Wirkprinzip
Die Heparinoide binden an Antithrombin
: selektive Faktor-Xa-Hemmung
Wirkstoffe:
- Fondaparinux
- Danaparoid
Indikationen
- Prophylaxe von Thromboembolien (subkutan ➜ aufgrund des Blutungsrisikos keine intramuskuläre Injektion)
- Fondaparinux: prophylaktische Antikoagulation zur Vermeidung von venösen Thromboembolien bei Patient:innen mit bekannter HIT 2
- Therapeutische Antikoagulation:
- Tiefe Venenthrombose
- Patient:innen mit hämodynamisch stabiler Lungenarterienembolie
(wenn ggf. Lysetherapie oder Operation notwendig werden könnte, sollte unfraktioniertes Heparin gegeben werden) - Danaparoid: Therapie der akuten HIT 2 (intravenös)
- Danaparoid: Therapie von akuten thromboembolischen Erkrankungen (z.B. tiefe Venenthrombose
) bei Kontraindikationen gegen Heparin (insbesondere bei HIT)
- Tiefe Venenthrombose
Vor- und Nachteile
Vorteile:
+ Fondaparinux: sehr geringes Risiko für eine Heparin
+ Fondaparinux: Kein Heparinperfusor notwendig
+ Danaparoid: Therapie der Heparin-induzierten Thrombozytopenie
+ Weniger Blutentnahmen im Vergleich zur Kontrolle der aPTT bei unfraktioniertem Heparin
Nachteile:
- Bei Niereninsuffizienz sind regelmäßige Kontrollen der Anti-Faktor-Xa-Aktivität
- Kein Antidot verfügbar
Laborkontrolle
- Bei Niereninsuffizienz regelmäßige Kontrollen der Anti-Faktor-Xa-Aktivität
(siehe niedermolekulares Heparin oder Gerinnungswerte) - Regelmäßige Kontrolle der Thrombozytenzahl:
- Danaparoid: in der ersten Woche täglich; in der zweiten und dritten Woche alle zwei Tage; danach wöchentlich bis monatlich
- Hb-Wert zur Identifikation von äußerlich nicht sichtbaren/okkulten Blutungen
- CAVE: der Hb-Wert kann bei einer akuten Blutung noch normwertig sein. Er fällt in der Regel erst im Verlauf durch den kompensatorischen Flüssigkeitseinstrom aus dem Gewebe in die Gefäße ab
Antagonisierung
- Kein Antidot
Nebenwirkungen (Auszug)
- Blutungen
- Fondaparinux: selten HIT, Anstieg der Transaminasen
- Danaparoid: selten Asthma-Exazerbation, geringes Risiko einer Antikörper-induzierten Thrombozytopenie
➜ Beendigung der Therapie mit Danaparoid
Dosierung
Fondaparinux:
- Prophylaktisch: 2,5 mg 0-0-1 s.c.
- Frühestens 6 Stunden postoperativ
- Anpassung an die Nierenfunktion:
- GFR <50 ml/min: Dosisreduktion auf 1,5 mg 0-0-1 s.c
- GFR <20 ml/min: kontraindiziert
- Anpassung an die Nierenfunktion:
- Therapeutisch:
- 50-100 Kg Körpergewicht: 7,5 mg 1-0-0 s.c.
- <50 Kg Körpergewicht: 5 mg 1-0-0 s.c.
- >100 Kg Körpergewicht: 10 mg 1-0-0 s.c.
- Anpassung an die Nierenfunktion:
- GFR <50 ml/min: Anpassung an die Anti-Faktor-Xa-Aktivität
- GFR <30 ml/min: kontraindiziert
- GFR <50 ml/min: Anpassung an die Anti-Faktor-Xa-Aktivität
Danaparoid:
- Prophylaktisch: 750 Anti-Xa-Einheiten 1-0-1 s.c.
- Bei Patient:innen mit HIT vor über 3 Monaten, aktuell keiner Thrombose und >90 Kg Körpergewicht:
750 Anti-Xa-Einheiten 1-1-1 s.c.
oder: 1.250 Anti-Xa-Einheiten 1-0-1 s.c. - Bei Patient:innen mit HIT vor über 3 Monaten und/oder negativem funktionellem Test für Heparin
-induzierte Antikörper ohne Thromboembolie:
normale Dosis: 750 Anti-Xa-Einheiten 1-0-1 s.c.
- Bei Patient:innen mit HIT vor über 3 Monaten, aktuell keiner Thrombose und >90 Kg Körpergewicht:
- Therapeutisch bei akuter HIT (mit oder ohne Thrombose):
- Zu Beginn i.v. Bolus:
- <55 Kg Körpergewicht: 1.500 Anti-Xa-Einheiten
- 55-90 Kg Körpergewicht: 2.250 Anti-Xa-Einheiten
- >90 Kg Körpergewicht: 3.750 Anti-Xa-Einheiten
- Anschließend i.v. Infusion:
- 400 Anti-Xa-Einheiten pro Stunde über eine Dauer von 4 Stunden
- Danach: 300 Anti-Xa-Einheiten pro Stunde über eine Dauer von 4 Stunden
- Danach Erhaltungsinfusion: 150-200 Anti-Xa-Einheiten pro Stunde
- Behandlungsdauer für 5-7 Tage (bei fehlender Alternative auch länger)
- Ziel-Anti-Xa-Plasmaspiegel:
- 5-10 Minuten nach dem Bolus: <= 1,0 Anti-Xa-Einheiten/ml
- Während der Erhaltungsinfusion: 0,5-0,8 Anti-Xa-Einheiten/ml
- Umstellung auf Vitamin-K-Antagonisten
: wenn die intravenöse Behandlung nicht mehr erforderlich ist, sollte eine Umstellung auf ein orales Antikoagulans oder auf Danaparoid 750 Anti-Xa-Einheiten 2-3 mal pro Tag s.c. erfolgen - Erst bei ausreichender antithrombotischer Kontrolle durch Danaparoid und bei normalisierten Thrombozytenzahlen
- Umstellung während i.v.- und s.c.-Behandlung möglich
- Parallele Gabe von Danaparoid und Vitamin-K-Antagonisten
bis sich der INR-Wert im Zielbereich befindet - Maximale Dosierung von Danaparoid während der Aufdosierung der Vitamin-K-Antagonisten
: - Subkutan: Danaparoid 750 Anti-Xa-Einheiten 2-3 mal pro Tag s.c.
- Infusion: Danaparoid max. 300 Anti-Xa-Einheiten pro Stunde
- Operation bei Patient:innen mit einer HIT: es gibt je nach Operation und begleitenden Gerinnungsstörungen verschiedene Dosispläne (siehe Fachinformation)
- Zu Beginn i.v. Bolus:
AchtungDanaparoid kann nicht durch Protamin
antagonisiert werden. Es kann daher insbesondere bei kardiopulmonalen Bypass-Operationen zu schwerwiegenden (postoperativen) und nur schwer stillbaren Blutungen kommen. Danaparoid sollte daher primär bei Patient:innen mit einer HIT, bei denen kein anderes Antikoagulans angewendet werden kann, verwendet werden. Wenn möglich sollte eine Operation aufgeschoben werden, bis keine HIT-Antikörper mehr nachweisbar sind. In diesem Fall kann Heparin unter Nutzen-Risiko-Abwägung ausschließlich für die Operation angewendet werden.
Quellen
- S2k-Leitlinie Diagnostik und Therapie der Venenthrombose und Lungenembolie, Deutsche Gesellschaft für Angiologie - Gesellschaft für Gefäßmedizin e.V. (DGA)
- Fachinformationen