Ein 14-jähriges Mädchen, zuvor gesund, wird von ihrer Familie in die Notaufnahme gebracht, nachdem sie plötzlich einen generalisierten Krampfanfall hatte, der etwa 2 Minuten andauerte. Nach dem Anfall war sie für einige Minuten verwirrt und somnolent, bevor sie langsam wieder ansprechbar wurde.
Laut Eltern hatte sie in den letzten Stunden Übelkeit, Unruhe und Schweißausbrüche gezeigt. Sie hat keine bekannte Epilepsie, aber es gibt einen erstgradigen Verwandten mit Krampfanfällen.
Bei der Untersuchung ist die Patientin wach, leicht desorientiert, zeigt trockene Schleimhäute und klagt über Müdigkeit und Muskelschmerzen. Ihre Herzfrequenz ist leicht erhöht (110/min), der Blutdruck liegt bei 105/65 mmHg, und sie zeigt eine vertiefte Atmung.
Orientierungshilfe
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Auswertung
Metabolische Azidose mit erhöhter Anionenlücke aufgrund einer postiktalen Laktatazidose nach Krampfanfall
Blutgase: Der pO₂-Wert liegt im Normbereich, sodass keine relevante Hypoxie vorliegt. Der pCO₂-Wert ist ganz leicht erhöht, was auf eine unzureichende respiratorische Kompensation der metabolischen Azidose hinweist. Eine stärkere Hyperventilation zur CO₂-Abatmung wäre zu erwarten, was möglicherweise durch postiktale Erschöpfung der Patientin verhindert wird.
Säure-Basen-Status: Bei einem pH-Wert von 7,19 liegt eine Azidose vor. Der nur ganz leicht erhöhte pCO2-Wert und der deutlich erniedrigte Bicarbonatwert deuten auf eine metabolische Azidose hin. Die erhöhte Anionenlücke spricht für eine Additionsazidose. Die Hauptursache ist die massive Laktaterhöhung, die durch einen anaeroben Stoffwechsel während des Krampfanfalls entstanden ist. Die unzureichende respiratorische Kompensation verstärkt die Azidose zusätzlich.
Oxymetrie: Die Sauerstoffsättigung liegt im unteren Normbereich, während der fraktionierte O₂-Hämoglobin-Wert leicht erniedrigt ist, was auf eine kurzfristige Sauerstoffentsättigung während des Krampfanfalls hindeuten könnte.
Elektrolyte:Natrium und Kalium sind unauffällig, eine Elektrolytstörung als Krampfursache ist unwahrscheinlich. Das Chlorid ist leicht erhöht, möglicherweise als Gegenregulation zur Azidose. Kalzium ist normal, sodass eine hypokalzämische Ursache ausgeschlossen werden kann.
Metabolite: Die Glukose ist leicht erhöht, was als Stressreaktion gewertet werden kann. Der Laktatwert ist massiv erhöht und bestätigt eine Laktatazidose als Folge des Krampfanfalls.
Beurteilung: Die Patientin zeigt eine schwere metabolische Azidose mit erhöhter Anionenlücke, verursacht durch eine Laktatazidose nach einem generalisierten Krampfanfall. Ein Krampfanfall kann zu einer Laktatazidose führen, weil während der intensiven Muskelaktivität ein erhöhter Sauerstoffbedarf entsteht, der kurzfristig nicht vollständig gedeckt werden kann. Die unzureichende respiratorische Kompensation lässt auf postiktale Erschöpfung schließen. Differenzialdiagnostisch sollten weitere Ursachen des Krampfanfalls abgeklärt werden.
Mögliche nächste Schritte:
Falls notwendig Sicherung der Atemwege und engmaschige Überwachung aufgrund der Gefahr einer erneuten Krampfaktivität
Flüssigkeitssubstitution mit isotoner Kochsalzlösung (NaCl 0,9 %): hilft bei Laktat-Clearance und stabilisiert den Kreislauf
Serielle Laktat- und BGA-Kontrollen: Beobachtung der metabolischen Azidose
Blutzuckerkontrolle: bei weiter steigender Glucose an Stresshyperglykämie oder Diabetes mellitus denken
Ursachenklärung für Krampfanfälle: EEG, Elektrolyte, Bildgebung (MRT/CT), toxikologische Untersuchung
Krampfprophylaxe nur bei erneutem Anfall erwägen: z. B. Benzodiazepine oder Antikonvulsiva
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Die Grundlagen der BGA-Auswertung kannst du hier lernen: BGA-Auswertung
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Zuletzt aktualisiert am 05.02.2025
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