Zusammenfassung
Verbrennungen sind schwerwiegende thermische Verletzungen, die schnelles und gezieltes Handeln erfordern. Häufige Ursachen von Verbrennungen sind die Einwirkung von Hitze, Chemikalien, Strom oder Strahlung. Wichtige präklinische Maßnahmen umfassen das Stoppen der Hitzeeinwirkung, Schockprophylaxe und den Erhalt der körperlichen Wärme. Im Fokus der Therapie stehen das xABCDE-Schema, eine effektive Schmerztherapie und die Früherkennung lebensbedrohlicher Zustände wie Inhalationstrauma
Das Zielkrankenhaus richtet sich nach dem Ausmaß der Verbrennung: Schwerverletzte werden in ein Verbrennungszentrum gebracht, während leichtere Verletzungen auch in chirurgischen Ambulanzen behandelt werden können.
Fallbeispiel
Um den Einstieg in das Thema Verbrennung etwas zu erleichtern, wird im Folgenden ein Fall beschrieben, wie er sich präklinisch ereignen könnte.
Das Szenario
Einsatzmeldung:
- Stichwort: Brandverletzung
- Ort: Küche einer Wohnung im Mehrfamilienhaus
- Alarmzeit: 16:30 Uhr
- Anrufer: Nachbarin
- Anzahl der Betroffenen: 1 Person
- Zusatzinfo:
- Patientin, 30 Jahre alt
- Durch heißes Fett verbrannt
- Deutliche Rußspuren in der Küche
Lageeinweisung vor Ort:
Beim Eintreffen des Rettungsdienstes sitzt die Patientin in ihrer Küche. Die Wohnungstür war von ihr bereits geöffnet worden.
Die Lage ist wie folgt:
- Sie ist bei Bewusstsein und berichtet über starke Schmerzen
- Heißes Fett hat Verbrennungen an Gesicht, Hals und Oberarm verursacht. Es hat sich um brennendes Fett gehandelt, welches Stichflammen verursacht hat. Der Brand konnte durch einen Deckel auf dem Topf rechtzeitig gestoppt werden
- Die Umgebung ist rauchfrei und das mitgeführte Kohlenstoffmonoxid
-Warngerät zeigt einen Wert von 0 ppm - Die Nachbarin der Patientin hatte die Patientin selbst schreien hören. Sie rief den Rettungsdienst noch bevor die Patientin die Tür öffnete
- Die Feuerwehr wird nicht benötigt

Dieses Bild wurde mit der KI-Software DALL·E (OpenAI) erstellt. Es wurde automatisch generiert und dient ausschließlich illustrativen Zwecken.
Ersteindruck nach xABCDE-Schema
Um sich einen ersten umfassenden Eindruck von einer Patientin oder einem Patienten in einer Notfallsituation zu verschaffen, bietet sich das xABCDE-Schema an. Um die Arbeit mit dem Schema zu veranschaulichen, ist hier ein xABCDE-Schema abgebildet, wie es im Falle einer Ersteinschätzung bei einer Patientin oder einem Patienten mit Verbrennungen aussehen könnte.
Es handelt sich dabei um die Befunde, die innerhalb der ersten paar Minuten erhoben werden können. Erweiterte Diagnostik und Abfragen sind natürlich von Bedeutung, jedoch würde zum Beispiel die Messung des Blutzuckers
x |
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A |
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Mittelbares |
B |
| Mittelbares |
C |
| Kein |
D |
| Kein |
E |
| Akutes |
Definition
Verbrennungen entstehen durch die Einwirkung von Hitze, Chemikalien, Strom oder Strahlung. Die Verletzungen können oberflächlich oder tief sein und sowohl die Haut als auch tieferliegende Gewebe betreffen. Sie werden in Schweregrade (Grad I-IV, siehe unten) und nach dem prozentualen Anteil der verbrannten Körperoberfläche eingeteilt.
Ursachen
Thermisch:
Thermische Ursachen sind die häufigsten Auslöser von Verbrennungen. Sie entstehen durch direkten Kontakt mit heißen Flüssigkeiten (Verbrühungen), Flammen oder heißen Oberflächen wie Metallen. Auch Verbrühungen durch heißen Dampf, wie er in der Industrie oder beim Kochen entsteht, gehören zu dieser Kategorie.
AchtungBesonders riskant sind heiße Öle und Fette
, da sie hohe Temperaturen erreichen und lange an der Haut haften bleiben.
Chemisch:
Chemische Verbrennungen werden durch Kontakt mit ätzenden Substanzen wie Säuren
Elektrisch:
Elektrische Verbrennungen treten bei direktem Kontakt mit elektrischen Stromquellen auf. Der Stromfluss durch den Körper kann tiefe Gewebeschäden hervorrufen, obwohl die äußerlich sichtbaren Verletzungen gering erscheinen. Blitzschläge sind eine besondere Form von elektrischen Verletzungen, die zusätzlich thermische und mechanische Schäden verursachen können.
Strahlung:
Strahlungsbedingte Verbrennungen umfassen sowohl akute Schäden durch intensive UV-Strahlung, wie bei Sonnenbrand, als auch durch ionisierende Strahlung (z. B. in der Nuklearmedizin oder bei Strahlenunfällen). Langfristige Exposition kann zu chronischen Hautschäden oder Krebserkrankungen führen.
MerkeEine klare Erfassung des Auslösers ist entscheidend für die nachfolgende Behandlung und Prognose der Verletzung.
Pathophysiologie
MerkePhysiologische Grundlagen
- Die Haut hat als größtes Organ des menschlichen Körpers zentrale Aufgaben:
- Schutzbarriere gegen Infektionen
- Regulation der Körpertemperatur
- Verhindert den Verlust von Flüssigkeit und Elektrolyten
- Diese Funktionen beruhen auf der Integrität der Epidermis und der Dermis, die bei Verbrennungen stark beeinträchtigt werden
- Der Kreislauf sichert die Versorgung der Zellen mit Sauerstoff
und Nährstoffen, während der Stoffwechsel die Energie bereitstellt, die für Heilungsprozesse notwendig ist
Verbrennungen verursachen durch Hitze eine Denaturierung von Proteinen, was zur Schädigung und Zerstörung von Zellen führt. Die Haut verliert ihre Barrierefunktion, wodurch Keime und Fremdstoffe leichter eindringen können.
Dies führt zu einer starken lokalen Entzündungsreaktion:
- Gefäßwände werden durchlässiger
- Plasmaflüssigkeit tritt ins Gewebe aus und verursachen Ödeme
verursacht - Durch die Umverteilung der Flüssigkeit kann es zu einem Volumenmangel
(Burn Shock) kommen
- Durch die Umverteilung der Flüssigkeit kann es zu einem Volumenmangel
- Gleichzeitig setzt der Körper Stresshormone frei, die den Stoffwechsel beschleunigen und den Sauerstoff
- und Energiebedarf erhöhen. - Auf systemischer Ebene können bei ausgedehnten Verbrennungen Organe wie Lunge
, Niere oder Herz beeinträchtigt werden.
InfoVolumenmangelschock
bei großflächigen Verbrennungen
- Hitzeeinwirkung → Nekrose
der Haut → Kapillarschädigung → erhöhte Permeabilität (Kapillarleck) = Verlust von Flüssigkeit und Eiweißen (Ödembildung) - Mikrozirkulationsstörung → Abfall Herzzeitvolumen (HZV) → Gewebeischämie = Volumenmangelschock
AchtungEin Inhalationstrauma
durch Rauchgase kann die Atemwege schädigen und zu lebensbedrohlichen Atemwegsverlegungen führen. Lokale und systemische Entzündungen spielen dabei eine zentrale Rolle und machen die Behandlung komplex.
Klinischer Eindruck
Typische Zeichen
Die Wunde sieht je nach Schweregrad der Verbrennung sehr unterschiedlich aus. Auch die Schmerzen können extrem variieren.
Schweregrad | Hauterscheinung | Schmerzcharakter und Schmerzstärke | Betroffene Hautschichten | Abbildung |
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Grad I |
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![]() "Burn Degree Diagram-de.png" von Persian Poet Gal at en.wikipedia, CC BY-SA 3.0 http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/, via Wikimedia Commons. Es wurde die Beschriftung angepasst und ein Ausschnitt aus dem Gesamtbild verwendet. |
Grad IIa |
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![]() "Burn Degree Diagram-de.png" von Persian Poet Gal at en.wikipedia, CC BY-SA 3.0 http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/, via Wikimedia Commons. Es wurde die Beschriftung angepasst und ein Ausschnitt aus dem Gesamtbild verwendet. |
Grad IIb |
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![]() "Burn Degree Diagram-de.png" von Persian Poet Gal at en.wikipedia, CC BY-SA 3.0 http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/, via Wikimedia Commons. Es wurde die Beschriftung und die Farbe angepasst und ein Ausschnitt aus dem Gesamtbild verwendet. |
Grad III |
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![]() "Burn Degree Diagram-de.png" von Persian Poet Gal at en.wikipedia, CC BY-SA 3.0 http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/, via Wikimedia Commons. Es wurde die Beschriftung angepasst und ein Ausschnitt aus dem Gesamtbild verwendet. |
Grad IV |
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![]() "Burn Degree Diagram-de.png" von Persian Poet Gal at en.wikipedia, CC BY-SA 3.0 http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/, via Wikimedia Commons. Es wurde die Beschriftung und Farbe angepasst und ein Ausschnitt aus dem Gesamtbild verwendet. |
Generalisierte Zeichen
Die weiteren Symptome hängen von den Begleitverletzungen und der Schwere der Verbrennung ab:
- Inhalationstrauma
- Dyspnoe
- Zeichen eines toxischen Lungenödems (kann aber auch erst deutlich zeitversetzt auftreten)
- Zeichen eines mechanisch ausgelösten Asthma-Anfalls
- Verbrennungskrankheit
DefinitionDie Verbrennungskrankheit ist eine systemische Entzündungsreaktion des Körpers auf großflächige Verbrennungen. Charakterisiert durch Gewebezerstörung, erheblichen Flüssigkeits- und Elektrolytverlust sowie die Freisetzung proinflammatorischer Mediatoren, die multiple Organdysfunktionen verursachen können. In der Regel ist klinisch eine intensivmedizinische Betreuung notwendig.
- Ödembildung
- Hypotonie und Tachykardie
bei Volumenmangelschock
Diagnostik
Anamnese
Neben der standardisierten Anamnese ist eine explizite Anamnese zu dem Hergang und den genauen Umständen der Verbrennung vonnöten. Dabei sind mehrere Parameter wichtig!
Die wichtigsten Parameter sind:
- Ursache der Verbrennung
- Dauer der Hitzeeinwirkung
- Beteiligte Substanzen
- Ungefähre Temperatur des Mediums, wenn bekannt
- Vorgenommene Erste-Hilfe-Maßnahmen
- Insbesondere bei chemischen Verbrennungen relevant
TippNutze Schemata
Um die Anamnese strukturiert durchzuführen, bietet es sich an Schemata, wie das SAMPLERS oder OPQRST-Schema
zu nutzen. Die Hinweise bei der aktuellen Anamnese finden sich in diesen Schemata wieder:
- S (Symptome): Brandwunden, Dyspnoe, spürbare Kälte, Schmerzen
- Hinweise auf einen Volumenmangelschock
?
→ Hypotonie, Tachykardie- Hinweise auf ein Inhalationstrauma
?
→ Dyspnoe, Rußspuren im Mund, Stridor- Hinweise für die Aufnahme in einem Verbrennungszentrum?
→ Verbrennung Grad 3, Verbrennung Grad 2 VKOF > 10 %, Verbrennung an Händen/Genitalien, Inhalationstrauma, Verbrennung durch Chemikalien oder Elektrizität, schwere Begleitverletzungen - A (Allergien, Infektionen): Bekannte Allergien oder Infektionen?
- M (Medikation): Dauer- oder Akutmedikation?
- P
(Patientengeschichte): Vorerkrankungen? - L (Letzte…): Letzte Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme? (zwecks Narkoseeinleitung
) - E (Ereignis): Thermische, chemische, elektrische Verbrennung?
- R (Risiko): Kind oder ältere Person
- S (Schwangerschaft): Mögliche Schwangerschaft bei weiblichen Patientinnen
Körperliche Untersuchung
Inspektion:
Ein wichtiges Merkmal ist neben der Tiefe und Beschaffenheit der Verbrennung auch die Ausdehnung der Verbrennung. Diese wird nach der Neuner-Regel eingeschätzt und gibt einen direkten Aufschluss zur Prognose der betroffenen Person. Eine gute Ersteinschätzung ist also entscheidend!

AchtungNeuner-Regel
Die Neuner-Regel gilt nur für Erwachsene. Bei Kindern und Kleinkindern wird sie aufgrund unterschiedlicher Körperproportionen angepasst. Ab dem 2. Lebensjahr wird der Kopf mit 14–16 % statt 9 % der Körperoberfläche berechnet. Bei Kleinkindern unter 2 Jahren beträgt der Anteil des Kopfes 18 %.
TippZur Einschätzung kleinerer Verbrennungen kann man sich merken, dass etwa die Fläche einer Hand des Betroffenen 1 % der Körperoberfläche darstellt.
InfoBei Verbrennungen, die durch Elektrizität verursacht worden sind, ist meist eine Ein- und Austrittswunde aufzufinden. Diese sollte aktiv gesucht und versorgt werden. Oft ist die Austrittswunde größer als die Eintrittswunde des Stroms.
Palpation:
Bei der Palpation sollte insbesondere auf lokale Schmerzangabe und periphere Pulse
Auskultation:
Bei einigen thermischen Unfällen werden toxische Gase und Rauch produziert. Dabei gibt es verschiedene Gefahren, die kontrolliert werden sollten:
- Kohlenstoffmonoxid
(CO ) - Entsteht bei unvollständiger Verbrennung
- Ist geruchslos und wird initial nicht wahrgenommen
- Zeigt hohe Affinität zum Hämoglobin
und blockiert so die innere Atmung - Muss zielgerichtet in speziellen Zentren versorgt werden
- Rauch und Ruß
- Durch die mechanische Einwirkung auf die Atemwege
entstehen Schäden am Gewebe und den gasaustauschenden Strukturen - Es kann zu Schwellung, Entzündung und Infektionen kommen, was beispielsweise zu Atemwegsobstruktionen führen kann
- Auch ein toxisches Lungenödem
durch die Einwirkung auf die tiefen Atemwege ist möglich und entwickelt sich oft erst mit zeitlichem Versatz
- Durch die mechanische Einwirkung auf die Atemwege
- Eine ausführliche Auskultation ist wichtig, um eine Obstruktion oder ein beginnendes Lungenödem
früh zu detektieren und entsprechend früh therapieren zu können
Vitalparameter:
- SpO₂-Messung zur ersten Orientierung
bezüglich der Versorgung des Körpers mit Sauerstoff
AchtungEin guter SpO₂-Wert bedeutet nicht gleich eine ausreichende Versorgung mit Sauerstoff
! Da die Messung des SpO₂ mittels Infrarot-Sensoren nur die erfolgreiche Bindung eines Stoffes an das Hämoglobin
misst und nicht differenziert, welcher Stoff gebunden ist, kann dieser Wert nicht uneingeschränkt als positiv bewertet werden. CO
hat eine vielfach höhere Bindungsaffinität an Hämoglobin als Sauerstoff . Da es sich dabei um ein geruchloses und unsichtbares Gas handelt, das bei unvollständigen Verbrennungen entsteht, kann es passieren, dass bei einer Person mit Verbrennungen ein hoher SpO₂-Wert bei unzureichender Sauerstoffversorgung auftritt.
- Messung von CO
, bzw. präklinische Blutgasanalyse , wenn möglich - Messung von Herzfrequenz
und Blutdruck, um Aussagen über die generelle Kreislaufsituation treffen zu können - Messung der Körpertemperatur
- Besonders wichtig bei ausgedehnter Verbrennung, da die Regulation der Körpertemperatur
über die Haut dort geschädigt ist
- Besonders wichtig bei ausgedehnter Verbrennung, da die Regulation der Körpertemperatur
AchtungEine große Gefahr bei Verbrennungspatient:innen ist eine Hypothermie. Der Wärmeerhalt muss hier also ganz besondere Beachtung finden.
Therapie
Sofortmaßnahmen
Eigenschutz beachten:
- Gefahrenquelle identifizieren: Ist die Brandursache noch aktiv? (z. B. offenes Feuer, Rauch, Chemikalien)
- Umgebung sichern: Brandstelle nur betreten, wenn keine akute Gefahr durch Feuer, einsturzgefährdete Gebäude oder toxische Substanzen besteht
- Sicherheitsabstand: Abstand zur Gefahrenzone halten, bis die Situation als sicher eingestuft wurde
MerkeAn die Gefahr von erhöhter Kohlenstoffmonoxid
Konzentration denken! Wenn vorhanden, CO -Warngeräte tragen.
Konzentration Messgerät | Maßnahmen |
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> 30 ppm |
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> 60 ppm |
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> 200 ppm |
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Hitzeeinwirkung stoppen:
- Ziel: Schutz vor weiteren Verletzungen
- Heißes oder verbranntes Material von der Haut entfernen
- Haut dabei nicht weiter schädigen
AchtungDie Haut reagiert sehr schnell auf die einwirkende Hitze und kann teilweise geradezu mit der anliegenden Kleidung verschmelzen. Eine weitere Schädigung der Haut, auch durch Maßnahmen des Rettungsdienstes, muss vermieden werden.
Wärmeerhalt:
- Ziel: Hypothermie verhindern
- Haut kann selbst nicht mehr die Körpertemperatur
regulieren - Rettungsdecken, aber auch wärmende Decken und die Heizung des Transportmittels, helfen, die Temperatur zu stabilisieren
- Auch gewärmte Infusionen kommen hier zum Einsatz
Achtung
- Eine der größten Gefahren bei Verbrennungen ist die Unterkühlung!
- RTW vorheizen!
Erweiterte Maßnahmen
Wundversorgung:
- Lokaltherapie mit sterilen, nicht-klebenden Verbänden
- Meist Aluminium-bedampfte Kompressen
- Mullkompressen können mit der Wunde verkleben und einen Gewebeschaden vergrößern
Überwachung:
- Komplettes Monitoring anlegen:
- Ein Volumenmangelschock
kann z.B. anhand eines niedrigen Blutdrucks und eines hohen Pulses schnell erkannt werden
- Ein Volumenmangelschock
- Trotz der möglichen Verfälschung des Wertes sollte auch der SpO₂-Wert kontinuierlich gemessen werden
Intravenöse Volumentherapie:
- In der präklinischen Phase sollte zur Vereinfachung und zur Vermeidung einer Überinfusion bei Schwerbrandverletzten eine orientierende Volumenmenge verabreicht werden. Für Erwachsene beträgt diese 1000 ml in den ersten zwei Stunden
MerkeDie Verwendung der bekannten Formeln, wie der Parkland-Formel wird in der präklinischen Versorgung nicht empfohlen, da sie potenzielle Fehlerquellen darstellen.
Analgesie:
- Die Wahl der Analgetika ist vom jeweiligen Fall abhängig und muss anhand der Anamnese der betroffenen Person vorgenommen werden
TippNachfolgendes Schema kann als Hilfestellung in Erwägung gezogen werden:
- Verbrannten Körperoberfläche (VKOF) < 15 %: Monotherapie mit Opiaten zur schwerpunktmäßigen Analgesie. Begleitbehandlung mit Antiemetikum empfohlen
- Verbrannten Körperoberfläche (VKOF) > 15 % und bei hämodynamisch instabilen Patient:innen: Esketamin
/Midazolam für die kombinierte Analgosedierung
Lagerung:
- Die Lagerung muss sich nach der Symptomatik des betroffenen Menschen richten
- Die Auflagefläche sollte dabei nicht gleich die verbrannte Körperoberfläche sein
Besondere Situationen
Inhalationstrauma :
- Hinweise wie Rußspuren im Mund, Stridor
oder Giemen deuten auf eine Atemwegsbeteiligung hin - Die Behandlung des Inhalationstraumas
geht meistens mit der Behandlung eines Lungenödems einher, da sich dieses entweder schnell oder zeitverzögert entwickeln kann - In manchen Fällen kann auch eine frühzeitige Intubation
notwendig sein
Elektrische Verbrennungen:
- Diese können innere Gewebeschäden und Herzrhythmusstörungen verursachen
- Ein EKG
-Monitoring muss kontinuierlich erfolgen (Gefahr von Herzrhythmusstörungen)
TippBei einer Beteiligung von elektrischem Strom muss der Eigenschutz mehr denn je gewahrt werden. Insbesondere wenn die Person weiterhin mit einem stromleitenden Gegenstand verbunden sein sollte, ist eine Rettung nur unter adäquatem Eigenschutz vorzunehmen.
Chemische Verbrennungen:
- Die Behandlung ist hier sehr von dem Stoff abhängig
- In manchen Fällen müssen die betroffenen Hautareale mindestens 20 Minuten mit Wasser gespült werden, um die chemische Substanz zu entfernen
- Andere Substanzen reagieren wiederum mit Wasser und dürfen entsprechend nur mit speziellen Flüssigkeiten gespült werden
- Die Schutzmaßnahmen der Einsatzkräfte sind besonders wichtig
Großflächige Verbrennungen:
- Besonders bei Kindern oder älteren Menschen kann der Flüssigkeitsverlust schneller zu einem Schock
führen - Eine frühzeitige Volumentherapie ist essenziell
Weitere Therapie im klinischen Setting
In dieser Notlage kann es helfen, sich mental auf die nächsten Schritte vorzubereiten. Dafür ist es ratsam schon auf der Fahrt zum Krankenhaus zu erklären, wie das weitere Procedere im Krankenhaus aussieht und worauf die Person sich potenziell einstellen muss.
AchtungDa die Therapie je nach aufnehmendem Krankenhaus und Behandler:in variieren kann, empfiehlt es sich nicht, einen bestimmten Behandlungsweg detailliert zu beschreiben. Eine grobe Skizzierung des weiteren Behandlungspfades reicht völlig aus um Unsicherheiten zu minimieren. Die weiteren Informationen dienen ausschließlich eurer Information als Fachpersonal!
Versorgung in der Notaufnahme und im stationären Bereich
Je nach Ausmaß der Verbrennung ist die Versorgung in einem Verbrennungszentrum angebracht. Kleinere Verbrennungswunden können auch in einer chirurgischen Notaufnahme in der Nähe versorgt werden. Eine telefonische Rücksprache mit dem aufnehmendem Personal kann hier zur Einschätzung helfen.
In der Notaufnahme erfolgt eine erneute Einschätzung der Verletzungen, einschließlich einer detaillierten Anamnese und erweiterten Diagnostik wie Blutuntersuchungen, Elektrolytbestimmung und ggf. Bildgebung (z. B. CT
Flüssigkeitstherapie:
In den ersten 24 Stunden nach der Verletzung steht die Volumentherapie gemäß der Parkland-Formel im Fokus. Regelmäßige Überprüfung des Flüssigkeitshaushalts
DefinitionParkland-Formel
4 ml/kg Körpergewicht x % verbrannte Körperoberfläche
Die Parkland-Formel gibt an, wie viel Flüssigkeit bei einer Verbrennung gegeben werden soll. Die Zielvorstellung ist dabei, dass die erste Hälfte der errechneten Flüssigkeit innerhalb von 8 Stunden nach der Verbrennung verabreicht werden soll.
Schmerzmanagement:
Eine kontinuierliche, bedarfsgerechte Schmerztherapie wird angepasst oder eingeleitet.
Wundbehandlung:
Die Verbrennungswunden werden steril versorgt, gegebenenfalls mit speziellen Verbänden oder Hautersatzmaterialien. Bei tiefen Verbrennungen kann eine operative Versorgung (z. B. Nekrektomie oder Hauttransplantation) notwendig sein.
Infektionsprophylaxe:
Antibiotika
Atemwegsmanagement :
Bei inhalatorischen Verletzungen erfolgt eine fortlaufende Überwachung und bei Bedarf die Beatmung auf der Intensivstation.
Sollte ein Inhalationstrauma
InfoHyperbare Sauerstofftherapie
(HBO) Die Wirkung von hyperbarer Sauerstofftherapie
sind vielfältig. Eine Indikation muss streng geprüft werden. Ist die Therapie jedoch notwendig, muss sie schnellstmöglich eingeleitet werden. Indikationen: CO
-Intoxikationen, Dekompressionskrankheit, versch. Wundheilungsstörungen Wirkung:
- Verdrängung von Giftstoffen (z.B. Kohlenmonoxid
) aus lebenswichtigen, sauerstoffabhängigen Proteinen & Enzymen - Ödemreduktion
- Verlängerung der Sauerstoffdiffusionsstrecke im Gewebe
- Förderung der Neubildung von Blutgefäßen (Angiogenese) in sauerstoffunterversorgten Körpergeweben
Rehabilitation:
Nach der Akutphase wird eine physikalische Therapie begonnen, um Mobilität
Transport
Das Zielkrankenhaus ist abhängig vom Ausmaß der Verbrennung. Es gibt genaue Indikationen für die Versorgung in einem Verbrennungszentrum. Andere Verletzungen aufgrund einer Verbrennung oder Verbrühung können auch in chirurgischen Ambulanzen versorgt werden.
Indikationen für die Versorgung im Verbrennungszentrum:
- Verbrennungen Grad 2 von 10 % und mehr der Körperoberfläche
- Verbrennungen Grad 3
- Verbrennungen an Händen, Gesicht oder Genitalien
- Verbrennungen durch Elektrizität inklusive Blitzschlag
- Spezielle Verätzungen durch Chemikalien
- Inhalationstrauma
- Verbrennungspatient:innen mit Begleiterkrankungen oder Verletzungen, die die Behandlung erschweren
- Verbrennungspatient:innen, die eine spezielle psychologische oder physische Betreuung benötigen
Je nach Verletzungsschwere und Gesamtsituation kann ein Transport mittels Rettungshubschrauber erwogen werden. Gründe dafür sind die Notwendigkeit eines schonenden Transports oder eine lange Wegstrecke (z.B. für die Verbringung zu einer hyperbaren Sauerstofftherapie
Prüfungswissen
Zur Zusammenfassung hier die Hard Facts, die bei der Examensvorbereitung oder im Einsatz helfen können:
Ursachen von Verbrennungen:
- Thermisch: Hitze, Flammen, heiße Flüssigkeiten, heiße Oberflächen
- Chemisch: Kontakt mit Säuren
oder Laugen - Elektrisch: Stromfluss verursacht tiefe Gewebeschäden trotz kleiner äußerlicher Verletzungen
- Strahlung: UV-Strahlung (z. B. Sonnenbrand), ionisierende Strahlung (z. B. Nuklearmedizin)
Pathophysiologie
- Hitzeeinwirkung → Denaturierung von Proteinen → Zerstörung von Zellen.
- Barriereverlust der Haut: Erhöhtes Infektionsrisiko.
- Gefäßwände werden durchlässiger
- Plasmaflüssigkeit tritt ins Gewebe aus und verursachen Ödeme
verursacht - Durch die Umverteilung der Flüssigkeit kann es zu einem Volumenmangel
(Burn Shock) kommen
- Durch die Umverteilung der Flüssigkeit kann es zu einem Volumenmangel
InfoVolumenmangelschock
bei großflächigen Verbrennungen
- Hitzeeinwirkung → Nekrose
der Haut → Kapillarschädigung → erhöhte Permeabilität (Kapillarleck) = Verlust von Flüssigkeit und Eiweißen (Ödembildung) - Mikrozirkulationsstörung → Abfall Herzzeitvolumen (HZV) → Gewebeischämie = Volumenmangelschock
Typische Zeichen:
Schweregrad | Hauterscheinung | Schmerzcharakter und Schmerzstärke | Betroffene Hautschichten |
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Grad I |
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Grad IIa |
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Grad IIb |
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Grad III |
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Grad IV |
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Diagnostik:
- Neuner-Regel zur Bestimmung der Ausdehnung von Verbrennungen
- Bestimmung von Tiefe und Beschaffenheit der Verbrennungen
- Auskultation:
- Hinweise auf Lungenödem
oder - Bronchospasmus
- Hinweise auf Lungenödem
- SpO2 mit Vorsicht zu beurteilen
- Wert kann bei CO
-Intoxikation verfälscht sein
- Wert kann bei CO
Therapie:
- Eigenschutz beachten
- Hitzeeinwirkung stoppen
- Wärmeerhalt
- Wundversorgung mit speziellen Wundauflagen
- Volumentherapie (1000ml in den ersten 2 Stunden)
- Analgesie
Transport:
- Abhängig vom Ausmaß der Verbrennung (Verbrennungszentrum oder chirurgische Ambulanz)
- Indikationen für die Versorgung im Verbrennungszentrum:
- Verbrennungen Grad 2 von 10 % und mehr der Körperoberfläche
- Verbrennungen Grad 3
- Verbrennungen an Händen, Gesicht oder Genitalien
- Verbrennungen durch Elektrizität inklusive Blitzschlag
- Spezielle Verätzungen durch Chemikalien
- Inhalationstrauma
- Verbrennungspatienten mit Begleiterkrankungen oder Verletzungen, die die Behandlung erschweren
- Verbrennungspatient:innen, die eine spezielle psychologische oder physische Betreuung benötigen
Quellen
- S2k-Leitlinie Behandlung thermischer Verletzungen des Erwachsenen, Deutsche Gesellschaft für Verbrennungsmedizin e.V. (DGV)
- Verbrennungszentren in Deutschland, Deutsche Gesellschaft für Verbrennungsmedizin e.V. (DGV)
- Verbrühung und Verbrennung, Referenz Notfallmedizin. 1. Auflage. Stuttgart: Thieme; 2019
- Verbrennungen und Verbrühungen, Taschenatlas Notfallmedizin, 4. aktualisierte Auflage. Stuttgart: Georg Thieme Verlag KG; 2024
- Verbrennungen und Verbrühungen, retten – Notfallsanitäter. 1. Auflage. Stuttgart: Thieme; 2023
- Einsatz von Kohlenmonoxidwarngeräten bei Feuerwehren und Hilfeleistungsorganisationen, Fachbereich AKTUELL, DGUV Fachbereich Feuerwehren Hilfeleistungen Brandschutz