Zusammenfassung
Thrombozytenaggregationshemmer
Die praktische Durchführung der antithrombozytären Therapie findest du hier:
Physiologie der primären Blutstillung
Primäre Blutstillung (Hämostase )
- Nach einer Gefäßverletzung und einem resultierenden Endotheldefekt kommt es zur primären Blutstillung
- Die primäre Blutstillung kann in vier verschiedene Abschnitte unterteilt werden:
- Thrombozytenadhäsion
: Thrombozyten binden an das subendotheliale Kollagen über Gp1a/2a sowie über Gp1b und vWF (von Willebrand Faktor - wird u.a. vom Endothel gebildet) - Thrombozytenaktivierung
: Ausbildung von Zellausläufern (Pseudopodien) und Freisetzung von ADP und Thromboxan A2 (TXA2) ,plättchenaktivierendem Faktor (PAF) sowie Serotonin (5-HT) - ADP bindet an den P2Y12-Rezeptor → Dieser aktiviert die Cyclooxygenase 1
(COX1 ) → Diese führt zur vermehrten TXA2-Bildung → Die Freisetzung von TXA2 verstärkt die Vasokonstriktion und aktiviert weitere Thrombozyten (positive Rückkopplung)
- ADP bindet an den P2Y12-Rezeptor → Dieser aktiviert die Cyclooxygenase 1
- Thrombozytenaggregation
: Verknüpfung der Thrombozyten über Gp2b/3a und Fibrinogen → Bildung eines thrombozytenreichen „weißen Thrombus“ - Vaskuläre Blutstillung: Vasokonstriktion vermindert Durchblutung und fördert Thrombozytenaggregation
- Thrombozytenadhäsion
- Im Gefäßendothel sitzt die Cyclooxygenase 2
, diese stellt ebenfalls PGH2 her, das über die Prostacyclin-Synthase zu Prostacyclin (PGI2) wird - Prostacyclin hemmt die Thrombozytenaggregation
und sorgt für eine Vasodilatation, während Thromboxan A2 hingegen die Thrombozyten -aggregation aktiviert und für eine Vasokonstriktion sorgt
- Prostacyclin hemmt die Thrombozytenaggregation
Übersicht
- Alle Thrombozytenaggregationshemmer
werden zur Verhinderung von arteriellen Gefäßverschlüssen verwendet - Antikoagulantien
wie Heparin oder Vitamin-K-Antagonisten können aufgrund des schnellen Blutstroms im arteriellen System nur bedingt wirken und werden daher zur Verhinderung von Thromben im venösen System eingesetzt
Wirkstoffe | Wirkung | Indikationen |
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Irreversibler COX-Inhibitor
| Irreversible COX1
| Niedrige Dosis (75-325 mg/d): → Gerinnungshemmende Wirkung bereits in der Pfortader, dann Abbau durch First Pass Effekt in der Leber (überwiegen der COX1
Hohe Dosis (500-1000 mg 1-3/d)
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ADP-Rezeptor-Antagonisten
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Glykoprotein 2b/3a-Antagonisten
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Nebenwirkungen
Allgemeine Nebenwirkungen
MerkeAlle Thrombozytenaggregationshemmer
bewirken eine verlängerte Blutungszeit → Blutungsrisiko erhöht!
AchtungBei Kombination mit anderen gerinnungshemmenden Wirkstoffen wie den Antikoagulantien
→ Blutungsrisiko erhöht!
Spezifische Nebenwirkungen
Acetylsalicylsäure (ASS):
- Analgetika-Asthma: entsteht durch die vermehrte Bildung von Leukotrienen, da die Arachidonsäure nicht mehr zu Prostaglandinen synthetisiert werden kann
- Reye-Syndrom: Bei Kindern mit fieberhaftem Infekt und ASS-Einnahme, Prognose: in 50% der Fälle letal
- Erbrechen
- Akute Enzephalopathie
- Leberfunktionsstörungen
- ASS-Unverträglichkeit (Morbus Widal
, Morbus Samter ): - Äußert sich klinisch als Samtertrias
: - ASS/NSAR
-Unverträglichkeit - Asthma bronchiale
- Sinusitis mit Polyposis nasi
- ASS/NSAR
- Therapie: adaptive ASS-Desaktivierung durch langsame Aufdosierung unter stationärer Überwachung
- Äußert sich klinisch als Samtertrias
- Weitere Nebenwirkungen (v.a. bei systemischer Wirkung/hohen Dosen)
- Magen
- und Darmulzera mit Gefahr der Ulkusblutung - Symptom der oberen GI-Blutung: Teerstuhl
(Meläna)
- Symptom der oberen GI-Blutung: Teerstuhl
- Verschlechterung der Nierenfunktion: durch verminderte Prostaglandinsynthese wird das Vas afferens eng gestellt
→ Reduzierte renale Durchblutung
- Magen
ADP-Rezeptor-Antagonisten
- GIT-Beschwerden
- Thrombozytopenie
- Leukozytopenie
Glykoprotein 2b/3a-Antagonisten
- Allergie
- Thrombozytopenie
Kontraindikationen
- Akute Blutungen (GI-Trakt, Hirnblutungen)
- Schwere Leberfunktionsstörung
- Schwere Nierenfunktionsstörung
- Schwere Hypertonie
Wechselwirkungen
- NSARs sind reversible COX-Hemmer
- Sofern die NSARs vor ASS eingenommen werden, ist die COX bereits besetzt (reversibel) und ASS kann seine irreversibel hemmende Wirkung nicht entfalten
→ Abgeschwächte ASS-Wirkung
- Sofern die NSARs vor ASS eingenommen werden, ist die COX bereits besetzt (reversibel) und ASS kann seine irreversibel hemmende Wirkung nicht entfalten
MerkeSofern NSAR
und ASS indiziert: zuerst ASS und erst 2 Stunden später NSAR einnehmen!
Videos
Fallbeispiele
Fallbeispiele zur gerinnungshemmenden Therapie und zu Gerinnungswerten
Für ein Fallbeispiel zur Thrombozytenaggregationshemmung bei einem STEMI
Für ein Fallbeispiel zur gerinnungshemmenden Therapie bei einem Vorhofflimmern
Quellen
- Freissmuth et al.: Pharmakologie und Toxikologie. Springer 2012, ISBN: 978-3-642-12353-5.
- Karow, Lang-Roth: Allgemeine und Spezielle Pharmakologie und Toxikologie 2012
- Lüllmann et al.: Pharmakologie und Toxikologie. 15. Auflage Thieme 2002, ISBN: 3-133-68515-5
- Wehling: Klinische Pharmakologie. 2. Auflage Thieme 2011, ISBN: 978-3-131-60282-4