Definiton
Eine untere gastrointestinale Blutung
Die untere GI-Blutung
MerkeTypische klinische Zeichen:
- Hämatochezie
(hellrotes Blut im Stuhl, meist bei Blutungsquellen im Kolon /Rektum ) - Meläna
(schwarzer, teerartiger Stuhl) ist bei langsameren Blutungen oder verzögerter Darmpassage möglich (z.B. bei Obstipation oder Dünndarmblutung)
Medi Know GmbH
AchtungHämatochezie
ist häufig Hinweis auf untere GI-Blutung , kann aber auch bei starker oberer GI-Blutung auftreten (z.B. massivem Ösophagusvarizenbluten mit beschleunigter Passage)
Differentialdiagnosen
AchtungAkut lebensbedrohliche Differentialdiagnosen
- Hämorrhagischer Schock
bei massiver Blutung (z.B. aus Tumoren, Angiodysplasien, Divertikelblutung)
Weitere Differentialdiagnosen:
Häufige Ursachen:
- Hämorrhoiden (hellrotes Blut, typischerweise beim Stuhlgang, blutig gestreifter Stuhl oder Blut am Toilettenpapier)
- Divertikulose
(insbesondere im Sigma, häufigste Ursache akuter unterer GI-Blutungen bei älteren Menschen)
Entzündliche Darmerkrankungen (CED ):
- Colitis ulcerosa
(blutige Diarrhoe häufig) - Morbus Crohn
(Blutung seltener, meist bei Kolonbeteiligung) - Ischämische Kolitis
(v.a. bei älteren Menschen oder kardiovaskulären Risikofaktoren) - Infektiöse Kolitis
(z.B. durch Campylobacter, Salmonellen, Shigellen)
Neoplasien:
- Kolonkarzinom
- Rektumkarzinom
(chronische, okkulte oder sichtbare Blutung)
Vaskuläre Ursachen:
- Angiodysplasien (häufig im rechten Kolon
, intermittierende Blutung) - Arteriovenöse Malformationen (AVM)
Seltene Ursachen:
- Blutungsstörungen:
- Antikoagulation (z.B. Vitamin-K-Antagonisten
, DOAKs ) - Thrombozytopathien oder Thrombozytopenien
- Antikoagulation (z.B. Vitamin-K-Antagonisten
- Meckel-Divertikel
: - Häufigste Ursache von unteren GI-Blutungen
bei Kindern/Jugendlichen (heterotope Magenschleimhaut → Ulzeration)
- Häufigste Ursache von unteren GI-Blutungen
Red Flags
MerkeRed Flags sind Warnsymptome, die auf eine akut lebensbedrohliche Ursache hinweisen und ein sofortiges Handeln erfordern.
Red Flags:
- (Massive) Hämatochezie
oder Abgang von Frischblut in großen Mengen - Schockzeichen:
- Hypotonie
- Tachykardie
- Vigilanzminderung
(Somnolenz, Verwirrtheit) - Blässe, Kaltschweißigkeit
- Marmorierte Haut
Erste Schritte
Basismaßnahmen
- Monitoring: Kontinuierlich, inkl. Blutdruck, Herzfrequenz
, EKG , SpO₂ - i.v. Zugang (bei Schock
mind. 2 großvolumige Zugänge) - 12-Kanal-EKG
- Blutabnahme mit folgenden Parametern:
- BGA
: - Hb
, Hämatokrit - Laktat: Hinweis auf Schock
- Blutgase
: Hypoxämie , Hyperkapnie - Elektrolyte: Natrium
, Kalium - pH
- Blutzucker
- Hb
- Labor:
- Blutbild
(Thrombozyten , Hb ) - Gerinnung (Quick/INR, PTT
) - Leberparameter (AST, ALT
, γ-GT , Bilirubin ) - LDH
- Nierenparameter (Kreatinin
, Harnstoff ) - Entzündungsparameter: z.B. Hinweis auf Infektion
- Blutbild
- BGA
- Kreuzblut und Blutgruppe, ausreichend EK
(z.B. 2-4) anfordern
MerkeHb
-Wert bleibt initial normwertig, da durch akuten Volumenverlust noch keine Hämodilution erfolgt. Vitalparameter sind daher zur Ersteinschätzung sensitiver.
Ersteinschätzung
- Kreislaufstatus beurteilen
- Red Flags prüfen
- Volumentherapie bei Schockzeichen:
- Balancierte kristalloiden Lösungen bevorzugen
- Ggf. Katecholamine
zur Kreislaufstabilisierung (Ziel: MAP 65–70 mmHg) - Defi-Patches bei instabilen Patient:innen mit erhöhtem kardiovaskulärem Risiko oder Reanimationsgefahr
- Erythrozytentransfusion bei:
- Hb
< 7-8 g/dl → auf Transfusionstrigger achten - Unabhängig vom Hb
bei massiver Blutung + Schock
- Hb
- Gerinnungsmanagement:
- Antikoagulation
antagonisieren (z. B. Vitamin-K-Antagonisten mit PPSB + Vitamin K ) - Thrombozytenaggregationshemmer
bei Primärprophylaxe pausieren; bei Sekundärprophylaxe nur bei lebensbedrohlicher Blutung - Tranexamsäure
nur bei Hyperfibrinolyse
- Antikoagulation
TippDie strukturierte Versorgung erfolgt nach dem xABCDE-Schema, das in Notfallsituationen standardisiert angewendet wird.
Eigen und Fremdanamnese | Diagnostik | Bildgebung |
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InfoPatient:innen mit Verdacht auf eine untere gastrointestinale Blutung
(okkultes Blut, gelegentliche Blutauflagerungen) können bei stabiler Kreislauffunktion und niedrigem Risikoprofil ambulant versorgt werden
Differentialdiagnosen erkennen
Symptomatik | Diagnostik | |
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Hämorrhoidalleiden |
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(Akute) Divertikulitis |
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Colitis ulcerosa |
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Kolorektales Karzinom |
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Quellen
- S2k Leitlinie, Gastrointestinale Blutung, Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V. (DGVS)
- S3-Leitlinie, Divertikelkrankheit / Divertikulitis, Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V. (DGVS) und Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie e.V. (DGAV)
- S3-Leitlinie, Hämorrhoidalleiden, Deutsche Gesellschaft für Koloproktologie e.V. (DGK)
- S3-Leitlinie, Colitis ulcerosa, Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V. (DGVS)
- Steffen et al.: Internistische Differenzialdiagnosen, Schattauer GmbH, 2008, ISBN: 978-3-7945-23-42.9
- Baenkler et al: Kurzlehrbuch Innere Medizin, Georg Thieme Verlag KG, 2021, ISBN: 978-3-13-220000-5
- Japp et al: Macleods klinische Diagnosen, Elsevier GmbH, 2018, ISBN: 978-3-437-42203-4