Einleitung
Umstellung bei körperlicher Arbeit
- Der menschliche Körper kann Leistung erbringen. Hierbei wird Energie verbraucht
- Bei körperlicher Arbeit muss in erster Linie Muskelarbeit geleistet werden, wobei die Nährstoffversorgung der Muskulatur der limitierende Faktor für die Leistungsfähigkeit ist
- Um die Versorgung der Muskulatur mit Nährstoffen und Sauerstoff
sowie den Abtransport von Stoffwechselprodukten zu gewährleisten, erfolgen Anpassungsvorgänge fast aller Körpersysteme - In der Physik wird Arbeit als das Produkt aus der Kraft F und dem Weg s definiert und beschreibt die Energie, die für eine bestimmte Tätigkeit aufgebracht werden muss
- Die Einheit von Arbeit ist Nm (Newton-Meter) = Joule (J)
- Im alltäglichen Sprachgebrauch und auch in der Physiologie wird Arbeit häufig mit Leistung gleichgesetzt
- Leistung im physikalischen Sinne ist Arbeit pro Zeit, angegeben in J/s = Watt (W)
- In der Physiologie unterscheidet man zwischen dynamischer Arbeit, z.B. Treppensteigen, und statischer Arbeit, z.B. einen Koffer halten
Metabolische und muskuläre Umstellung
- Unter Belastung steigen die Konzentrationen von Katecholaminen, ACTH (Adrenocorticotropin), STH (Somatotropin), Cortisol und Glukagon, während der Insulin
-Spiegel fällt - Für die Kontraktionsvorgänge muss den Muskelzellen Energie in Form von ATP zur Verfügung stehen
- ATP kann durch einen intrazellulären Vorrat, Kreatinphosphat, die anaerobe und aerobe Glykolyse und durch die aerobe Fettsäureoxidation gewonnen werden
- Der intrazelluläre Vorrat an ATP reicht für die ersten Sekunden starker Muskelaktivität aus
- Kreatinphosphat liefert Energie für weitere 20-25 Sekunden, bei maximaler Leistung (z.B. bei einem 100-Meter-Sprint)
- Die anaerobe Glykolyse ist ineffizient und deckt den Energiebedarf nur für etwa 1 Minute
- Die aerobe Glykolyse wird zunehmend wichtiger, da pro Molekül Glucose
ca. 32 Moleküle ATP hergestellt werden können - Die aerobe Fettsäureoxidation findet während einer Ausdauerleistung statt und kann über mehrere Stunden hinweg große Mengen ATP herstellen
Energiegewinnung aus Laktat
- Bei sehr schwerer körperlicher Arbeit reicht der niedrige O2-Partialdruck nicht aus, um Pyruvat vollständig abzubauen und ATP oxidativ zu resynthetisieren
- Das Endprodukt der anaeroben Glykolyse ist Laktat
- Laktat und Protonen werden ins Blut abgegeben, was zu einem Anstieg der Laktatkonzentration und einem Absinken des pH-Wertes führt
- Bei einem Laktatspiegel von über 15 mmol/l kann es zu einer metabolischen Azidose
kommen - Laktat kann jedoch weiter zur Energiegewinnung genutzt werden und ist ein möglicher Ausgangsstoff der Gluconeogenese
- Die Energiegewinnung aus Laktat findet in der Skelettmuskulatur und im Herzen statt, wobei Laktat während der Arbeit der wichtigste Energielieferant des Herzens ist
- Die Verwendung des Laktats zur Gluconeogenese findet in der Leber statt
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Anpassung über das Herz-Kreislauf-System
Anpassungsvorgänge der Durchblutung
- Skelettmuskulatur: die Durchblutung kann um den Faktor 20 oder mehr ansteigen. Dies erfolgt durch eine chemische und humorale Dilatation der Muskelgefäße und eine Umverteilung von Blut zugunsten der aktiven Muskulatur
- Haut: zu Beginn der Belastung vermitteln α1-Adrenorezeptoren eine Konstriktion der Gefäße in der Haut, später kommt es durch eine Vasodilatation zu einer Durchblutungssteigerung, wenn vermehrt Wärme abgegeben werden muss
- Splanchnikusgebiets (ausgenommen Niere): Durchblutung wird durch α1-adrenerge Rezeptoren reduziert
- Niere und Gehirn: die Perfusion bleibt nahezu konstant, unabhängig von dem Grad der körperlicher Belastung (Autoregulation durch den Bayliss-Effekt
) - Herz:die Koronardurchblutung kann auf das 4-5-Fache des Ruhewerts ansteigen (Koronarreserve) durch lokale Faktoren wie pO2, Adenosin
und NO, sowie Vasodilatation durch Adrenalin über β2-Adrenorezeptoren - Venöser Rückstrom
: der venöse Rückstrom wird durch eine Tonisierung der Venen und eine sinkende venöse Compliance verstärkt. Dies führt zur verstärkten Füllung des Herzens und einer erhöhten Vorlast
Anpassungsvorgänge am Herzen
Herzfrequenz :
- Steigerung bei körperlicher Belastung
- Bei einer leichten und mittleren Arbeit erreicht sie einen konstanten Wert (steady-state)
- Ein Anstieg bei schwerster Arbeit zeigt ein Überschreiten der Dauerleistungsgrenze (= Ermüdungsanstieg)
- Nach einer Belastung fällt die Frequenz mit einer Verzögerung auf ein Ruheniveau ab (die Summe der Pulse über der Ruheherzfrequenz während der Erholungsperiode wird als Erholungspulssumme bezeichnet)
Herzzeitvolumen und Schlagvolumen:
- Das Herzzeitvolumen steigt durch einen verstärkten venösen Rückstrom an
- Es kann um den Faktor 3-4 gesteigert werden, bei Hochleistungssportlern bis zu 30-40 Litern/Minute
- Die Steigerung ist hauptsächlich auf die Erhöhung der Herzfrequenz
zurückzuführen - Das Schlagvolumen steigt nur zu Beginn der Belastung leicht an. Danach bleibt es konstant
Blutdruck:
- Der arterielle Blutdruck steigt durch ein erhöhtes Herzzeitvolumen an
- Die Wirkung auf den systolischen Blutdruck ist stärker als auf den diastolischen Blutdruck
- Der systolische Blutdruck kann bei dynamischer Belastung um 20 mmHg oder mehr ansteigen
- Der diastolische Blutdruck bleibt fast unverändert oder sinkt sogar etwas
- Die Blutdruckamplitude wird größer, der arterielle Mitteldruck steigt nur leicht an
- Bei einer isometrischen Belastung steigt der Blutdruck durch einen erhöhten peripheren Widerstand an
- Bei einer dynamischen Belastung entspannen sich die Gefäße zwischen den Kontraktionen, der periphere Widerstand wird in diesen Phasen wieder gesenkt
Anpassungsvorgänge des respiratorischen Systems
- Die Sauerstoffaufnahme kann um den Faktor 10 bis 20 gesteigert werden, wenn der Körper belastet wird
- Das Atemzeitvolumen steigt fast linear mit der Belastung an, erreicht bei Ausdauertrainierten bis zu 200 Litern/Minute und resultiert aus tieferen Atemzügen und einer erhöhten Atemfrequenz
- Lokale Effekte an der Lunge erleichtern die Steigerung der Sauerstoffaufnahme, wie die Bronchodilatation und die Eröffnung zusätzlicher Lungenkapillaren und Alveolen
- Die gesteigerte Atmung bei intensiver Belastung und anaerober Energiegewinnung ist notwendig, um sowohl den alveolären als auch den arteriellen CO2-Partialdruck ausreichend zu senken (durch die körperliche Belastung entsteht mehr CO2 und die arteriovenöse Sauerstoffdifferenz steigt an)
- Die Sauerstoffaufnahme benötigt bis zu 5 Minuten, um sich an den gesteigerten Bedarf anzupassen und einen "steady-state" zu erreichen
- Bei längeren Belastungen erfolgt die Energiegewinnung aerob, wodurch der Verbrauch von Sauerstoff
linear zum Anstieg der Belastungsintensität pro Watt um ca. 10 ml O2/min steigt
Sauerstoffschuld:
- Nach Ende der Belastung muss das respiratorische System weiterhin vermehrt Sauerstoff
aufnehmen, um die verbrauchten Energiespeicher wieder aufzufüllen - Die vorübergehende anaerobe Energiegewinnung während der Belastung führt zur Aufnahme einer Sauerstoffschuld
- Die gesteigerte Sauerstoffaufnahme nach der Belastung gleicht die Sauerstoffschuld wieder aus
- Nach schwerer körperlicher Arbeit mit einer Überschreitung der Dauerleistungsgrenze ist die arteriovenöse Sauerstoffdifferenz erhöht
- Bei Belastungen oberhalb der Dauerleistungsgrenze ist die Nachatmung von Sauerstoff
besonders ausgeprägt Der zusätzlich aufgenommene Sauerstoff
wird nicht nur zur Bildung energiereicher Phosphate genutzt, sondern auch zum Abbau von Laktat User:Polarlys, CC BY-SA 3.0 <http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/>, via Wikimedia Commons
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