Zusammenfassung
Die Sicherung der Atemwege gehört zu den zentralen Aufgaben in der Anästhesie. Sie ist entscheidend, um Ventilation
Wichtige Verfahren mit zunehmender Invasivität:
- Maskenbeatmung
- Pharyngealtuben
- Extraglottische Atemwegshilfen
- Endotracheale Intubation
- Koniotomie
Maskenbeatmung
Eine reine Maskenbeatmung (nicht invasive Ventilation

"Mask Ventilation.jpg" von vintagelove67, CC BY-SA 2.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0, via Wikimedia Commons. Die Abbildung ist ein Derivat der oben genannten Abbildung. Es wurden die Beschriftungen ergänzt.
- Position einnehmen:
- Am Kopfende von Patient:in
- Patient:in liegt flach auf dem Rücken
- Bedingungen optimieren
- Verbesserte Jackson Position („Schnüffel-stellung“)
- Wirkeintritt der Anästhetika erleichtert die Maskenbeatmung
- Richtige Maske auswählen
- Bei Bedarf: Guedel- oder Wendl-Tubus verwenden
- C-Griff zur Sicherung der Beatmungsmaske
- Maske mit Daumen und Zeigefinger fixieren
- Kleiner Finger in Kieferwinkel → Vorschieben des Unterkiefers (~Esmarch-Handgriff)
- Ring- und Mittelfinger an Unterrand des Unterkiefers
- Manuelle (oder maschinelle) Beatmung
- Inspirationsdruck
sollte < 20 mbar sein, um Magenüber-blähung zu vermeiden → Entspricht dem Verschlussdruck des unteren Ösophagussphinkters
- Inspirationsdruck
Verbesserte Jackson-Position („Schnüffelstellung“)
- Ziel der verbesserten Jackson-Position: Kopflagerung zur Öffnung der oberen Atemwege → Angleichung der oralen, pharyngealen und trachealen Achse durch Hochlagerung und Überstreckung
- Verwendung: Goldstandard zur Maskenbeatmung und endotrachealen Intubation

C-Griff
- Der C-Griff bietet die Möglichkeit, mit einer Hand die Beatmungsmaske zu fixieren und mit der anderen über den Beatmungsbeutel zu beatmen
- Maske mit Daumen und Zeigefinger fixieren
- Kleiner Finger in Kieferwinkel → Vorschieben des Unterkiefers (~Esmarch-Handgriff)
- Ring- und Mittelfinger an Unterrand des Unterkiefers

AchtungDruck auf den Mundboden und die Augen sollte vermieden werden → Einengung des Atemwegs, Erbrechen, Augenschäden!
TippBei der Maskenbeatmung soll das Gesicht möglichst in die Maske gezogen werden (siehe Pfeil) und nicht die Maske auf das Gesicht gedrückt werden. Gleichzeitig kann der Kopf überstreckt und der Kiefer Richtung Decke vorgeschoben werden, um die Atemwege zu öffnen.
Doppel-C-Griff
- Wenn beim einfachen C-Griff eine Leckage auftritt, kann der Doppel-C-Griff verwendet werden
- Die Beatmung mit dem Beatmungsbeutel muss dann ein Helfer übernehmen (2-Helfer-Technik)

TippDie Maskenbeatmung sieht leicht aus, benötigt aber doch viel Übung. Wenn es nicht direkt klappt, frage frühzeitig um Hilfe und nutze den Doppel-C-Griff!
Hinweise auf eine schwierige Maskenbeatmung
- Vollbart → Erschwert die Abdichtung
- Zahnlosigkeit
- Adipositas
- Obstruktives Schlafapnoe-Syndrom (OSAS) oder Schnarchen
- Mallampati
≥ 3 - Thyreomentaler Abstand <6 cm
- Pathologien im Kopf-Hals-Bereich (Bestrahlung, Operationen, Tumore etc.)
Atemwegshilfsmittel
Bezeichnung | Beschreibung | Verwendung |
---|---|---|
Pharyngealtuben (liegen im Pharynx, kein Aspirationsschutz) | ||
Wendl-Tubus | ![]() | Nasopharyngealer Tubus
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Guedel-Tubus | ![]() | Oropharyngealer Tubus
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Supraglottische Atemwegshilfen (Kein sicherer Aspirationsschutz) | ||
Larynxmaske 1. Generation | ![]() | Maske mit aufblasbarem Cuff. Sie dichtet den Bereich um den Kehlkopf herum ab
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Larynxmaske 2. Generation | ![]() | Larynxmaske mit zusätzlichem Drainagekanal (Absaugen von Mageninhalt) und verstärkter Spitze
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Larynxtubus | ![]() | Tubus mit zwei aufblasbaren Cuffs. Der obere Cuff dichtet den Pharynx ab, der untere die Speiseröhre. Die Beatmung erfolgt durch eine seitliche Öffnung
|
Vorteile supraglottischem Atemwegshilfen gegenüber der endotrachealen Intubation
- Möglichkeit der Atemwegssicherung bei schwieriger Intubation
- Keine Muskelrelaxierung notwendig
- Schnellere Ein- und Ausleitung → Geringere Kosten
- Einfache Platzierung, schnell erlernbar
- Geringere Reizung der Atemwege → Seltener: Heiserkeit, Laryngospasmus
- Keine einseitige oder ösophageale Fehlanlage
TippFür einen guten Sitz der Larynxmaske ist der richtige Cuff-Druck entscheidend. Dieser ist herstellerabhängig, sollte aber in der Regel
60 cmH2O nicht überschreiten.
Kontraindikationen Larynxmasken
- Absolute Kontraindikationen
- Nichteinhaltung der Nüchternheit vor der Operation
- Erhöhtes Aspirationsrisiko
- Notwendigkeit eines regelmäßigen Trachealzugangs
- Kleine Mundöffnung (<2 cm)
- Pathologien der oberen Atemwege (Tumore, Blutungen, Voroperationen)
- Ein-Lungen-Ventilation
- Schwere gastroösophageale Refluxerkrankung, symptomatische Hiatus- oder Zwerchfellhernien
- Relative Kontraindikationen (Unter einer kritischen Indikationsstellung können Larynxmasken der 2. Generation zum Teil verwendet werden)
- Hohe Beatmungsdrücke (>20 cmH2O)
- Laparoskopische Operationen
- Adipositas (>30 kg/m2)
- Lagerung (Bauchlagerung, sitzende Lagerung, intraoperativ schwer zugängliche Atemwege)
Endotrachealtuben
Bezeichnung | Beschreibung | Verwendung |
---|---|---|
Endotrachealtuben (Platzierung mithilfe eines Laryngoskops → siehe endotracheale Intubation | ||
Magill-Tubus | ![]() | Endotrachealtubus mit genormtem Krümmungsradius und aufblasbarem Cuff
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Murphy-Tubus | ![]() | Wie Magill-Tubus mit weiterer seitlicher Öffnung an Tubusspitze („Murphy-Auge
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Woodbridge-Tubus (Spiraltubus) | ![]() | Endotrachealtubus mit eingearbeiteter Metallspirale
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Doppellumentubus (DLT) | ![]() | Tubus mit zwei getrennten Lumina und zwei Cuffs.
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Endotrachealkanüle | ![]() | Kanüle, die über ein Tracheostoma in die Trachea eingeführt werden kann (mit und ohne Cuff erhältlich)
|
Tubusgrößen
- Tubusgrößen Erwachsene:
- Häufig: 7,5er Tubus mit einem Innendurchmesser (ID) von 7,5 mm (abhängig von Größe und Geschlecht Tubusgrößen von 7–8,5)
- Doppellumentubus: Außendurchmesser in Charrière/French
- Bei Frauen: ~35 oder 37 Ch
- Bei Männern: ~39 oder 41 Ch
- Tubusgrößen Kinder:
- (Alter/4) + 4,5 = Innendurchmesser des Tubus in mm
- Orientierend: Der kleine Finger entspricht ungefähr dem Außendurchmesser des passenden Tubus
- Larynxmasken
- Erwachsene (abhängig vom Gewicht): ~Größe 4–5
TippKlinikinterne Standards beachten!
Koniotomie
Bei der Koniotomie wird das Ligamentum cricothyreoideum medianum durchtrennt, um einen künstlichen Atemweg zu schaffen. Dies ist eine Notfallmaßnahme („Ultima Ratio“) bei akuter Erstickungsgefahr.

PhilippN, CC BY-SA 3.0, http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/, via Wikimedia Commons
Durchführung einer Koniotomie

- Schildknorpel fixieren
- Mit Zeigefinger Ligamentum cricothyreoideum (Ligamentum conicum) ertasten
- Haut in vertikal durchtrennen
- Ligamentum cricothyroideum horizontal durchtrennen
- Tubus platzieren
Übersicht Atemwegsmanagement

Quellen
- S1-Leitlinie: Atemwegsmanagement,Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI)