Zusammenfassung
Bei einer Röntgenaufnahme kommt es zu einer Strahlenbelastung für die Patient:innen, die potenziell schädliche Wirkungen auf den Körper haben kann. Deshalb ist es notwendig, dass die Untersuchung von berechtigten Ärzt:innen genehmigt wird; es muss eine Indikation gestellt werden. Das bedeutet, dass es eine vernünftige Begründung für die Untersuchung geben muss. Der behandelnde Arzt muss angeben, warum er die Untersuchung für die Patient:innen benötigt und was er von den Radiolog:innen wissen möchte.
Indikationen und Fragestellungen
Mögliche Indikationen und Fragestellungen für eine Röntgen-Thorax-Aufnahme:
- Es besteht ein Verdacht auf einen Pneumothorax
, z.B. bei Dyspnoe - Entzündungsparameter im Labor sind erhöht und/oder es bestehen klinische Symptome einer Pneumonie
: Atelektasen und/oder Pneumonie ? Verlaufskontrolle bei bekannter Pneumonie - Thorakale Manifestationen anderer Krankheiten: beispielsweise Pleuraerguss
und/oder pulmonale Stauungszeichen bei Herzinsuffizienz ? - Nach Implantationen von Fremdmaterial (z.B. ZVK
, Magensonde, Pleuradrainage, Herzschrittmacher ): Fehllage? - Schmerzen, beispielsweise nach einem Sturz: Fraktur?
- Präoperativer Status: Auffälligkeiten, die eine Operation verhindern oder zu intraoperativen Komplikationen führen könnten: zum Beispiel Kardiomegalie als Zeichen einer Herzinsuffizienz
oder unbekannte Neoplasien - Im Rahmen des Tumor-Stagings oder bei B-Symptomatik
: Neoplasie/Metastase? Lymphadenopathie? Tuberkulose?
AchtungEs gibt allerdings auch thorakale Fragestellungen, die durch eine Röntgen-Thorax-Aufnahme nicht ausreichend beurteilt werden können. Dazu zählen beispielsweise die Fragen nach Lungenarterienembolie
und Aortendissektion .
Kontraindikationen
Bei den Kontraindikationen unterscheidet man zwischen relativen und absoluten Kontraindikationen:
- Absolute Kontraindikationen verbieten die Untersuchung oder lassen sie nur bei akuter Lebensgefahr und Anästhesiebereitschaft zu. Diese bestehen beim Röntgen-Thorax nicht.
- Bei relativen Kontraindikationen ist die Untersuchung je nach Fragestellung und Abwägung von Risiko und Nutzen möglich. Eine relative Kontraindikation beim Röntgen ist die Schwangerschaft. Diese sollte bei Frauen vor jeder Röntgenaufnahme erfragt werden.
Schriftliche Untersuchungsanforderungen
Die Aufgabe der Radiolog:innen ist es, die Röntgenbilder zu interpretieren und zu befunden. Dabei ist es hilfreich, wenn die schriftliche Anforderung gut gestellt ist. Je präziser die Patienteninformationen sind, die die Radiolog:innen von den behandelnden Ärzt:innen erhalten, desto besser wird der Befund. Das richtige Maß an Information zu finden, ist insbesondere als Berufseinsteiger:in schwierig.
Relevante Informationen in der Untersuchungsanforderung
- Was ist seit der letzten Röntgenaufnahme geschehen: Fremdmaterial neu einbracht, gewechselt, zurückgezogen oder entfernt?
- Wenn Symptome vorhanden sind: Seit wann bestehen die Symptome und welche?
- Wurde bereits eine Therapie eingeleitet? Wenn ja, welche und seit wann?
- Was ist die Frage an die Radiologie: Zum Beispiel Pneumonie
? Stauung? Pneumothorax ? Fremdmateriallage?
InfoBeispiel 1
Eine mögliche Anforderung für eine Röntgen-Thorax-Aufnahme einer onkologischen Patientin könnte lauten:
Patientin im Zustand nach Nierenresektion bei Nierenzellkarzinom 2020 (R0 T1 N0 M0). Zustand nach Nierentransplantation. Unter laufender Immunsuppression neue laborchemische Infektkonstellation. Kein Husten, kein Fieber. Pneumonie
? Neoplasie?
InfoBeispiel 2
Eine mögliche Anforderung für einen Patienten nach Operation könnte lauten:
Neuer Zustand nach CABG (koronararterielle Bypass-Operation) am Vortag. Neuer ZVK
. Pleuradrainage gezogen. Komplikationslose Eingriffe. Pneumothorax ? Erguss? Pulmonale Stauung? Lage des ZVKs?