Zusammenfassung
Unterarmschaftfrakturen (AO 22/23) können isoliert, als Radiusschaft- und Ulnaschaftfrakturen oder, viel häufiger, als kombinierte Unterarmschaftfrakturen vorkommen. Insgesamt kommt dieses Verletzungsbild vor allem im Kindesalter vor und die Häufigkeit nimmt mit dem Alter ab. Ursächlich sind neben Hochrasanztraumata häufig Sportverletzungen mit einem direkten Unterarmanprall. Isolierte Ulnaschaftfrakturen treten meist aus einer Abwehrbewegung mit Anprall gegen den Unterarm auf und werden auch Parierfrakturen genannt. Da der Radius
Sonderformen
Eine Sonderstellung nehmen Luxationsfrakturen des Unterarmes ein. Dabei entsteht eine Galeazzi-Fraktur bei axialer Belastung des Unterarmes unter Extension und maximaler Pronation im Handgelenk

Diagnostik
Neben der Anamnese mit Erschließung des Traumamechanismus sollte eine körperliche Untersuchung inklusive DMS-Beurteilung erfolgen.
InfoAls pDMS wird die periphere Durchblutung, Motorik und Sensibilität zusammengefasst. Die Beurteilung der DMS ist eine Grundlage der chirurgischen Untersuchung.
Häufig sieht man bei diaphysären Unterarmfrakturen eine Fehlstellung des Unterarmes und eine schmerzbedingte Immobilisation, die das Hand- und Ellenbogengelenk betrifft. Offene Verletzungen sowie kritische Schwellungen (Kompartmentsyndrom) sollten ausgeschlossen werden. Auch sollten das Radiusköpfchen und die gelenknahen Strukturen palpiert werden, um mögliche Luxationsfrakturen zu detektieren.
InfoZu den sicheren Frakturzeichen zählen die Fehlstellung, Krepitation, pathologische Beweglichkeit, sowie offen sichtbare Knochenfragmente.
Nach der Untersuchung sollte bei Frakturverdacht eine Röntgenbilduntersuchung folgen. Häufig und besonders bei Verdacht auf eine kombinierte Fraktur des Radius

Therapie
Die Therapie richtet sich neben Notfallindikationen für eine Operation vor allem nach dem Alter des oder der Verunfallten. Initial sollten die Frakturen bei bereits sichtbarer Fehlstellung z.B. durch eine Vakuum- oder Aluschiene durch den Rettungsdienst ruhiggestellt werden.
AchtungIndikationen für eine Notfalloperation sind zum Beispiel Verletzungen großer Gefäße, Luxationen, Kompressionssyndrome oder Nervenbeteiligungen!
Kindliche nicht-dislozierte oder kaum dislozierte Unterarmschaftfrakturen werden anschließend meist konservativ durch Gipsanlage therapiert. Dabei wird die Spontankorrektur des Wachstums ausgenutzt und vor allem die Bewegungs- / Belastungsebenen ausgeglichen. Für stärker dislozierte Frakturen hat sich die elastisch stabile intramedulläre Nagelung (ESIN) durchgesetzt. Diese Versorgung kann minimalinvasiv und meist ambulant erfolgen.
Bei Erwachsenen stellt die konservative Therapie aufgrund eines hohen Pseudarthroserisikos eher eine Seltenheit dar und wird höchstens bei nicht dislozierten Frakturen eines der Unterarmknochen durchgeführt. Bei allen anderen Frakturen ist eine offene Reposition mit Plattenosteosynthese
InfoDurch die schnellere Spontankorrektur kindlicher Frakturen im Bereich der Belastungsebenen werden Flexions- und Extensionsfehlstellungen besser ausgeglichen als Varus-und Valgus-Fehlstellungen. Rotationsfehler hingegen haben fast kein Korrekturpotenzial.
Konservative Therapie
Konservative Therapie (meist bei kindlichen, nicht dislozierten Frakturen, selten beim Erwachsenen, dort z.B. bei Kontraindikationen für einer Operation und einfachen, nicht dislozierten Frakturen)
- Ruhigstellung im Oberarmgips (90° Flexion im Ellenbogen und Funktionsstellung) bei Kindern zwischen 3-6 Wochen und bei Erwachsenen für 6 Wochen
- Beispielsweise 1 Woche Gipsschiene bis zur Weichteilkonsolidierung (Abschwellung) und anschließend Wechsel auf zirkulären Gips
- Röntgenkontrollen (bei Erwachsenen z.B. nach 1, 2 und 6 Wochen)
Operative Therapie
Operative Therapie (Bei dislozierten kindlichen Frakturen, bei Erwachsenen fast immer, besonders bei Frakturen beider Knochen)
- Elastisch stabile intramedulläre Nagelung = ESIN (kindliche operationsbedürftige Frakturen)
- Plattenosteosynthese
(Bei Erwachsenen mit Unterarmschaftfrakturen, immer nach Reposition bei Monteggia- und Galeazzi-Frakturen) - Rekonstruktion Kapsel- / Bandapparat im proximalen Radioulnargelenk z.B. durch Bandnaht des Lig. anulare (bei instabilen Monteggia-Frakturen)
- Rekonstruktion Kapsel- / Bandapparat im distalen Radioulnargelenk (DRUG), ggf. mit kurzzeitiger K-Draht-Arthrodese (bei instabilen Galeazzi-Frakturen)
- Geschlossenes Verfahren: Fixateur externe
(meist Notfallmaßnahme, erster Schritt bei zweizeitigen Verfahren zweite Operation zur definitiven Versorgung)

Neben einem CRPS
Quellen
- S1-Leitlinie Unterarmschaftfrakturen im Kindesalter, Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie e.V. (DGKCH)