Die Pneumonieprophylaxe bezeichnet gezielte Maßnahmen zur Vorbeugung einer Lungenentzündung (Pneumonie), einer schwerwiegenden Infektionskrankheit, die das Lungengewebe betrifft. Die Pneumonie präsentiert sich typischerweise mit Symptomen wie anhaltenden Husten, Fieber, Auswurf, veränderte Atemfrequenz oder -muster, und atemabhängige Schmerzen.
Die Risikofaktoren einer Pneumonie sind vielfältig. Sie reichen von einer reduzierten Immunabwehr, über chronische Lungenerkrankungen wie eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD), bis hin zu externen Faktoren wie Krankenhausaufenthalte (nosokomiale Pneumonie), Operationen oder Bettlägerigkeit. Bei intubierten Patient:innen sind zusätzlich Faktoren wie die Dauer der Beatmung und die Mundhygiene relevant. Weiterhin ist bei Bewusstseinsstörungen und Dysphagie das Risiko einer Aspiration und somit einer Aspirationspneumonie erhöht.
Präventive Maßnahmen fokussieren sich auf die Reduzierung dieser Risiken. Dazu gehören Atemübungen zur Verbesserung der Lungenbelüftung, frühzeitige Mobilisationzur Förderung des Sekretabtransports, regelmäßige Mundpflege, um das Wachstum pathogener Keime zu hemmen, sowie die Überwachung und Optimierung der Ernährungs- und Flüssigkeitszufuhr. Die Influenza- und Pneumokokken-Impfung ist ebenfalls Teil der Präventionsstrategie, insbesondere für Risikogruppen.
Risikofaktoren der Pneumonie
In der Pflege ist die Kenntnis der Risikofaktoren für eine Pneumonie unerlässlich, um gezielte Präventionsmaßnahmen ergreifen zu können.
Chronische Erkrankungen: Lungenerkrankungen wie COPD oder Asthma bronchiale, neurologische Erkrankungen mit Schluckstörungen (z.B. Schlaganfall, Morbus Parkinson), Erkrankungen mit einer Antriebsminderung wie Depressionen
Medikamente: Opioide und Benzodiazepine können atemdepressiv wirken, Protonenpumpeninhibitoren können das Risiko für Pneumonien erhöhen
Bettlägerigkeit und Immobilität: Mangelnde Mobilität kann zu einer verminderten Ventilation in den Lungen und zur Sekretstauung führen
Schonhaltung und Schmerzen: Insbesondere nach Operationen im Brust- oder Bauchraum, kann die Atemfunktion schmerzbedingt beeinträchtigt sein, was das Pneumonierisiko erhöht
Immunsuppression: Patient:innen mit einer geschwächten Immunabwehr, z.B. durch Medikamente oder Krankheiten wie HIV, sind anfälliger für Infektionen
Rauchen: Rauchen schädigt die Schleimhäute und die Zilien der Atemwege, welche für das Herausbefördern von Krankheitserregern aus den Atemwegen zuständig sind (mukoziliäre Clearance ↓)
Alkoholkonsum: kann das Immunsystem schwächen und mit einem reduzierten Allgemeinzustand einhergehen
Invasive Beatmung: Künstliche Beatmung, insbesondere über einen längeren Zeitraum, kann das Risiko einer beatmungsassoziierten Pneumonie (VAP) erhöhen
Alter: Ältere Menschen (ab dem 65. Lebensjahr) haben ein erhöhtes Risiko aufgrund einer meist verminderten Aktivität des Immunsystems und eventuell bestehender Begleiterkrankungen
Aspiration: Das Einatmen von Fremdstoffen oder saurem Mageninhalt, insbesondere bei Schluckstörungen oder Bewusstseinsstörungen, kann zu einer Aspirationspneumonie führen
Zahnstatus: ein schlechter Zahnstatus oder chronische Infektionen im Mundbereich können absteigende Infektionen begünstigen
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Einschätzung des Pneumonie-Risikos
Die folgende Checkliste kann zur Einschätzung des Pneumonie-Risikos verwendet werden. Sie konzentriert sich auf die Erfassung der oben genannten Risikofaktoren. Je mehr Risikofaktoren vorliegen, desto höher ist das Pneumonie-Risiko und desto wichtiger sind präventive Maßnahmen.
1. Allgemeinzustand und Vorgeschichte des Patienten/der Patientin überprüfen:
Vorliegen akuter und chronischer Erkrankungen (z.B. Lungenerkrankungen, neurologische Erkrankungen mit Schluckstörungen, Erkrankungen mit einer Antriebsminderung wie Depressionen)
Aktueller Medikamentenplan: atemdepressive Medikamente (wie Opioide, Benzodiazepine) oder Protonenpumpeninhibitoren können das Risiko für Pneumonien erhöhen
Frühere Krankenhausaufenthalte, Operationen, Aufenthalt in Pflegeheim
2. Mobilität und Aktivität des Patienten/der Patientin bewerten:
Bettlägerigkeit und Immobilität reduzieren die Lungenbelüftung und erhöhen das Pneumonie-Risiko
3. Schmerzen:
Schonhaltung und Schmerzen können zu einer flachen Atmung mit einer geringen Lungenventilation führen
Operationen (insbesondere im Brust- oder Bauchbereich) mit unzureichender postoperativer Schmerztherapie
4. Immunstatus prüfen:
Vorliegen einer Immunsuppression (z.B. Immunsuppressiva, HIV-Infektion)
Aktueller Impfstatus (z.B. Influenza und Pneumokokken)
5. Weitere Risikofaktoren spezifisch abfragen und dokumentieren:
Raucherstatus (aktuell und in der Vergangenheit)
Alkoholkonsum
Invasive Beatmung
Alter >65 Jahre oder <4 Jahre
6. Kognitive Fähigkeiten einschätzen:
Orientierung und Bewusstseinslage
Risiko für Aspiration erhöht bei Bewusstseinstrübung oder Schluckstörungen
7. Vitalzeichen kontrollieren:
Atemfrequenz (Normalwert: 12-20 Atemzüge pro Minute)
Sauerstoffsättigung (Zielwert: > 90% bei Raumluft)
Körpertemperatur (Fieber kann ein Anzeichen für eine Infektion sein)
8. Körperliche Untersuchung:
Zahnstatus, Infektion im Mundbereich
Atemgeräusche durch Auskultation der Lunge prüfen
Anzeichen von Atemnot oder erhöhtem Atemarbeit (z.B. Einsatz der Atemhilfsmuskulatur) beurteilen
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Präventive Maßnahmen
Präventive Maßnahmen zur Vermeidung einer Pneumonie umfassen eine Vielzahl von Interventionen, die darauf abzielen, das Risiko einer Infektion zu minimieren. Diese Maßnahmen reichen von grundlegenden Hygienepraktiken wie der Händehygiene bis hin zu spezifischen medizinischen Prozeduren. Die Maßnahmen der Pneumonieprophylaxe können mit dem Akronym LISA zusammengefasst werden.
LISA-Prinzipien:
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die vier LISA-Prinzipien.
LISA-Prinzip
Maßnahmen
Details und Hinweise
Lungenbelüftung
Mobilisation
Förderung der Lungenbelüftung durch regelmäßige Mobilisation und Bewegung
Atemunterstützende Lagerung
Oberkörperhochlagerung
Dehnlagerungen
Drainagelagerung
Kutschersitz
Atemübungen
Lippenbremse
Kontaktatmung
atemstimulierende Einreibung (ASE)
Atemtrainer
Infektionsprophylaxe
Hygienemaßnahmen
Strikte Händehygiene
Desinfektion von Geräten und Flächen
Mundpflege
Regelmäßige Mundpflege zur Reduktion von Pathogenen im Oropharyngealraum, was das Risiko der Aspiration von potenziell infektiösem Material verringert
Impfungen
Jährliche Grippe- und Pneumokokkenimpfung gemäß STIKO-Empfehlungen
Sekretmanagement
Sekretolyse (Sekretverflüssigung)
Ausreichende Flüssigkeitszufuhr
Inhalation
Frischluftzufuhr zur Befeuchtung der Atemwege und Verbesserung der Luftqualität
Sekretmobilisation (Sekrettransport)
Atemübungen
PEP-Systeme
Drainagelagerung
Atemtrainer
Sekretelimination (Entfernung von Sekret)
Absaugen
Hustentechniken
Vibrationstherapie
Atemphysiotherapie
Aspirationsprophylaxe
Hochlagerung des Oberkörpers (mind. 30°)
Besonders während und nach der Nahrungsaufnahme
Zeit nehmen
Patient:innen beim Essen genügend Zeit geben, bei Bedarf aktiv zum Schlucken auffordern
Anpassung der Nahrungskonsistenz
Gemäß Schluckfähigkeit des Patienten/der Patientin
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Lungenbelüftung: Lagerung
Lagerung bei Atemnot:
Ziel: Erleichterung der Atmung bei Dyspnoe.
Durchführung: Oberkörperhochlagerung, ggf. unterstützt durch Kissen; bei schwerer Atemnot zusätzlich Armstützen anbieten, um den Schultergürtel zu stabilisieren.
Anwendung: Nach Bedarf, insbesondere bei Patient:innen mit COPD oder akuter Atemnot.
Dehnlagerungen:
Ziel: Erweiterung der Brusthöhle durch Dehnung bestimmter Brustbereiche und Unterstützung der tiefen Atmung
Anwendung: nach Rücksprache mit behandelndem ärztlichem Personal, mehrmals täglich für 5-10 Minuten (Faustregel: Besser mehrmals täglich kurz als einmal lang)
Kontraindikationen: Bewegungseinschränkungen der Wirbelsäule, Wirbelsäulenfrakturen, Osteoporose, Immobilität und Orientierungsstörungen
VATI-Positionen: beschreibt verschiedene Positionen, die mit Hilfe von Lagerungskissen zu einer Dehnung des Brustkorbs und einer optimierten Belüftung bestimmter Lungenbereiche führen
VATI-Position
Durchführung
Vorteil bezüglich Lungenbelüftung
V-Positionierung
Zwei Kissen werden zu einem "V" gelegt, dessen Basis am Gesäß endet.
Bessere Belüftung der unteren Lungenbereiche.
A-Positionierung
Zwei Kissen formen ein "A", dessen Spitzen am Kopf zusammenlaufen.
Fördert die Belüftung der oberen Lungenbereiche.
T-Positionierung
Zwei Kissen werden zu einem "T" gelegt, der horizontale Teil befindet sich auf Höhe des Schultergürtels
Verbessert die Belüftung der vorderen Lungenbereiche.
I-Positionierung
Ein Kissen wird längs wie ein "I" entlang der Wirbelsäule angelegt.
Unterstützt die Belüftung der vorderen Lungenbereiche.
Halbmondlagerung: beschreibt eine halbmondförmige Rückenlage, bei der eine Hälfte des Brustkorbs aufgedehnt wird, um die Belüftung zu verbessern
Drehdehnlagerung: Patient:in liegt zunächst in Seitenlage und dreht dann die Schulter so weit wie möglich zur Gegenseite, so dass sich der Brustkorb öffnet.
Drainagelagerungen:
Ziel: Förderung des Sekretabflusses aus bestimmten Lungenabschnitten mit Hilfe der Schwerkraft
Durchführung: Lagerung in einer Seitenposition oder in einer leicht kopftieferen Lage, wobei die betroffene/erkrankte Seite oben liegt, damit das Sekret der Schwerkraft folgend abfließen kann
Anwendung: Besonders nach Inhalationen, Dauer nach Bedarf und Toleranz
Achtung
Drainagelagerungen sollten nicht direkt nach der Nahrungsaufnahme durchgeführt werden, um das Risiko einer Aspiration zu minimieren – ein zeitlicher Abstand von mindestens 1,5 bis 2 Stunden ist empfehlenswert. Zudem sollte die Person bei Bewusstsein und kardiovaskulär stabil sein.
Kutschersitz:
Ziel: Entlastung des Zwerchfells und Unterstützung der Atemhilfsmuskulatur
Durchführung: Patient:innen sitzen mit vorgebeugtem Oberkörper und abgestützten Armen, beispielsweise auf den Knien, auf der Stuhllehne oder dem Tisch
Anwendung: Bei akuter Atemnot, erleichtert das Abhusten
Tipp
Eine ärztlich verordnete Schmerztherapie kann die Mobilisations- und Lagerungstoleranz deutlich erhöhen. Es ist darauf zu achten, dass Patient:innen in verschiedenen Positionen gelagert werden, um die Belüftung aller Lungenbereiche zu fördern und Sekretansammlungen zu vermeiden.
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Lungenbelüftung: Atemübungen
Lippenbremse:
Definition: Die Lippenbremse ist eine Technik, die den Ausatemwiderstand erhöht und dadurch die Atemwege während der Exspiration länger offen hält ➜ Verhindert den Kollaps der Atemwege und verbessert den Schleimabtransport
Durchführung: Die Person atmet tief durch die Nase ein und dann langsam durch die locker aufeinandersitzenden Lippen aus, als ob sie eine Kerze flackern lassen möchte. Die Ausatmung sollte etwa doppelt so lang sein wie die Einatmung ➜ Diese Übung sollte dreimal wiederholt werden, danach folgt eine Pause
Kontaktatmung:
Definition: Bei der Kontaktatmung wird durch gezielten Handkontakt auf verschiedene Bereiche des Thorax oder des Bauches die Wahrnehmung für die Atmung geschärft und die vertiefte Ein- und Ausatmung gefördert
Durchführung: Die Pflegekraft oder die Patient:innen selbst legen ihre Hände flach auf den Brustkorb oder den Bauch. Die tiefe Einatmung findet gegen den Widerstand der Hände statt, bei der Ausatmung folgt die Entspannung ➜ Verbesserte Ventilation durch bewusste Atmung, diese Übung sollte dreimal wiederholt werden, danach folgt eine Pause, um eine Hyperventilation zu vermeiden
Varianten:
Bauchatmung (Hände werden auf den Bauch gelegt, bei Einatmung wölbt ich der Bauch vor, bei Ausatmung flacht sich der Bauch ab)
Brustatmung (Hände werden vor der Brust verschränkt)
Flankenatmung (Hände werden an die unteren Rippenbögen gelegt)
Atemstimulierende Einreibung (ASE):
Definition: Die ASE ist eine pflegerische Intervention aus der basalen Stimulation, bei der durch gezielte Einreibungen z.B. mit Salben, Lotionen oder Massageöl eine Stimulierung der Hautrezeptoren erfolgt und dadurch die Atmung reflektorisch vertieft wird
Durchführung: Nach der Einwilligung der Patient:innen werden Brust und Rücken mit sanften, rhythmischen Bewegungen eingerieben
Lagerung: sitzend oder liegend
Rot: Abwärtsbewegung (Druckerhöhung auf Handinnenkante) ➜ Ausatmen
Blau: Aufwärtsbewegung (Druckerhöhung auf Handaußenkante) ➜ Einatmen
Dauer: ca. 10 Minuten
Wirkung:
Vertiefung der Atmung ➜ Reduktion der Atelektasenbildung
Schlaffördernde Wirkung
Förderung des Wohlbefindens
Kontraindikationen:
Herz-Kreislauferkrankungen
ansteckende Hauterkrankungen
Tipp
Achte darauf, dass die Patient:innen nicht überempfindlich auf die Bestandteile der Einreibemittel reagieren. Die Raumtemperatur sollte angenehm warm sein, um eine zu schnelle Abkühlung nach der Einreibung zu verhindern.
Atemübungen mit dem Atemtrainer:
Auf dem Markt werden verschiedene Atemtrainer zur Pneumonieprophylaxe angeboten. Zum Teil besitzen sie einen gewissen Spielcharakter, um das freiwillige Training der Patient:innen zu unterstützen. Sie lassen sich in inspiratorische und exspiratorische Atemtrainer unterteilen.
Inspiratorische Atemtrainer (Incentive Spirometer): Diese Geräte helfen dabei, die inspiratorische Muskelkraft zu steigern. Der Fokus liegt auf dem tiefen Einatmen, was dazu beiträgt, die Lungen mit Luft zu füllen und die Atemkapazität zu erhöhen. Durch visuelles Feedback lässt sich die inspiratorische Muskelkraft bei korrekter Nutzung quantifizieren. Bekannte inspiratorische Atemtrainer: z.B. Voldyne®, Triflo®, Respipro®
Exspiratorische Atemtrainer (PEP-Geräte): Exspiratorische Atemtrainer nutzen Vibrationen und Widerstand, um die Ausatmung zu unterstützen und Sekret aus den Atemwegen zu mobilisieren. Diese Geräte werden oft in der postoperativen Phase oder bei chronischen Atemwegserkrankungen wie COPD verwendet. Bekannte exspiratorische Atemtrainer: z.B. Flutter®, Acapella®-System, Respilift®
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Infektionsprophylaxe: Basishygiene
Die Basishygiene umfasst eine Reihe von Maßnahmen, die in medizinischen Einrichtungen standardmäßig durchgeführt werden, um die Übertragung von Krankheitserregern zu verhindern:
Indikation: Basishygiene wird bei allen Patient:innen angewendet, da auch asymptomatische Personen Infektionserreger übertragen können
Einwandfreie Händehygieneist die wichtigste Maßnahme!
Keine langen oder künstlichen Fingernägel, kein Nagellack, Ringe, Schmuck oder Uhren, Zopf bei langen Haaren
Einsatz handfreier Waschplätze und Spender für Reinigungs- und Desinfektionsmittel
VOR aseptischen Tätigkeiten (z.B. subkutane Injektionen, Verabreichung von Augentropfen, Verbandswechsel)
NACH Kontakt mit potentiell infektiösen Materialien (z.B. Stuhlgang, Sputum,Blut)
NACH Patientenkontakt
NACH Kontakt mit Oberflächen in unmittelbarer Umgebung der Patient:innen
Weitere Indikationen:
Vor jedem Kontakt mit Lebensmitteln oder Arzneimitteln
Vor Beginn der Arbeit
Vor und nach invasiven Eingriffen
Nach der Verwendung von Einmalhandschuhen
Etikette für Husten und Niesen:
Zur Vermeidung der Verbreitung von Krankheitserregern beim Husten und Niesen.
Sich von anderen Personen abwenden und Abstand halten
Einwegtaschentücher verwenden und sofort entsorgen
Wenn kein Taschentuch vorhanden ist, Armbeuge vor Mund und Nase halten
Anschließend Hände waschen oder desinfizieren
Persönliche Schutzausrüstung (PSA):
Je nach Tätigkeit gehören dazu:
Handschuhe, Schutzkittel, Mund-Nasen-Schutz oder Atemschutz
Schutzbrille oder Gesichtsschutzschild
Haarschutz und Überschuhe oder abwischbare Schuhe
Einwegmaterialien werden nach Gebrauch entsorgt, mit Ausnahme von wiederverwendbaren Stoffkitteln.
Merke
Sind Patient:innen isoliert, verwende immer Einwegmaterialien, da diese nach Gebrauch entsorgt werden sollten.
Flächenreinigung und -desinfektion:
Flächen, die häufig mit den Händen oder der Haut in Berührung kommen, müssen täglich oder bei Kontamination sofort desinfiziert werden
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Infektionsprophylaxe: Mundpflege
Die Mundpflege umfasst verschiedene Maßnahmen zur Vorbeugung und Behandlung von Entzündungen und Verletzungen im Mund- und Rachenraum. Sie ist besonders wichtig für Menschen, die keine Nahrung kauen und dadurch die Speichelproduktion nicht angeregt wird, bei körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen, die eine selbstständige Mundhygiene erschweren, sowie in der Palliativpflege.
Maßnahmen der Mundpflege:
Förderung des Kauens, um die Speichelproduktion anzuregen
Vermeidung von Mundtrockenheit, z. B. durch Lutschen saurer Bonbons oder Kauen von Trockenobst, Befeuchtung mit nassem Tupfer
Reinigung der Zähne oder des Zahnersatzes und Entfernung von Belägen
Lippen- und Mundwinkelpflege
Bei Bedarf: Anwendung medizinischer Lokaltherapeutika (z.B. antiseptische Mundrachenspülungen zur Sanierung bei MRSA im Nasen-Rachen-Raum)
Bei ausgeprägter Speichelproduktion: Absaugen oder Einbringen von saugfähigen Wattetupfern
Die Durchführung der Mundpflege erfordert Sensibilität, da es sich um einen Eingriff in die Intimsphäre des Betroffenen handelt. Bei der Auswahl der Mundpflegemittel ist es wichtig, die individuellen Bedürfnisse und persönlichen Geschmacksvorlieben zu berücksichtigen. Die Pflege soll das subjektive Wohlbefinden fördern und möglichen Beschwerden wie Pilzbefall oder Mundgeruch entgegenwirken.
Achtung
Bei Besiedlung des Nasen-Rachenraumes mit multiresistenten Keimen oder Pilzbefall (Soor) immer Einmalzahnbürsten verwenden, um eine erneute Infektion zu vermeiden.
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Infektionsprophylaxe: Impfungen
Impfungen sind ein wesentlicher Bestandteil der Präventionsstrategie gegen Pneumonie und dienen effektiv der Risikominderung für Lungenentzündungen.
Zielgruppen für Impfungen:
Ältere Erwachsene ab 60 Jahren: Beginn der regelmäßigen Pneumokokkenimpfungen
Kinder unter 2 Jahren: Einhaltung des Impfkalenders, inklusive Pneumokokken-Imfpung und Schutzimpfung gegen Haemophilus influenzae Typ B
Personen mit chronischen Erkrankungen: z.B. Diabetes, COPD, Asthma
Menschen mit geschwächtem Immunsystem: Zusätzlicher Schutz vor infektionsbedingten Komplikationen
Personal im Gesundheitswesen und Betreuungspersonen: Reduzierung des Übertragungsrisikos
Empfohlene Impfungen:
Pneumokokkenimpfung: Schutz vor Streptococcus pneumoniae; für Säuglinge als Teil der Grundimmunisierung, für ältere Erwachsene als Standardimpfung ab einem Alter von 60 Jahren
Influenzaimpfung: Jährlich, aufgrund des sich verändernden Grippevirus, zusätzlich zur Verhinderung von sekundären bakteriellen Pneumonien
Haemophilus influenzae Typ B (Hib): Standard im kindlichen Impfkalender für Kinder unter 5 Jahren
COVID-19-Impfung: Zur Vermeidung schwerer Lungenentzündungen durch COVID-19, mit regelmäßigen Auffrischungen gemäß den aktuellen Richtlinien
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Sekretmanagement
Das Sekretmanagement umfasst Maßnahmen, die das Offenhalten der Atemwege fördern. Es wird eingeteilt in Sekretolyse (Sekretverflüssigung), Sekretmobilisation (Sekrettransport) und der Sekretelimination (Entfernung von Sekreten). Die nachfolgende Tabelle gibt dir einen kompakten Überblick über die Maßnahmen des jeweiligen Bereichs:
Komponente des Sekretmanagements
Maßnahmen
Beschreibung
1. Sekretolyse (Sekretverflüssigung)
Ausreichende Flüssigkeitszufuhr
1,5-2 Liter Flüssigkeit pro Tag, sofern keine Kontraindikationen bestehen, ggf. Infusionen, Cave: erhöhter Flüssigkeitsbedarf bei Fieber
Inhalationstherapie
Inhalation z.B. von Kochsalzlösung, um die Atemwege zu befeuchten für ca. 15 Minuten
Atemgaskonditionier-ung
Anfeuchten, Reinigen und Anwärmen der Inspirationsluft
2. Sekretmobilisation (Sekrettransport)
Atemübungen
Übungen zur Stärkung der Atemmuskulatur und Förderung des Sekrettransports (z.B. Lippenbremse, Kontaktatmung)
PEP-Systeme
Geräte, die einen positiven exspiratorischen Druck erzeugen, um die Atemwege offen zu halten und das Sekret zu mobilisieren.
Drainagelagerungen
Lagerung, die die Schwerkraft nutzt, um die Sekretbewegung zu unterstützen
Perkussion und Vibration manuell
Klopf- und Vibrationsmassagen, um das Lösen von Sekreten zu fördern
Maschinelle Vibrationstherapie
Einsatz von Geräten für eine Hochfrequenz-Brustwand-Kompression zur Sekretlösung
3. Sekretelimination (Entfernung von Sekret)
Absaugen
Entfernung von Sekreten aus Mundraum und oberen Atemwegen durch Absaugung (insb. bei maschineller Beatmung, ausgeprägter Schluckstörung, Vigilanzminderung)
Huffing
Huffing ist eine Atemtechnik, bei der man schnell durch den offenen Mund hauchend ausatmet und gegen Ende ein „fff“-Geräusch erzeugt, sodass die Exspiration wie ein „Hooofffff“ klingt ➜ diese Technik ermöglicht es Sekrete schonend aus den Atemwegen zu eliminieren
Husten gegen Widerstand
Anwendung von Widerstand, z.B. gegen die Handfläche oder Fausttunnel
Manuelle Hustenunterstützung
Unterstützung beim Abhusten durch vor dem Bauch verschränkte Arme ➜ diese dienen als Widerlager beim Husten und können die Effektivität des Hustenstoßes verstärken
Maschineller Hustenassistent
Geräte, die helfen, einen künstlichen Husten zu erzeugen, um Sekret zu entfernen ➜ Schneller Wechsel von Über- zu Unterdruck erzeugt einen künstlichen Hustenstoß
Achtung
Beim Husten entstehen hohe intrathorakale Drücke. Bei vorgeschädigter Lunge, z. B. Lungenemphysem, kann Husten zu einem Pneumothorax führen!
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Aspirationsprophylaxe
Die Aspirationsprophylaxe beinhaltet alle Maßnahmen, die darauf abzielen, das Eindringen von Fremdstoffen, wie Nahrung, Flüssigkeiten oder andere Substanzen, in die Atemwege und Lungen zu verhindern. Eine Aspiration kann zu schweren Atemwegserkrankungen, wie einer Aspirationspneumonie, führen und stellt daher ein ernstzunehmendes Risiko für betroffene Patient:innen dar. Die Prävention von Aspiration ist besonders bei Personen mit Schluckstörungen (Dysphagie) von höchster Bedeutung. Diese können aufgrund verschiedener Ursachen, wie neurologische Erkrankungen, strukturelle Veränderungen oder altersbedingte Abnahme der Schluckfunktion, entstehen.
Einschätzung des Aspirationsrisikos
Erkennen einer Kau- bzw. Schluckstörung:
Ungewöhnliche Kopf- oder Körperhaltungen beim Essen
Beobachtung der Mundmotorik: unzureichender Lippenverschluss, Zahnstatus, Status der Zahnprothese
Einschätzung der Koordination des Schluckaktes: zeitliche Abstimmung von Kauen und Schlucken
Verschlucken, Husten oder Würgen während oder nach dem Schlucken
Veränderung der Stimme oder Sprechen nach dem Schlucken (z.B. feuchte oder gurgelnde Stimme)
Längeres Kauen oder die Unfähigkeit, Nahrung zu zerkleinern
Verbleiben von Nahrungsresten im Mund nach dem Schlucken
Fremdkörpergefühl im Hals
Nahrungsaustritt über die Nase
Schluckversuch mit Wackelpudding: besteht überwiegend aus Wasser, enthält keine festen Partikel und verursacht daher bei Aspiration keine Obstruktion ➜ gut zum Testen des Schluckaktes geeignet
Maßnahmen zur Aspirationsprophylaxe:
Erfolgen in Rücksprache mit ärztlichem Personal.
Positionierung: Mahlzeiten möglichst am Tisch oder Bettrand stabil sitzend einnehmen, möglichst nicht im Bett ➜ Erleichtert das Schlucken und verhindert eine Aspiration (insbesondere bei Schluckstörungen)
Anpassung der Konsistenz der Nahrung: Verwendung von Andickungsmitteln für Flüssigkeiten, Bereitstellung von pürierter Kost, Vermeidung von harter oder krümeliger Nahrung, Vermeidung von Nahrung mit unterschiedlichen Kosistenzen (z.B. fest und flüssig)
Kleine Bissen und Schlucke: Reduzierung der Portionsgrößen bei jedem Löffel bzw. jeder Gabel
Bilanzierung der Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme: zur Erkennung und Vermeidung von Mangelzuständen (ggf. zusätzlich Gewichtskontrollen)
Anleitung und Schulung: Training mit den Patient:innen, um die korrekten Schlucktechniken zu erlernen (Nahrung gut zerkleinern ➜ kleine Bissen ➜ langsam Kauen ➜ in Ruhe schlucken, Kinn in Richtung Brust nehmen während des Schluckens, erleichtert das Schlucken)
Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Involvierung von Logopäd:innen, Ergotherapeut:innen und Ernährungsfachkräften zur Entwicklung eines individuellen Versorgungsplans
Heimlich-Manöver
Bei lockerer Zahnprothese: Anpassung veranlassen
Maßnahmen bei Aspiration:
Sofortiges Anhalten der Nahrungsaufnahme
Aufforderung kräftig zu Husten
Vorbeugen des Oberkörpers
5 kräftige Schläge zwischen die Schulterblätter
Bei Atemnot:
Ärztliche Hilfe anfordern, fachgerechtes Absaugen bei Bedarf
Monitoring der Vitalzeichen und Sauerstoffsättigung
Ggf. Heimlich Manöver
Achtung
Schnabeltassen oder -becher erhöhen die Aspirationsgefahr und sollten vermieden werden. Stattdessen sind Trinkbecher mit Strohhalm zu bevorzugen.
Info
Exkurs: Verabreichung von Medikamenten
Die Verabreichung von Medikamenten kann bei Schluckstörungen schwierig sein. Deshalb haben wir einige praktische Tipps für den Alltag zusammengestellt:
Einverständnis der pflegebedürftigen Person: Tabletten dürfen nur mit Zustimmung und Wissen der Patient:innen verabreicht werden. Ohne deren Zustimmung handelt es sich nicht nur um einen Vertrauensbruch, sondern rechtlich auch um eine Körperverletzung.
Rücksprache mit Apotheke: Immer erst in der Apotheke nachfragen oder in der Packungsbeilage nachlesen, ob Medikamente gemörsert oder in Wasser aufgelöst werden dürfen, da dies die Wirkung beeinträchtigen kann.
Einsatz von Hilfsmitteln: Nutze spezielle Hilfsmittel wie Tablettenteiler oder Medikamentenbrecher, um die genaue Dosierung und leichtere Einnahme zu gewährleisten.
Konsistenz anpassen: Falls erlaubt, Medikamente zerkleinern, auflösen oder mit Nahrung verabreichen.
Kopfhaltung beachten: Patient:innen sollten während der Medikamenteneinnahme in einer aufrechten Position sein. Bei großen Tabletten kann es hilfreich sein, den Kopf beim Schlucken nach vorne auf die Brust zu beugen.
Langsam und in kleinen Schritten: Medikamente in kleinen Dosen verabreichen, um das Schlucken zu erleichtern. Zwischen den einzelnen Schlucken genügend Zeit lassen.
Auf ausreichende Hydratation achten: Sicherstellen, dass die Patient:innen genügend Wasser zu sich nehmen, wenn dies nicht kontraindiziert ist. Cave: bestimmte Medikamente (z.B. viele Antibiotika) dürfen nicht mit Milch, Kaffee oder schwarzem Tee verabreicht werden.
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Quellen
S3-Leitlinie: Behandlung von erwachsenen Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie, Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP), der PaulEhrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG), der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI), der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN), der Gesellschaft für Virologie (GfV), des Kompetenznetzwerks CAPNETZ, der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM), der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG), der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP), der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP), der Österreichischen Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (ÖGIT), der Schweizerischen Gesellschaft für Pneumologie (SGP) und der Schweizerischen Gesellschaft für Infektiologie (SGInf)