Liegt eine Kreislaufstörung mit einer Sauerstoffunterversorgung des peripheren Gewebes vor, so wird dies als Schock bezeichnet. Um eine zielgerichtete Therapie einleiten zu können, muss zuerst die Ursache für den Schock identifiziert werden. Man unterscheidet die folgenden Schockformen:
Hypovolämischer Schock (Volumenmangel)
Hämorrhagischer Schock (Blutverlust)
Distributiver Schock (Umverteilung des Volumens ins Gewebe)
Ein Schock geht häufig mit Hypotonie (<100 mmHg systolisch) und Tachykardie (>100 Schläge pro Minute) einher. Fällt der systolische Blutdruckwert unter die Herzfrequenz, ist der sogenannte Schockindex positiv. Es gibt jedoch auch Schockformen mit einem negativen Schockindex. So kommt es z.B. bei einem AV-Block zu einer Bradykardie mit einer Hypotonie.
Auch bei Blutdruckwerten über 100 mmHg systolisch oder einer Herzfrequenz unter 100 Schlägen pro Minute kann ein Schock vorliegen. Entscheidendes Kriterium ist die Unterversorgung des Gewebes und die Klinik des Patienten!
Durch den Blutdruckabfall kommt es zu einer Sympathikusaktivierung mit reflektorischerTachykardie, periphererVasokonstriktion und Tachypnoe. Das Blut wird aus dem peripheren Gewebe hin zu den überlebenswichtigen Organen verlagert. Man spricht von einer Zentralisierung. Klinisch äußert sich dies durch kalte Extremitäten und ein blasses Hautkolorit bzw. marmorierte Haut.
Durch die Sauerstoffunterversorgung des peripheren Gewebes kommt es zu einem anaeroben Stoffwechsel und in der Folge zu einem Anfall von Laktat und anderen Stoffwechselprodukten. Das Laktat kann in der Blutgasanalyse bestimmt werden und korreliert mit der Schwere des Schocks (insbesondere beim septischen Schock). Es resultiert eine metabolische Azidose (Laktatazidose). Nachfolgend kann es zu einer Erhöhung der Kapillarpermeabilität mit einem weiteren Flüssigkeitsverlust in das Gewebe kommen. Es können ebenfalls Gerinnungsstörungen auftreten.
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Auskultation:Giemen/Brummen (Anaphylaxie, Lungenödem); feuchte, grobblasige Rasselgeräusche (Lungenödem); feuchte Rasselgeräusche (Hinweise für eine Pneumonie → ggf. pneumogene Sepsis)
Klopfschmerzen über den Nierenlagern (Urosepsis)
Suche nach Blutungszeichen (Blut im Stuhlgang, Bluterbrechen, Traumata etc.)
Bestimmung der Rekapillarisierungszeit
Labordiagnostik:
Kleines Blutbild (Hb-Wert im Verlauf↓ bei hämorrhagischem Schock; Leukozyten↑ bei septischem Schock)
Gerinnungsparameter:Thrombozytenzahl, Fibrinogen, aPTT, INR, D-Dimere (Anstieg als Hinweis auf eine disseminierte intravasale Gerinnung oder zum Ausschluss einer Lungenarterienembolie oder einer Aortendissektion)
Infektparameter:CRP, Procalcitonin (Procalcitonin ist sehr spezifisch für eine bakterielle Infektion. Die Höhe des Procalcitonins korreliert mit der Schwere der Sepsis)
Blutgasanalyse: insbesondere Laktat-Wert und pH-Wert
12-Kanal-EKG:STEMI, Herzrhythmusstörungen
Pulsoxymetrie: trotz normwertiger Sauerstoffsättigung kann bei einer Anämie eine Sauerstoffunterversorgung des Gewebes vorliegen
Echokardiographie: zur Identifizierung eines kardiogenen Schocks
Ggf. zentralvenöse Blutdruckmessung (erhöht bei kardiogenem oder obstruktivem Schock – erniedrigt bei anderen Schockformen)
Ggf. Pulskonturanalyse und transpulmonale Thermodilution zur Einschätzung der Pumpleistung des Herzens und der Volumenreagibilität
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Algorithmus: Schock Differenzialdiagnostik
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Allgemeines Vorgehen/Therapie
Schocklagerung: Beinhochlagerung oder Kopftieflage (nicht bei Beckenverletzungen, Schädel-Hirn-Trauma, kardiogenem Schock oder rupturiertem Bauchaortenaneurysma)
Bei Sauerstoffsättigung <92%:Sauerstoffgabe
Normothermie sicherstellen
Engmaschige Überwachung:
Vitalparameter, Pulsoxymetrie, EKG, BGA, Diurese
Legen von mindestens 2 peripheren Venenverweilkathetern (falls nicht möglich Anlage eines zentralen Venenkatheters oder im Notfall eines intraossären Zugangs ⟶ Prätibial)
Volumengabe und gegebenenfalls Gabe von Blutprodukten
Nicht bei kardiogenem Schock (eine Volumenbelastung kann zu einer weiteren kardialen Dekompensation führen)
Medikamentöse Kreislaufunterstützung
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Algorithmus: Schock Vorgehen
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Hypovolämischer & hämorrhagischer Schock
Bei einem hypovolämischen & hämorrhagischen Schock liegt ein absoluter Volumenmangel vor. Ein hypovolämischer Schock ist häufig durch eine Exsikkose bedingt (z.B. Diuretikaüberdosierung bei hohen Temperaturen). Ein hämorrhagischer Schock entsteht durch Blutverlust.
Hinweise auf einen hypovolämischen Schock:
Exsikkose (stehende Hautfalten, trockene Schleimhäute, verminderte Flüssigkeitsaufnahme durch Demenz oder Dysphagie)
Oligurie bis hin zur Anurie (Urinproduktion <0,5 mL/KgKG/Stunde)
Sonographie: verminderte Ventrikelfüllung, atemkollaptische V. cava inferior
Eine kollabierte Vena cava inferior (VCI) in der Sonographie weist nicht zwangsläufig sicher auf eine Hypovolämie hin und kann auch physiologisch vorliegen. Die Interpretation dieses Befundes hängt vom klinischen Kontext ab
Verbrennungen führen zu kutanen Flüssigkeitsverlusten
Ausgeprägte Diurese: z.B. osmotische Diurese bei Hyperglykämie, Diabetes insipidus, Diuretikatherapie
Durchfall und Erbrechen: gastrointestinale Verluste
Aszites im Rahmen eines Leberversagens, Gummibauch im Rahmen einer Pankreatitis (kein echter Flüssigkeitsmangel, sondern Flüssigkeitsverschiebungen)
Hinweise auf einen hämorrhagischen Schock:
Sichtbare äußere Blutung oder Hinweise auf eine innere Blutung
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Durchfall, Erbrechen, stehende Hautfalten, trockene Schleimhäute als Hinweise auf eine Exsikkose
Bluterbrechen als Hinweis für eine Ösophagusvarizenblutung
Teerstuhl als Hinweis für eine obere gastrointestinale Blutung
Frische Blutbeimengungen im Stuhlgang als Hinweis für eine untere gastrointestinale Blutung
Schwangerschaft als Hinweis auf gynäkologische Blutungsquelle
Labor:
Hb-Wert: der Hb-Wert ist bei einer akuten Blutung nicht sofort erniedrigt - es kann also trotz (noch) normwertigem Hb-Wert eine akute Blutung vorliegen. Erst im Verlauf kommt es zu einem ausgleichenden Flüssigkeitseinstrom in die Gefäße und so zu einer Verdünnung des Hb-Wertes.
Blutgruppe und Kreuzblut: für den Fall einer notwendigen Transfusion von Erythrozytenkonzentraten
Laktat-Wert: steigt bei Gewebehypoxie
BGA: Laktat- und pH-Wert
Sonographie: verminderte Ventrikelfüllung, atemkollaptische V. cava inferior, E-FAST zur Identifikation von freier Flüssigkeit
Bei Verdacht auf eine obere GI-Blutung:Ösophagogastroduodenoskopie (ÖGD)
Bei Verdacht auf eine untere GI-Blutung:Koloskopie
Bei Verdacht auf eine innere Blutung unklaren Ursprungs:CT-Thorax und CT-Abdomen, ggf. explorativ Chirurgie (offen oder endoskopisch)
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Therapie
Therapie des hypovolämischen Schocks
Volumengabe von balancierter Vollelektrolytlösung
Bei persistierender Schocksymptomatik: weitere Volumengabe
Bei persistierender Schocksymptomatik trotz ausgeprägter und wiederholter Volumengabe (ca. 2 Liter): medikamentöse Kreislaufunterstützung (z.B. Noradrenalin)
Therapie des hämorrhagischen Schocks
Akute Blutstillung:
Druckverband, Tourniquet bei Extremitätenblutungen
ÖGD, Koloskopie bei gastrointestinalen Blutungen
Notfalloperation bei innerer Blutung
Volumengabe von balancierter Vollelektrolytlösung → Langfristig sollte die Volumengabe mittels Blutprodukten erfolgen, um Gerinnungsstörungen zu vermeiden
Optimierung der Blutgerinnung: Normothermie + Normocalcämie + normwertiger pH-Wert + ggf. Ersatz von Gerinnungsfaktoren
Blutdruckeinstellung: hoher Blutdruck führt zu verstärkten Blutverlusten
Info
Druckverband
Sterile Kompresse auf die Wunde legen
Zweimal mit einer Mullbinde umwickeln
Nicht saugfähiges Druckpolster auf die Wunde legen (größer als die Wunde)
Restliche Mullbinde umwickeln
Enden der Mullbinde verknoten
Tourniquet
Anlageort: 5 cm proximal der Wunde
Faustregel: So weit distal wie möglich → Um so viel gesundes Gewebe wie möglich zu schonen
Nicht über Kleidung, Gelenke, Wunden oder Frakturen anbringen
Ausreichende Analgesie sicherstellen
Um die Extremität legen und unter Druck schließen (Puls sollte nicht mehr tastbar sein)
Regelmäßige Reevaluation und Entfernung nach spätestens 2 Stunden
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Gastrointestinale Blutung
Die gastrointestinale Blutung (GI-Blutung) ist eine häufige Ursache für einen hämorrhagischen Schock. Blutungsquellen können im oberen oder im unteren GI-Trakt liegen. Die Grenze wird durch das Treitz-Band am Übergang vom Duodenum zum Jejunum markiert.
Obere gastrointestinale Blutung:
Ursachen:Ulcus ventriculi oder Ulcus duodeni, Ösophagusvarizenblutung (Anamnese: Leberzirrhose), Mallory-Weiss-Syndrom (Anamnese: starkes Erbrechen), Tumorblutungen etc.
Symptome:Bluterbrechen („Hämatemesis“), ggf. kaffeesatzartiges Erbrechen, Teerstuhl („Meläna“ - das Blut wird durch die Magensäure oxidiert und im Darm durch Bakterien teilweise abgebaut. Der Stuhl erscheint dunkelschwarz und glänzend), Blut im Stuhlgang („Hämatochezie“)
Klinik:Blut im Stuhlgang („Hämatochezie“), Teerstuhl („Meläna“)
Bei Kolonblutung: Blutbeimischungen im Stuhlgang
Bei Rektumblutung: streifenförmige Blutauflagerungen
Diagnostik:Koloskopie
Info
Bluterbrechen tritt nur bei Blutungen im Mund-Rachenraum oder bei Blutungen im oberen GI-Trakt auf.
Teerstühle können sowohl bei Blutungen im oberen GI-Trakt als auch bei Blutungen im Dünndarm auftreten. Auch eine distale Blutungsquelle kann durch Fermentation des Blutes durch Darmbakterien zu Teerstuhl führen.
Eine größere Blutung im oberen GI-Trakt kann auch zu einer Hämatochezie führen.
Des Weiteren sollte Nasenbluten differentialdiagnostisch mit einbezogen werden.
Einige Nahrungsmittel und Medikamente, wie z.B. Blaubeeren oder Eisentabletten, können den Stuhl ebenfalls dunkel verfärben.
Diagnostik
Klinik und Anamnese:
Schmerzen im Ober- oder Unterbauch oder bei der Defäkation
Medikamenteneinnahme:NSAR, Glucocorticoide (fördern die Ulcusentstehung), Thrombozytenaggregationshemmer, Antikoagulantien, Chemotherapeutika, Antibiotikaeinnahme etc.
Vorerkrankungen:Leberzirrhose (Ösophagusvarizen), gastrointestinale Erkrankungen, Vorhofflimmern (Thromboembolien + Antikoagulantieneinnahme) etc.
Noxenanamnese: Nikotinabusus, Alkoholabusus
Blutungszeichen (Bluterbrechen, Teerstuhl, Blut im Stuhlgang)
Anale Inspektion und digital-rektale Untersuchung: z.B. Nachweis von blutenden Hämorrhoiden
Labordiagnostik:
Hb-Wert im Verlauf vermindert – jedoch nicht sofort vermindert!
Blutgruppe und Kreuzblut: Anforderung von Erythrozytenkonzentraten
Bei Verdacht auf eine untere GI-Blutung:Koloskopie (wenn möglich bis zum terminalen Ileum)
Bei Verdacht auf eine Dünndarmblutung/unklarer Lokalisation: Kapselendoskopie oder Push-and-pull-Endoskopie (Dünndarm wird „aufgefädelt“)
Tipp
Da die meisten GI-Blutungen im oberen GI-Trakt auftreten, sollte zuerst eine ÖGD durchgeführt werden. Weiterhin ist eine ÖGD schonender als eine Koloskopie.
Anlage von 2 großlumigen peripheren Venenverweilkathetern und Bestimmung der Blutgruppe sowie Abnahme von Kreuzblut
Volumengabe in Form einer balancierten Vollelektrolytlösung → Langfristig sollte die Volumengabe mittels Blutprodukten erfolgen, um Gerinnungsstörungen zu vermeiden
Wiederherstellung des Blutvolumens mittels Erythrozytenkonzentrat (EK): 1 Erythrozytenkonzentrat erhöht den Hb-Wert um ca. 1 g/dl (1 Fresh Frozen Plasma (FFP) pro 2 Transfundierten Erythrozytenkonzentraten + ggf. Thrombozytenkonzentrate (TK))
Ziel Hb-Wert: 8 mg/dl
Ziel Blutdruckwert: >100 mmHg systolisch
Bei eingeschränkter Vigilanz: ggf. Schutzintubation
Gabe von Protonenpumpeninhibitoren:
Gerinnungshemmende Medikamente pausieren (z.B. Thrombozytenaggregationshemmer oder Antikoagulantien – CAVE: bei frischer Stentimplantation)
Blutstillung mittels Notfallendoskopie (Diagnostik und Therapie zugleich)
Ulkusblutung: Protonenpumpeninhibotoren, ggf. Helicobacter pylori Eradikation, NSAR absetzen etc.
Mesenterialischämie aufgrund einer Vorhofflimmer-Embolie: ggf. Antikoagulation
Divertikelblutung: stuhlregulierende Maßnahmen
Angiektasien: Argon-Plasma-Koagulation
Tumorblutungen: Clipping, Gewebekleber, Argon-Plasma-Koagulation etc.
Blutende Polypen: Polypabtragung
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Kardiogener Schock
Beim kardiogenen Schock liegt eine Störungder Herzfunktion vor. Ein obstruktiver Schock kann unter anderem durch eine Lungenarterienembolie, Perikardtamponade, Aortendissektion oder Spannungspneumothorax bedingt sein. Beide Schockformen haben gemeinsam, dass zwar genügend Blut vorhanden ist, dieses jedoch nicht ausreichend in den Kreislauf gepumpt werden kann.
Kardiogener Schock
Ein kardiogener Schock ist durch eine Funktionseinschränkung oder einen Funktionsausfall des Herzens bedingt. Zu den Ursachen gehören Herzinfarkte, Herzklappenvitien, Myokarditiden oder Herzrhythmusstörungen.
Hinweise auf einen kardiogenen Schock:
Vorbekannte Herzinsuffizienz
Hinweise auf ein akutes Koronarsyndrom (Thoraxschmerzen, ST-Streckenhebungen, Troponin-Dynamik etc.)
Hinweise auf eine Myokarditis (Infektanamnese)
Palpitationen als Hinweis auf eine rhythmologische Genese
Während es bei den anderen Schockformen im Falle einer Hypotonie reflektorisch zu einer Tachykardie kommt, können Herzrhythmusstörungen zu Bradykardie und Hypotonie führen.
Therapie des kardiogenen Schocks
Therapie je nach Ursache (siehe kardiale Dekompensation, Lungenödem, Herzrhythmusstörungen, Perikardtamponade, akutes Koronarsyndrom etc.)
Lagerung je nach Symptomatik: bei kardialem Lungenödem Oberkörperhochlagerung
Bei ausgeprägtem kardiogenem Schock mit reduzierter Pumpfunktion: medikamentöse Kreislaufunterstützung (z.B. mit Dobutamin und Noradrenalin)
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Obstruktiver Schock
Bei einem obstruktiven Schock besteht eine Verminderung des Herzzeitvolumens aufgrund einer vaskulärenObstruktion. Zu den Ursachen gehören die Perikardtamponade, Lungenarterienembolie, Aortendissektion, der Spannungspneumothorax oder seltenere Erkrankungen, wie ein Vena-cava-Kompressionssyndrom im Rahmen einer Schwangerschaft oder die konstriktive Perikarditis.
Hinweise auf einen obstruktiven Schock:
Gestaute Halsvenen (siehe Perikardtamponade)
Dyspnoe und atemabhängige Thoraxschmerzen (siehe Lungenarterienembolie)
Vernichtungsschmerz zwischen den Schulterblättern (siehe Aortendissektion)
Einseitige Thoraxschmerzen und hypersonorer Klopfschall auf einer Thoraxseite (siehe Spannungspneumothorax)
Therapie des obstruktiven Schocks
Die Therapie des obstruktiven Schocks richtet sich nach der Ursache (siehe Lungenarterienembolie, Spannungspneumothorax, Perikardtamponade, Aortendissektion)
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Distributiver Schock: anaphylaktischer Schock
Beim distributiven Schock liegt eine Umverteilung des Blutvolumens vor. Ursächlich hierfür ist häufig eine Anaphylaxie. Die Kapillarleckage führt zu einem extravasalen/interstitiellen Flüssigkeitsverlust und die Vasodilatation zu einer Ansammlung von Blut im Kapillarbett. Diese Volumenumverteilung führt zu einem relativen Volumenmangel und damit zu einem Blutdruckabfall. Auch eine Sepsis oder eine neurologische Ursache können zu einem distributiven Schock führen.
Anaphylaktischer Schock
Ein anaphylaktischer Schock wird durch eine allergische Reaktion ausgelöst. Bei Kindern sind Nahrungsmittelallergien häufig die Ursache, bei Erwachsenen Insektengift (z.B. Wespenstiche). Weiterhin spielen allergische Reaktionen auf Medikamente wie Acetylsalicylsäure, Antibiotika (Aminopenicilline), ACE-Hemmer und Betablocker eine Rolle. Durch die Aktivierung des Immunsystems kommt es zu einer Vasodilatation und zu einem Flüssigkeitsaustritt in das periphere Gewebe.
Hinweise auf einen anaphylaktischen Schock:
Plötzliche Hautsymptome mit respiratorischen Symptomen oder Hypotonie
Bei Atem- oder Kreislaufbeschwerden:Adrenalin i.m. (im Notfall kann ein Adrenalin-Pen auch durch die Hose in den lateralen Oberschenkel appliziert werden) und Sauerstoffgabe (5-12 Liter)
Anschließend Anlage von 2 peripheren Venenverweilkathetern (im Notfall auch intraossärer Zugang möglich)
Die Therapie richtet sich je nach Leitsymptom und Schweregrad:
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Septischer Schock
Ein septischer Schock wird durch eine generalisierte Entzündungsreaktion ausgelöst. Durch die Ausschüttung von Entzündungsmediatoren kommt es zu einer Vasodilatation und einer Steigerung der Kapillarpermeabilität mit einem Verlust von Flüssigkeit aus den Gefäßen in das Gewebe.
Kriterien:
Laktat >2 mmol/L
Notwendigkeit einer Therapie mit Katecholaminen bei Hypotonie (MAP <65 mmHg) trotz ausreichender Volumengabe
Hinweise auf einen septischen Schock:
Infektsymptomatik (Fieber, Durchfall, Husten, Erbrechen, Brennen beim Wasserlassen, Klopfschmerz über den Nierenlagern etc.)
Zu Beginn häufig warmes und rosiges Hautkolorit bei normwertigen Kreislaufparametern → Im Verlauf Symptome ähnlich zum hypovolämischen Schock
qSOFA-Score: vereinfachter Score zur präklinischen Beurteilung und Identifizierung von septischen Patient:innen
qSOFA-Score
Atemfrequenz
>22/Minute
Systolischer Blutdruck
<100 mmHg
ZNS
Vigilanzminderung
Bewertung
Bei >2 Kriterien wird septische Organdysfunktion mit schlechter Prognose wahrscheinlicher
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Diagnostik
Merke
Mikrobiologische Erregersicherung
Fokussuche
Labordiagnostik zur Einschätzung der Organbeteiligung
Achtung
Bei dem Verdacht auf eine Sepsis sollte so schnell wie möglich eine antiinfektive Therapie initiiert werden! Da sich diese jedoch nach dem Fokus richtet und nach Therapiebeginn häufig kein spezifischer Erregernachweis mehr möglich ist, sollten vor Beginn der antiinfektiven Therapie mehrere Blutkulturen entnommen werden.
1. Mikrobiologische Erregersicherung:
Blutkulturen: Entnahme von mindestens 2 PaarenBlutkulturen (aerob + anaerob) (Durchführung vor Einleitung der antibiotischen Therapie und an verschiedenen Körperstellen, um eine Kontamination der Blutkulturen zu identifizieren)
Der Erregernachweis liegt meistens erst 2-3 Tage nach Abnahme vor
Wenn nach ca. 5 Tagen kein Erregernachweis erfolgt ist, wird die Blutkultur als steril bewertet
Je nach Erkrankung liegt eine hohe (Endokarditis ca. 90%) oder eine niedrige Nachweisquote (Erysipel ca. 5%) vor
Eine antiinfektiveTherapie sollte daher auchohneErregernachweis kalkuliert erfolgen
Mikrobiologische Untersuchung von Fremdmaterialien: Fremdmaterialien erhöhen das Risiko einer Infektion (z.B. künstliche Herzklappen → Endokarditis; ZVK → Bakteriämie)
Entnahme von Blutkulturen aus dem Katheter (z.B. ZVK) und aus einer peripheren Vene (in der Anforderung Entnahmeort angeben!)
Differential time to positivity: erfolgt der Erregernachweis in der Blutkultur aus dem Katheter 2-3 Stunden früher als aus der periphervenösen Entnahmestelle, spricht dies für eine katheterassoziierte Infektion
Einsendung der Katheterspitze zur mikrobiologischen Untersuchung
2. Fokussuche:
Ausführliche klinische Untersuchung (inkl. Messung der Körpertemperatur)
V.a. Atemwegsinfektion: Röntgen-Thorax/CT-Thorax, Bronchoskopie (bronchioalveoläre Lavage zur Erregersicherung)
BGA zur Einschätzung des Säure-Basen-Status und der Blutgase
SOFA-Score: Identifizierung einer Organdysfunktion
Lungen-funktion
PaO2/FiO2
<400 mmHg
<300 mmHg
<200 mmHg (Beatmung)
<100 mmHg (Beatmung)
Nieren-funktion
Kreatinin (mg/dl)
1,2–1,9
2,0–3,4
3,5–4,9 oder Oligurie
≧5 oder Anurie
Leber-funktion
Bilirubin (mg/dl)
1,2–1,9
2,0–5,9
6–11,9
≧12
Kreislauf-funktion
Mittlerer arterieller Druck
<70
Niedriger Katecholaminbedarf
Mittlerer Katecholaminbedarf
Hoher Katecholaminbedarf
Blutbild
Thrombo-zytopenie
<150/nL
<100/nL
<50/nL
<20/nL
ZNS
Glasgow Coma Scale
13–14
10–12
6–9
<6
≧2 Punkte sprechen für eine Organdysfunktion bei Sepsis
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Vorgehen/Therapie
Die Therapie sollte schnellstmöglich (innerhalb von einer Stunde) erfolgen
Volumensubstitution mit Vollelektrolytlösung bis zum Erreichen der Zielwerte
Wenn MAP <65 mmHg:Katecholamine (z.B. Noradrenalin i.v. oder Dobutamin i.v. bei reduzierter kardialer Pumpfunktion - Dosistitration je nach MAP)
Bei einem Hb-Wert <7 g/dl: Transfusion von Erythrozytenkonzentraten mit einem Ziel Hb-Wert von 9 g/dl (ggf. auch bei höheren Hb-Werten, je nach Klinik und Begleiterkrankungen)
Bei Thrombozytenwerten von 20.000-100.000/μl und Risikofaktoren für eine Blutung oder immer <10.000/μl: Transfusion von Thrombozytenkonzentraten
Info
Die frühzeitige Erregersicherung ist entscheidend für eine langfristige Steuerung der Therapie! Die antibiotische Therapie sollte jedoch so früh wie möglich eingeleitet werden. Zuvor sollten zumindest Blutkulturen entnommen werden.
Antiinfektive Therapie: „hit hard and early“
Gabe eines Breitspektrumantibiotikums innerhalb der ersten Stunde unter Berücksichtigung des möglichen Fokus
Zum Beispiel Piperacillin/Tazobactam, Ceftazidim, Carbapeneme
Bei Verdacht auf eine MRSA-Infektion:Linezolid oder Vancomycin
Therapiedauer: je nach Ansprechen 7-10 Tage
Regelmäßige Reevaluation
Bei Anstieg der laborchemischen Entzündungsparametern: ggf. Eskalation (breiteres Antibiotikum) (CAVE: der CRP-Wert kann bis zu 2 Tage hinterherhängen, ein Abfall der Leukozyten ist ein Zeichen für ein Ansprechen auf die Therapie)
Bei Erregernachweis: ggf. Deeskalation anhand des Antibiogramms bzw. gezielte Antibiotikatherapie
Bei gesicherter Candidämie: Antimykotika
Fokussanierung:
Entfernung von Fremdmaterialien („Plastikwechsel“ – z.B. ZVK ziehen)
Chirurgische Versorgung (z.B. Abszessdrainage, Wundversorgung, abdominalchirurgische Versorgung z.B. bei Ileus oder Peritonitis)
Bei einem spO2 <90%: Sauerstoffgabe (ggf. Beatmung bei respiratorischer Insuffizienz oder Akutem Respiratory Distress Syndrome (ARDS))
Einstellung des Blutzuckerwertes auf <180 mg/dl
Thromboseprophylaxe
Stressulkusprophylaxe
Bei Nierenversagen: engmaschige Evaluation der Indikation für eine Dialyse
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Neurogener Schock
Ein neurogener Schock wird durch eine Störung der zentralen Kreislaufregulation oder der Sympathikus-Efferenzen ausgelöst.
Hinweise auf einen neurogenen Schock:
Schädel-Hirn-Trauma, Wirbelsäulenverletzung
Bewusstseinsstörung
Motorische oder sensible Ausfälle (z.B. Verlust der spinalen Reflexe), Inkontinenz
Vorgehen/Therapie
Steigerung des Gefäßtonus und somit des Blutdrucks mittels Vasopressoren (z.B. Noradrenalin)
Volumensubstitution
Identifikation der Ursache und kausale Therapie:
Schädel-Hirn-Trauma/Wirbelsäulenverletzung:
Operative Versorgung durch die Unfall-/Neurochirurgie
Bei unklarer Ursache: ausführliche neurologische und körperliche Untersuchung (Motorik, Sensorik, Reflexe, Hirnstammreflexe, Pyramidenbahnzeichen, Blase- oder Mastdarmstörungen, Meningismus etc.)
Bei dem Verdacht auf ein Hirnstammsyndrom: cCT und CT-Angiographie der supraaortalen Äste (siehe Schlaganfall)
Bei dem Verdacht auf ein A. spinalis anterior Syndrom:CT-Angiographie der gesamten Aorta (Frage nach Aortendissektion, Aortenaneurysma, Gefäßverschluss)
Operative Versorgung durch die Thorax-/Neurochirurgie
Bei allen anderen oder unklaren Querschnittssyndromen:Notfall-MRT der Wirbelsäule (und ggf. des Kopfes) → Vorher sollte die Schädigung klinisch grob lokalisiert werden, da sich je nach Lokalisation unterschiedliche Anforderungen an die MRT-Untersuchung ergeben
Bei weiterhin unklaren Befunden: ggf. Lumbalpunktion
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Fallbeispiel
Für ein praktisches BGA-Fallbeispiel zum Üben der BGA-Auswertung siehe: BGA-Fallbeispiel 4
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