Einleitung

Abbildung 1 aus: Intra-operative view of the ovarian torsion with necrosis containing dermoid cyst. aus Abnormal Elevated CA 19-9 in the Dermoid Cyst: A Sign of the Ovarian Torsion?, Artunc Ulkumen B, Goker A, Pala HG, Ordu S -Case reports in obstetrics and gynecology(2013), CC-BY3.0, https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/
Als Stieldrehung oder Ovarialtorsion bezeichnet man die Drehung des Ovars um die eigene Achse mit Verdrehung des Halteapparates.
Durch eine unzureichende Blutversorgung kann es zu einem Absterben des Ovars mit entsprechendem Funktionsverlust kommen. Ein besonderes Risiko für diese Komplikation besteht bei Patientinnen mit einem vergrößerten Ovar, insbesondere bei einer Vergrößerung durch ein flüssigkeitsgefülltes Medium wie einer Zyste.
Symptome
Der Schmerz wird von den Patientinnen als plötzlich einsetzend und sehr stechend beschrieben. Meist besteht eine Korrelation des Schmerzes mit einer plötzlichen Bewegung, oft in Form eines Überschlags oder einer Drehung (z.B. Trampolinsprung oder Achterbahnfahrt). Auffällig ist, dass die Patientin oft den genauen Zeitpunkt des Schmerzbeginns und die damit verbundene Situation beschreiben kann. Dies ist bei anderen gynäkologischen Notfällen eher selten der Fall und entsprechend hier als pathognomisch anzusehen.
Begleitend können Übelkeit und Erbrechen auftreten. Hypotonie und Tachykardie
Bei der manuellen Untersuchung findet sich häufig eine starke Abwehrspannung über dem betroffenen Quadranten oder dem gesamten Abdomen sowie ein Portioschiebeschmerz.
Diagnostik und Differentialdiagnosen

Abbildung 2: Doppler ultrasound of a large right ovarian cyst (estimated ovarian volume of 41 cm3) demonstrating arterial flow but scant venous outflow. aus Ryan MF, Desai BK - Case reports in emergency medicine (2012), CC BY 3.0, https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/
Die Untersuchung des Abdomens
Aufschlussreich kann auch eine transvaginale Ultraschalluntersuchung
Differenzialdiagnostisch kommen unter den gynäkologischen Krankheitsbildern auch ein maligner Ovarialtumor sowie eine Extrauteringravidität
Therapie
Die wichtigste therapeutische Maßnahme ist die rasche operative Versorgung. Dabei handelt es sich in der Regel um eine Notfall-Laparoskopie, die spätestens 36 Stunden nach Beginn der Stieldrehung, jedoch so schnell wie möglich erfolgen sollte.
Dabei wird eine Detorquierung, d.h. eine „Entwringung“ des Halteapparates vorgenommen, sodass die Blutversorgung wieder erfolgen kann. Bei Besserung der klinischen Symptome kann die Patientin nach 24-stündiger Überwachung entlassen werden. Bei Fortbestehen oder Verschlechterung der Symptome muss jedoch eine Entfernung des Eierstocks erwogen werden.
Gleiches gilt, wenn (intraoperativ) eine ausgeprägte Nekrose
Treten diese Stieldrehungen wiederholt auf, ist eine Oophoropexie als langfristig wirksame Methode zu empfehlen. Dabei wird das Ovar im kleinen Becken fixiert, sodass rezidivierende Torsionen mit den entsprechenden Risiken vermieden werden können.
Prüfungswissen
Ursache:
- Drehung des Ovar um die eigene Achse, oft bei Vorliegen einer Zyste oder eines Tumors an besagtem Ovar
Symptome:
- Plötzlich einsetzender, starker, stechender Unterbauchschmerz
- Meist nach vorheriger heftiger Bewegung (wie z.B. Trampolinspringen oder andere schnelle Bewegungen)
TippDie Patientinnen können sich meist ganz genau an den Beginn des Schmerzes erinnern und die Situation konkret benennen
- Übelkeit, Erbrechen
- Abwehrspannung über betroffenem Quadranten oder gesamtem Abdomen
- Ggf. Portioschiebeschmerz
- Ggf. Hypotonus und Tachykardie
- Sonografisch: vergrößerter Ovar mit echoreicher Einblutung oder echoarmem Ödem
Therapie:
- Notfall-Laparoskopie:
- Detorquierung („Entwringung“ des Halteapparats)
- Merke: Bis zu 36 h nach einer erfolgten Stiehldrehung kann eine Detorquierung erfolgversprechend durchgeführt und die Ischämie
reversibel versorgt werden
- 24h-Überwachung:
- Wenn nach Detorquierung keine Symptombesserung erfolgt, muss das Ovar entfernt werden
- Bei ausgeprägter Nekrose
schon initial Entfernung des Ovars erwägen - Für langfristigen Erfolg Oophoropexie erwägen