Zusammenfassung
Die Tuberkulose ist eine der weltweit am weitesten verbreiteten Infektionskrankheiten und wird durch das Bakterium Mycobacterium tuberculosis verursacht. Sie durchläuft mehrere Stadien und kann verschiedene Organe befallen, wobei die Lunge am häufigsten betroffen ist. Die Kenntnis über den Infektionsstatus, insbesondere ob eine ansteckende offene Tuberkulose vorliegt, ist für Patient:innen von zentraler Bedeutung. In diesem Artikel werden die pulmonale Tuberkulose und ihre Diagnostik mittels Röntgen-Thorax behandelt.
Klassifikation
Primärtuberkulose
Die Primärtuberkulose ist die Erstinfektion mit dem Tuberkulose-Erreger. Sie entsteht nach der Inhalation der Bakterien, die sich in den Alveolen
Definitionen
- Primärherd bzw. Ghon-Herd: Verkäsende Granulome, die nach einer Primärinfektion mit Tuberkulose auftreten ➜ gut abgrenzbare, rundliche Konsolidierungen, meist einzeln, bis zu 4 cm Größe
- Primärkomplex bzw. Ghon-Komplex: Kombination aus Primärherd (Ghon-Herd) und regionaler Lymphknotenvergrößerung
- Ranke-Komplex: Verkalkter Primärkomplex, der auf eine abgelaufene und eingekapselte Tuberkulose-Infektion hinweist
- Simon-Spitzenherde: Fleckige Verschattungen in den Lungenspitzen, die im Anschluss an eine erste hämatogene Streuung entstehen können

Case courtesy of Hunor Sukosd, Radiopaedia.org, rID: 43101
Postprimäre Tuberkulose
Wenn es zu einer Reaktivierung der Tuberkulose (z.B. bei Immunschwäche) kommt, spricht man von einer sekundären Tuberkulose oder von einer postprimären Tuberkulose. In der Regel (ca. 80% der Fälle) ist bei einer Reaktivierung die Lunge betroffen (ca. 20% extrapulmonale Manifestation). Meist sind die Oberlappen betroffen.
Im Röntgenbild sieht man fleckige Verdichtungen oder unscharf begrenzte streifige oder knotige Verschattungen. Es können Assmann-Frühfiltrate auftreten. Diese stellen die Reaktivierungen von Simon-Spitzenherden dar und zeigen sich daher als Verschattungen in den apikalen Lungenabschnitten. Bei ausbleibender Heilung können sich Frühkavernen bilden. Wenn man in diesen Kavernen einen Luft-Flüssigkeits-Spiegel sieht, bedeutet das, dass es eine Kommunikation mit den Atemwegen gibt. Dies stellt einen Hinweis auf eine offene Tuberkulose mit erhöhter Ansteckungsgefahr für Kontaktpersonen dar. Eine Ausbreitung entlang der Bronchien ist jedoch nur im CT sicher zu erkennen. Selten kommt es wie bei der Primärtuberkulose zu einer perihilären Lymphadenopathie.

Case courtesy of Henry Knipe, Radiopaedia.org, rID: 47853
Sonderform: Miliartuberkulose
Bei schlechtem Immunstatus kann es durch hämatogene Streuung zu einem Befall mehrerer Organe in Form einer Miliartuberkulose kommen. Diese ist gekennzeichnet durch scharf begrenzte Mikronoduli (Durchmesser 1-3 mm). Diese sind in der Regel von einheitlicher Größe und relativ gleichmäßig verteilt.

James Heilman, MD, CC BY-SA 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons. Die Abbildung ist ein Derivat der oben genannten Abbildung. Das Bild wurde zugeschnitten. Es wurden Overlays und Pfeile ergänzt.
Quellen
- S2k-Leitlinie Tuberkulose im Erwachsenenalter, Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP)