
Insgesamt ist die Aussagekraft des Röntgen-Thorax-Bildes jedoch begrenzt, da die Patient:innen häufig an weiteren Lungenerkrankungen wie einer COPD (chronisch-obstruktive Lungenerkrankung) oder einem Lungenemphysem leiden. Das Röntgenbild wird heute häufiger zum Ausschluss von Komplikationen (Abszedierungen) oder zur groben Abschätzung des Ausmaßes des Parenchymbefalls verwendet.
Weitere Informationen zum Krankheitsbild siehe Pneumonie.
Radiologische Zeichen:
MerkeBei der Frage nach Pneumonie wird je nach gesundheitlichem Zustand eine Stehendaufnahme in 2 Ebenen oder eine a.p.-Liegendaufnahme gemacht.
Bei einer Pneumonie ist das Lungengewebe entzündet. Durch die entzündliche Infiltration wird das Lungengewebe dichter, was im Röntgenbild als Verschattung/Transparenzminderung (hell) erkennbar ist. Diese Verschattungen können unterschiedlich aussehen: Konsolidierungen (Flüssigkeitsansammlung im Lungengewebe), Milchglastrübungen, Noduli (Knötchen), retikulonoduläre Zeichnungsvermehrung und ggf. Abszesse oder Kavitäten.
- Konsolidierung: homogene Transparenzminderung. Lungengefäße und Bronchialwände werden maskiert
- Milchglas: flaue Transparenzminderung ohne Maskierung der Gefäße.
- Noduli: pneumonische Noduli sind meist unscharf abgrenzbar. Bei Pilzpneumonien können die Noduli auch größer als 10 mm sein
- Retikulonoduläre Zeichenvermehrung: Netzmuster und kleine Noduli
- Abszess: Entzündung mit zentraler Nekrose (Einschmelzung) ➜ Kavität (Höhle) mit ggf. Spiegelbildung
- Ggf. Begleitend: Lymphadenopathie, Pleuraerguss
Silhouetten-Phänomen
Das Silhouetten-Phänomen wird zur Beurteilung der Lokalisation einer Verschattung genutzt. Im Röntgenbild kann man nebeneinanderliegende Strukturen mit unterschiedlichen Dichtewerten scharf voneinander abgrenzen, zum Beispiel das Herz und die Lungenflügel. Liegt nun eine pathologische Veränderung des Lungenparenchyms mit Dichtezunahme vor, so können die benachbarten Strukturen nicht mehr abgegrenzt werden, da ihre Dichtewerte ähnlich sind. Sie haben dann im Röntgenbild eine gemeinsame Silhouette
Silhouettenphänomen in der p.a.-Aufnahme
- Ist die rechte oder linke Herzkontur nicht abgrenzbar, so ist die Pneumonie im Mittellappen bzw. der Lingula pulmonis (Teil des Oberlappens der linken Lunge)
- Ist das Zwerchfell nicht abgrenzbar, handelt es sich um eine Unterlappenpneumonie

Case courtesy of Garth Kruger, Radiopaedia.org, rID: 21938

Case courtesy of Sajoscha A. Sorrentino, Radiopaedia.org, rID: 14982
Lobärpneumonie
Bei einer Lobärpneumonie füllen sich die Alveolen mit entzündlichem Exsudat. Diese Art der Pneumonie beginnt typischerweise in den peripheren Teilen eines Lungenlappens und breitet sich von dort aus.
Im Röntgenbild zeigt sich dies durch eine homogene Konsolidierung (hell) des betroffenen Lungenabschnitts oder des gesamten Lungenlappens. Diese Konsolidierungen sind scharf durch die Lappenfissuren begrenzt, was bedeutet, dass die betroffenen Bereiche klar von den angrenzenden Abschnitten abgrenzbar sind.
Ein charakteristisches radiologisches Merkmal der Lobärpneumonie ist das positive (Aero-) Bronchopneumogramm. Dies bedeutet, dass die Bronchien auf dem Röntgenbild deutlich sichtbar sind, da sie noch Luft enthalten, während die umgebenden Alveolen mit Exsudat gefüllt sind. Dadurch heben sich die luftgefüllten Bronchien klar von den hellen, konsolidierten Bereichen des Lungengewebes ab.
MerkeEin Bronchopneumogramm ist in der Regel pathologisch und tritt bei Lobärpneumonien, Lungenblutungen oder Lungenödemen auf. Es kann jedoch auch bei unzureichender Inspiration durch eine unzureichende Entfaltung des Lungenparenchyms entstehen.

Hellerhoff, CC BY-SA 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons. Die Abbildung ist ein Derivat der oben genannten Abbildung. Das Bild wurde zugeschnitten. Es wurde das Overlay ergänzt.

Case courtesy of Ian Bickle, Radiopaedia.org, rID: 157112
Bronchopneumonie
Bei der Bronchopneumonie (auch: lobuläre Pneumonie) kommt es zu einer peribronchialen Entzündung und somit zu einer Wandverdickung der Bronchien und Bronchioli.
Diese Infiltrate können sich sowohl als Konsolidierungen (Verdichtungen des Lungengewebes) als auch als Milchglastrübungen (leichte, diffuse Verschattungen) darstellen. Die Fleckschatten können zusammenfließen (konfluieren). Meist sind mehrere Lungenlappen betroffen, da sich die Infiltrate über die Lappengrenzen hinweg verteilen. Außerdem sind Bronchopneumonien auch häufig bilateral und asymmetrisch.

Case courtesy of Henry Knipe, Radiopaedia.org, rID: 49869
Interstitielle Pneumonie
RBei einer interstitiellen Pneumonie kommt es zu einer Entzündung der Alveolarsepten. Sekundär können auch Alveolen und Bronchioli beteiligt sein.
Im Röntgen zeigt sich ein unspezifisches Bild mit meist bilateralen und diffusen Infiltraten. Es kommt zu einer Mischung aus Konsolidierungen und Milchglastrübungen, Noduli und retikulonodulären Veränderungen. Die Computertomographie erlaubt eine zuverlässigere Diagnose als die Röntgen-Thorax-Aufnahme.

Case courtesy of Hani Makky Al Salam, Radiopaedia.org, rID: 45404
Aspirationspneumonie
Aspiration bezeichnet das Eindringen von Flüssigkeit, Nahrung oder anderen Substanzen in die Atemwege unterhalb der Stimmbänder. Dies kann zu einer Belüftungsstörung und einer lokalen Entzündungsreaktion führen, die besonders bei immunschwachen Patienten zu einer Superinfektion und einer Pneumonie führen kann.
MerkeJe nachdem, ob eine Person liegt, sitzt oder steht, können unterschiedliche Lungenbereiche betroffen sein, da die Schwerkraft beeinflusst, wohin das aspirierte Material innerhalb der Atemwege gelangt.
- Im Liegen: oft sind das hintere Segment der Oberlappen und das obere Segment der Unterlappen betroffen
- Im Sitzen oder Stehen: häufig basale Unterlappen, Mittellappen oder die Lingula betroffen, aufgrund der Anatomie ist der rechte Unterlappen häufiger betroffen als der linke, da der rechte Hauptbronchus eher dem Verlauf der Trachea folgt.
Im Röntgenbild zeigen sich Aspirationspneumonien durch flächige Konsolidierungen und Milchglastrübungen.

Case courtesy of Yaïr Glick, Radiopaedia.org, rID: 53647
Exkurs: Atelektase
Atelektasen können wie eine Pneumonie durch Verschattungen auffallen. Bei einer Atelektase handelt es sich um nicht-belüftete Lungenanteile. Eine häufige Ursache ist die Obstruktion eines Bronchus bei Aspiration. Diese Obstruktion führt dazu, dass die Alveolen im betroffenen Segment kollabieren. Je nach Ausmaß der Obstruktion unterscheidet man zwischen Platten-, Segment- und Lappenatelektase. Es ist auch möglich, dass der gesamte Lungenflügel betroffen ist, was als Totalatelektase bezeichnet wird.
Radiologisch zeigt sich eine flächige Verschattung (hell) des betroffenen Lungenabschnitts im Röntgen-Thorax. Charakteristischerweise fehlt hierbei die Darstellung der Bronchien innerhalb der Verschattung, was als negatives Bronchopneumogramm bezeichnet wird.
AchtungBei ausgeprägten Atelektasen kann es zu Zugkräften nach ipsilateral kommen, so dass ein Mediastinalshift oder ein Zwerchfellhochstand zu sehen sind.
Oft erwähnt werden auch Dystelektasen. Dabei handelt es sich um eine Minderbelüftung. Im Röntgen-Thorax ist formal keine Unterscheidung zwischen Atelektase und Dystelektase möglich.

Case courtesy of Andrew Murphy, Radiopaedia.org, rID: 48666
Fallbeispiel
Für ein praktisches BGA-Fallbeispiel zum Üben der BGA-Auswertung siehe:
Quellen
- S3-Leitlinie: Behandlung von erwachsenen Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie, Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP)
- S3-Leitlinie: Epidemiologie, Diagnostik und Therapie erwachsener Patienten mit nosokomialer Pneumonie, Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP)