Zerebrale Ischämie / Blutung | - Akuter Beginn von Übelkeit und Erbrechen
- Fokal-neurologische Defizite (meist kontralateral zur Läsion):
- Halbseitenschwäche oder -lähmung
- Sprachstörungen (Aphasie, Dysarthrie)
- Fazialisparese
- Sensibilitätsstörungen (Parästhesien, Taubheitsgefühl)
- Neglect (insbesondere bei parietalen Läsionen, meist kontralateral)
- Herdblick (Blickwendung zur Seite der Läsion)
- Sehstörungen
- Schwindel
- Kopfschmerzen (oft plötzlich und stark)
- Vigilanzminderung bis Koma
- Meningismus (bei Subarachnoidalblutung möglich)
Bei schwerem Ausmaß (Hirndruckzeichen): - Lichtstarre Pupillen (Hinweis auf Einklemmung)
- Streck- oder Beugesynergismen (zerebrale Einklemmungssymptome)
| - Anamnese / Risikofaktoren:
- Arterieller Hypertonus (häufigster Risikofaktor)
- Arteriosklerose
- Antikoagulation
- Aneurysmen
- Gefäßfehlbildungen (z.B. AV-Malformationen)
- Bildgebung:
- CCT (kraniales CT) ohne Kontrastmittel: Standardverfahren zum Nachweis einer intrazerebralen Blutung
| - Übelkeit und Erbrechen sind häufige Begleitsymptome einer zerebralen Blutung, meist als Ausdruck eines akuten Hirndruckanstiegs
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Hypoglykämie | - Neuroglykopenische Symptome:
- Verwirrtheit, Unruhe, Reizbarkeit
- Müdigkeit, Vigilanzminderung bis Koma
- Wortfindungsstörungen, kognitive Defizite (z.B. Konzentrationsstörungen)
- Paresen, Parästhesien
- Übelkeit, Erbrechen
- Autonome Symptome:
- Zittern
- Schwitzen
- Heißhunger
- Palpitationen / Tachykardie
- Tachypnoe
| - Typische Auslöser:
- Fehlerhafte Insulin- oder Antidiabetikadosierung (v.a. Sulfonylharnstoffe)
- Erhöhter Glukosebedarf:
- Infekte
- körperliche Aktivität
- Alkoholkonsum
- Fehlende Nahrungsaufnahme
- Nicht-Diabetiker:
- Insulinom (autonome Sekretion insulinähnlicher Peptide)
- Malnutrition, Alkoholabusus, Glykogenspeicherkrankheiten
- Anamnese / Risikofaktoren:
- Plötzlicher Beginn (innerhalb von Minuten)
- Typ 1 Diabetes mellitus:
- Junge Patient:innen, Kinder
- Typ 2 Diabetes mellitus:
- Adipositas, höheres Alter, kardiovaskuläre Vorerkrankungen
- Whipple Trias (Diagnose!)
- Blutzucker <45 mg/dl
- Hypoglykämische Symptome
- Symptomrückgang nach Glukosegabe
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Hyperglykämie | 1. Ketoazidotisches Koma (DKA): - Eher bei Typ-1-Diabetes mellitus
- Schneller Beginn (< 24 Std.)
- Symptomatik:
- Pseudoperitonismus (abdominelle Schmerzen)
- Übelkeit, Erbrechen
- Kußmaul-Atmung (tiefe Hyperventilation bei Azidose)
- Durstgefühl, Polyurie, Polydipsie
- Exsikkose, trockene Haut / Schleimhäute
- Acetongeruch der Atemluft
- Müdigkeit, Benommenheit, Vigilanzminderung bis Koma
2. Hyperosmolares Koma (HHS): - Eher bei Typ-2-Diabetes mellitus, häufig ältere Patient:innen
- Schleichender Beginn über Tage (durch Restinsulin schützt vor Ketose)
- Symptomatik:
- Polyurie, Polydipsie
- Exsikkose, trockene Schleimhäute
- Verwirrtheit, Bewusstseinsstörungen
- Kopfschmerzen
- Übelkeit, Erbrechen
- Schwäche, Müdigkeit
| Ketoazidose: - Typ-1-Diabetes mellitus (an Erstmanifestation denken)
- Typische Auslöser:
- Fehlerhafte Insulingabe
- Erhöhter Insulinbedarf (z.B. Infekt, Alkohol, Sport)
- BGA:
- Erhöhter Blutzucker: 400-700mg/dl, 22-39mmol/l
- Metabolische Azidose (ggf. respiratorische Kompensation)
- Elektrolytentgleisung
- Labor: Ketonkörper erhöht
Hyperoslomares Koma : - Typ-1-Diabetes mellitus, ältere Menschen
- Typische Auslöser:
- Fehlerhafte Insulingabe / Einnahme Antidiabetika (SGLT2-Hemmer)
- Erhöhter Insulinbedarf (z.B. Infekt, akute Erkrankungen)
- BGA:
- erhöhter BZ: >600mg/dl , 32 mmol/l
- Ggf. leichte metabolische Azidose
- Elektrolytentgleisung
- Labor: Osmolarität erhöht, Ketonkörper normal
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Bakterielle Meningitis | - Akuter Beginn von Übelkeit und Erbrechen
- Fulminanter Verlauf (innerhalb von Stunden bis wenigen Tagen)
- Fieber
- Kopfschmerzen
- Lichtscheu (Photophobie)
- Meningismus (Nackensteifigkeit, schmerzhafte Bewegungseinschränkung)
- Desorientiertheit, Apathie, Vigilanzminderung bis Koma
- Krampfanfälle möglich
- Stauungspapillen (bei erhöhtem Hirndruck)
- Meningokokken-Meningitis:
- Waterhouse-Friderichsen-Syndrom mit Petechien, hämorrhagischen Hautinfiltraten bis Nekrosen
| - Anamnese/Risikofaktoren:
- Plötzliches hohes Fieber
- Vorangegangene Infektionen: Pneumonie, Sinusitis, Otitis media, dentale Infektionen
- Neurochirurgische Eingriffe oder Operationen im HNO-/MKG-Bereich
- Schädel-Hirn-Trauma mit Liquorfistel
- Immunsuppression
- Unvollständiger Impfstatus (v.a. Meningokokken, Pneumokokken, Haemophilus influenzae)
- Körperliche Untersuchung:
- Inspektion: Petechien oder hämorrhagische Hautveränderungen (bei Meningokokken)
- Meningismuszeichen:
- Nackensteifigkeit
- Brudzinski-Zeichen
- Kernig-Zeichen
- Lasègue-Zeichen
- Labor:
- Blutbild: Leukozytose, Neutrophilie, Linksverschiebung
- Entzündungsparameter: CRP, Procalcitonin erhöht
- Liquordiagnostik (Lumbalpunktion):
- Trübe bis eitrig
- Ggf. erhöhte Zellzahl
- Laktat stark erhöht (>3,5 mml/l)
- Granulozytäre Pleozytose (> 1.000 Zellen/μl, v.a. Neurophilie)
- Immer Erregerdiagnostik einschicken
- Bildgebung:
- CCT (kraniales CT) vor Lumbalpunktion, wenn:
- Vigilanzminderung
- Fokal-neurologische Ausfälle
- Hirndruckzeichen (z.B. Stauungspapillen)
| - Ansteckungsgefahr bei Meningokokken-Meningitis: Isolation bis zum Erregernachweis und Beginn der gezielten Therapie
- Klassische Meningismuszeichen können bei älteren Personen, Immunsupprimierten oder Neugeborenen fehlen
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Epilepsie - postiktale Phase | - Verwirrung, Desorientierung
- Postiktale Amnesie (fehlende Erinnerung an den Anfall)
- Vigilanzminderung, verzögerte Reaktion
- Müdigkeit, Erschöpfung
- Kopfschmerzen
- Übelkeit, Erbrechen
- Muskelschmerzen, ggf. residuale Zuckungen
- Kognitive Defizite (Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen)
- Sprachstörungen: Wortfindungsstörungen, Probleme beim Verstehen oder Ausdrücken
- Langsame Reorientierung
| - Anamnese / Risikofaktoren:
- Anfallsanamnese (Fremdanamnese essenziell):
- Dauer und Art
- Augenstellung
- Ansprechbarkeit während des Ereignisses
- Verlauf der Reorientierung
- Bekannte Epilepsie
- Auslöser (z.B. Schlafentzug, Medikamente, Alkohol)
- Körperliche Untersuchung:
- Inspektion:
- Lateraler Zungenbiss (hinweisend auf generalisierten Anfall)
- Einnässen (Enuresis postiktal)
- Verletzungszeichen (Sturzfolgen, Hämatome)
- Bildgebung: CT (strukturelle Veränderungen, ggf. weitere Verletzungen bei Sturz)
- BGA und Labor: ggf. metabolische Ursachen
- Notfall-EEG (selten vorhanden): Spikes, Waves
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