Zusammenfassung
Inhalationsanästhetika werden insbesondere zur Aufrechterhaltung der Narkose im Rahmen einer balancierten Anästhesie
Pharmakokinetik
Anfluten
- Die Applikation erfolgt per inhalationem bzw. inhalativ ⟶ In der Lunge werden die Inhalationsanästhetika ins Blut
aufgenommen ⟶ Über das Blut gelangen sie zum Gehirn (Wirkort) - Aufgrund der hohen Lipophilie kann die Blut
-Hirn-Schranke leicht passiert werden
- Die Applikation erfolgt per inhalationem bzw. inhalativ ⟶ In der Lunge werden die Inhalationsanästhetika ins Blut
- Das Anfluten ist abhängig von:
- Blut
/Gas-Verteilungskoeffizient (Löslichkeitskoeffizient) - Partialdruck:
- Definition: Anteil des Anästhetikums am Gasgemisch
- Das Anästhetikum diffundiert immer in Richtung des geringeren Partialdrucks
- Je größer die Partialdruckdifferenzen zwischen Blut
und Gewebe sind, desto schneller kommt es zu einem Ausgleich zwischen beiden Kompartimenten
- Alveoläre Ventilation
(Zufuhr des Anästhetikums) - Durchblutung des Gehirns
- Herzzeitvolumen (HZV)
- Funktionelle Residualkapazität
- Blut

- Abfluten:
- Durch Beendigung der Zufuhr des Anästhetikums sinkt der Partialdruck in den Alveolen
ab und das Anästhetikum wird aus dem Blut wieder an die Luft abgegeben (pulmonale Elimination)
- Durch Beendigung der Zufuhr des Anästhetikums sinkt der Partialdruck in den Alveolen
- Metabolisierung: Inhalationsanästhetika werden kaum metabolisiert und überwiegend unverändert abgeatmet
- Kontextsensitive Halbwertszeit
: Bei längerer Narkosedauer kann es aufgrund einer Aufsättigung des Fettgewebes zu einer verlängerten Halbwertszeit kommen
InfoMAC-Wert: steht für die Minimale Alveoläre Konzentration und ist ein Maß für die Wirkungsstärke eines Inhalationsanästhetikums. MAC50: beschreibt die Konzentration, bei der 50 % der Patient:innen auf einen Hautschnitt keine Abwehrreaktion mehr zeigen. Ein geringer MAC-Wert steht folglich für eine hohe Wirkungsstärke. Der MAC-Wert ist abhängig von verschiedenen Faktoren wie z.B. dem Alter (mit steigendem Alter reduziert sich bei den volatilen Anästhetika der MAC-Wert). Daneben ist er abhängig von den anderen verwendeten Medikamenten. So führt etwa die gleichzeitige Verwendung von Opioiden zu einem reduzierten MAC-Wert. Nach Eingabe des Alters entspricht ein Wert von 1 MAC dem MAC50 des entsprechenden Inhalationsanästhetikums. Ein Wert von 0,6 MAC, bedeutet somit, dass 60 % der MAC50 des entsprechenden Inhalationsanästhetikum verwendet werden.
Wirkstoffe
- Volatile Anästhetika (bei Raumtemperatur flüssig)
- Flurane (Desfluran, Sevofluran, Isofluran etc.)
- Gasförmige Anästhetika (bei Raumtemperatur gasförmig)
- Lachgas (analgetisch wirksam)
- Xenon(analgetisch wirksam)
Wirkung
Flurane | Lachgas | Xenon | |
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Hypnose | ✔︎ | (✔︎) | ✔︎ |
Bronchodilatation | ✔︎ | — | — |
Muskelrelaxierung | ✔︎ | — | — |
Analgesie | — | ✔︎ | ✔︎ |
Allgemeine Nebenwirkungen von Fluranen:
- Maligne Hyperthermie
(Lachgas und Xenon sind keine Trigger einer malignen Hyperthermie) - PONV
(Postoperative Übelkeit und Erbrechen) - Atemdepression
- Hypotonie durch Vasodilatation (Gefäßwiderstand sinkt)
- Erhöhter intrakranieller Druck (ggf. muss durch Hyperventilation
gegengesteuert werden) - Bildung von CO
durch Interaktion mit Atemkalk (Desfluran > Isofluran > Sevofluran) - Postoperatives Shivering
InfoPräkonditionierung
Unter ischämischer Präkonditionierung versteht man die Fähigkeit der volatilen Anästhetika, durch Induktion einer kurzen Ischämie das Gewebe vor späteren längeren ischämischen Ereignissen zu schützen. Diese einzigartige Eigenschaft der volatilen Anästhetika bietet einen besonderen Schutz für das Herz und das Gehirn vor möglichen intraoperativen Ischämien.
Übersicht
Wirkstoffe | Blut | MAC-Wert (Vol % in o2) | Besonderheiten |
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Isofluran |
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Sevofluran |
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Desfluran
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Lachgas (N2O) |
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Xenon |
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Medikamenten-Spickzettel
Quellen
- S3-Leitlinie: Analgesie, Sedierung und Delirmanagement in der Intensivmedizin, Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI)
- Freissmuth et al.: Pharmakologie und Toxikologie. Springer 2012, ISBN: 978-3-642-12353-5.
- Karow, Lang-Roth: Allgemeine und Spezielle Pharmakologie und Toxikologie 2012
- Lüllmann et al.: Pharmakologie und Toxikologie. 15. Auflage Thieme 2002, ISBN: 3-133-68515-5
- Wehling: Klinische Pharmakologie. 2. Auflage Thieme 2011, ISBN: 978-3-131-60282-4