Einleitung
Unter dem Begriff Reanimation sind die Maßnahmen zusammengefasst, die bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand zur Wiederbelebung ergriffen werden.
Dabei lassen sich Basismaßnahmen (Basic Life Support – BLS) von erweiterten Maßnahmen (Advanced Life Support – ALS) unterscheiden.
- Basic Life Support (= BLS): Erstmaßnahmen bei Auffinden einer bewusstlosen Person – direkter Beginn; Merkhilfe: „Prüfen – Rufen – Drücken“
- Advanced Life Support (= ALS): Weiterführende Maßnahmen (Defibrillation, Medikamentengabe, Intubation
) – durch Fachpersonal
Basic Life Support (BLS)
Der Basic Life Support (BLS) ist eine grundlegende medizinische Technik zur Erhaltung der Vitalfunktionen in Notfallsituationen, bevor erweiterte medizinische Hilfe verfügbar ist.
Ziel ist es, durch sofortige Maßnahmen bei einem Kreislaufstillstand die Kreislaufzirkulation und Sauerstoffversorgung der Gewebe aufrechtzuerhalten und so die Überlebenschancen des/der Patient:in zu erhöhen. Dies erfolgt insbesondere durch eine schnellstmögliche Herzdruckmassage, ggf. eine Defibrillation und eine Beatmung.
Der Basic Life Support kann von medizinischem Fachpersonal, aber auch von Laien durchgeführt werden.
AchtungAuch eine Schnappatmung
wird als insuffiziente Atmung bewertet. Es sollte zügig mit der Reanimation begonnen werden!
TippDer zügige Beginn der Thoraxkompressionen ist entscheidend. Er sollte nicht verzögert werden (z.B. durch Suchen des Pulses).
TippIm Falle einer Reanimation sollten anwesende Personen direkt angesprochen und mit klaren Anweisungen aufgefordert werden, z.B. “Sie im grünen Hemd, holen Sie einen Defibrillator!”. Dies verhindert den "Bystander-Effekt", steigert die Handlungsbereitschaft und minimiert Verzögerungen.
Advanced Life Support (ALS) Erwachsene
Der Advanced Life Support (ALS) erweitert die Grundlagen des Basic Life Supports (BLS) um fortgeschrittene Techniken und Interventionen zur Behandlung eines Herz-Kreislauf-Stillstands.
Ziel ist es, die Überlebenschance und das neurologische Outcome durch sofortige und spezialisierte Maßnahmen wie Defibrillation, Intubation
ALS wird in der Regel von medizinischem Fachpersonal durchgeführt, das in fortgeschrittenen Notfalltechniken geschult ist.

Stabile Seitenlage
Patient:innen, die bewusstlos sind, aber spontan atmen, sollten in die stabile Seitenlage gebracht werden. Durch das Überstrecken des Kopfes sollen die Atemwege
- Bewusstlose:n Patient:in flach auf den Rücken legen
- Helfer:in kniet auf der linken Seite
- Linken Arm greifen und um 90° anwinkeln
- Rechte Hand auf der linken Schulter platzieren
- Rechtes Bein anstellen und als Hebel nutzen, um den/die Patient:in auf die linke Seite zu drehen
- Kopf vorsichtig überstrecken und mit rechter Hand des/der Patient:in fixieren
- Regelmäßige Kontrolle von Atmung und Kreislauf
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Herzdruckmassage
Die Herzdruckmassage stellt neben der Beatmung die wichtigste Maßnahme der Reanimation dar. Sie kann von Laien und medizinischem Fachpersonal durchgeführt werden und sollte möglichst zügig begonnen werden. Durch die äußere Druckeinwirkung auf den Brustkorb
- Festen Untergrund schaffen (sollte Beginn nicht verzögern)
- Seitlich des/der Patient:in knien
- Eigene Hände übereinanderlegen, Finger verschränken und Handballen mittig auf dem Brustkorb
des/der Patient:in platzieren - Arme strecken und senkrecht über den Brustkorb
des/der Patient:in beugen - Thoraxkompressionen durchführen
- Tiefe: 5-6 cm.
- Auf vollständige Entlastung des Brustkorbes achten
- Frequenz: 100-120 Kompressionen pro Minute (Merkhilfe: Lied „Staying Alive“)
- Alle 2 Minuten Wechsel mit anderen Helfenden, um Erschöpfung zu reduzieren
Mund-zu-Mund-Beatmung
Neben der Blutzirkulation ist eine ausreichende Oxygenierung wichtig. Hierzu können medizinische Laien eine Mund-zu-Mund-Beatmung anwenden. Ist eine Beatmung nicht möglich, sollte nur eine Herzdruckmassage durchgeführt werden.
- Kopf überstrecken und Kinn anheben, um Atemwege
zu öffnen - Nase des/der Patient:in zudrücken und verschließen
- Mund des/der Patient:in mit den eigenen Lippen umschließen und zweimal für 1 Sekunde Luft in den/die Patient:in ausatmen (Brustkorb
des/der Patient:in sollte sich leicht anheben)
MerkeDie Herzdruckmassage sollte möglichst zügig begonnen und durch die Beatmung maximal 5 Sekunden unterbrochen werden.
Defibrillation
Durch die Defibrillation können bestimmte Herzrhythmusstörungen beendet werden. Man unterscheidet defibrillierbare (Kammerflimmern
- Herzdruckmassage
- Während der Herzdruckmassage Klebeelektroden anbringen
- Anterior & lateral oder anterior & posterior
- 8 cm Abstand zu implantiertem Schrittmacher
- Während der Herzdruckmassage Defibrillator aufladen
- Energiemenge: 150 Joule (bis 360 Joule)
- Rhythmusanalyse (Patient:in nicht berühren)
- Patient:in nicht berühren & Schock
abgeben - Herzdruckmassage fortsetzen
- Alle 2 Minuten erneute Rhythmusanalyse
AchtungDamit die Helfenden nicht geschockt werden, darf niemand den/die Patient:in oder elektrisch leitfähige Teile berühren.
AchtungUm die Brandgefahr zu reduzieren, sollte, falls vorhanden, die Sauerstoffbrille
oder Sauerstoffmaske des/der Patient:in abgesetzt und mindestens 1 Meter entfernt abgelegt werden.
Notfall-EKG
In Notfallsituationen ist es entscheidend, die Art des Herzrhythmus
Defibrillierbare Rhythmen wie Kammerflimmern
Nicht-defibrillierbare Rhythmen wie pulslose elektrische Aktivität und Asystolie erfordern hingegen eine sofortige kardiopulmonale Reanimation und die Behandlung der zugrunde liegenden Ursache(n).

Defibrillierbare Rhythmen
- Kammerflimmern
(VF - Ventricular Fibrillation): - Unregelmäßige und unkoordinierte elektrische Aktivität der Ventrikel, die zu einem völligen Verlust der effektiven Herzkontraktion führt
- Im EKG
zeigt sich dies als unregelmäßiges, wellenförmiges Muster ohne erkennbare QRS-Komplexe - Sofortige Defibrillation erforderlich, um das Herz in einen normalen Rhythmus zu bringen
- Pulslose ventrikuläre Tachykardie
(pVT - Pulseless Ventricular Tachycardia): - Schnelle, regelmäßige elektrische Aktivität der Ventrikel ohne effektive Pulswelle
- Das EKG
zeigt regelmäßige, breite QRS-Komplexe - Auch hier ist eine sofortige Defibrillation notwendig
Nicht-defibrillierbare Rhythmen
- Pulslose elektrische Aktivität (PEA - Pulseless Electrical Activity):
- Vorhandene elektrische Aktivität im EKG
, aber ohne mechanische Herzkontraktion und somit ohne tastbaren Puls - Das EKG
kann verschiedene Muster zeigen, von normalen Befunden bis hin zu abnormalen Wellenformen - Die Behandlung besteht in der kardiopulmonalen Reanimation und der Therapie zugrunde liegender Ursache(n)
- Vorhandene elektrische Aktivität im EKG
- Asystolie:
- Vollständiger Herzstillstand ohne elektrische Aktivität
- Im EKG
erscheint dies als eine flache Linie ohne P -Wellen, QRS-Komplexe oder T-Wellen - Die Behandlung besteht in der kardiopulmonalen Reanimation und der Therapie zugrunde liegender Ursache(n)
(ROSC) Erwachsene
Die Rückkehr des spontanen Kreislaufs (ROSC) (Return of spontaneous circulation) bezeichnet den Moment, in dem nach einer Reanimation die eigenständige Herzaktivität und damit der Blutkreislauf des/der Patient:in wiederhergestellt wird.
Dies markiert den Übergang zur Postreanimationsphase. Nach dem ROSC liegt der Fokus auf der Optimierung von Oxygenierung und Ventilation

ALS Reanimation Kinder
Der Advanced Life Support bei Kindern (ALS) unterscheidet sich in einigen wesentlichen Punkten von der erweiterten Reanimation bei Erwachsenen. Abgesehen von den anatomischen Unterschieden liegt bei Kindern häufig auch eine andere Ursache für den Herzstillstand vor.
Die Unterschiede bezüglich des Ablaufs betreffen vor allem:
- Dosierung der Medikamente
- Auswahl der Defibrillationspads und Energiedosis bei der Defibrillation
- Auswahl der Instrumente und ggf. Masken zur Atemwegssicherung
- Spezifische Reanimationsalgorithmen
Während ein Herzstillstand bei Erwachsenen häufig durch kardiovaskuläre Ereignisse ausgelöst wird, stehen bei Kindern vor allem respiratorische Ursachen im Vordergrund (z.B. Fremdkörperaspiration oder Asthma bronchiale

ALS Neugeborene/Newborn Life Support
Der Advanced Life Support bei Neugeborenen (ALS) unterscheidet sich signifikant von dem ALS bei Erwachsenen und älteren Kindern. Diese Unterschiede umfassen spezielle Reanimationsprotokolle, Techniken und Dosierungen, die den Eigenschaften von Neugeborenen gerecht werden.
Eine Hypoxie und Asphyxie
Neugeborene verlieren schneller Wärme. Daher ist es wichtig eine angemessene Körpertemperatur
Bei Neugeborenen sollte die Brustkompression mit zwei Daumen, oder mit zwei Fingern durchgeführt werden.
Bei Neugeborenen wird zuerst beatmet. Erst im weiteren Verlauf erfolgt die Herzdruckmassage im Rhythmus von 3 Kompressionen zu einer Beatmung.
