Zusammenfassung
Ein intraossärer Zugang bietet die Möglichkeit eines schnellen und sicheren Zugangs zum Blutsystem. Insbesondere in Notfällen, bei Neugeborenen und Kleinkindern sowie bei Patient:innen mit schweren Verletzungen kann der intraossäre Zugang eine lebensrettende Maßnahme sein. Daher ist es wichtig, den Umgang mit den vorhandenen Materialien zu üben, um die Anlage im Notfall sicher zu beherrschen.
Indikationen
- Notfallsituationen bei erfolgloser venöser Punktion (Hypovolämischer Schock
, Herz-Kreislaufstillstand, ausgeprägte Hypothermie, kritisch Erkrankte etc.) - Alternative zum PVK
bei Neugeborenen und Kleinkindern
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Kontraindikationen
- Absolute Kontraindikationen
- Fraktur in Punktionsbereich oder proximal davon
- Gefäßläsion proximal zur geplanten Punktionsstelle
- Kompartmentsyndrom
- Intraossäre Punktion an demselben Knochen innerhalb der letzten 48 Std.
- Osteosynthesematerial im Punktionsbereich
- Bei sternalem Zugang: Sternotomie
- Relative Kontraindikationen
- Knochenerkrankungen (Osteoporose)
- Verbrennungen
- Lokale Infektionserkrankungen
- Sepsis
- Intrakardiale Rechts-Links-Shunts (Gefahr einer paradoxen Fett- oder Luftembolie → Schlaganfall
)
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Lokalisation
1. Wahl | 2. Wahl | 3. Wahl | |
---|---|---|---|
Erwachsene |
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Kinder |
|
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Material
- Desinfektionsmittel
- Sterile Unterlage
- (1) Sterile Handschuhe in passender Größe
- (2) Steriles Lochtuch
- Lokalanästhesie
- (3) 10-ml-Spritze mit 5–10 ml Lokalanästhetikum
(z.B. 5–10 ml Lidocain 1 %) - (4) Aufziehkanüle
- (5) Dünne Kanüle (25 G–26 G) zur Infiltrationsanästhesie von Haut und Periost
- (3) 10-ml-Spritze mit 5–10 ml Lokalanästhetikum
- (6) Punktionssystem
- A) Halbautomatische Systeme → EZ-IO®
- B) Automatische Systeme → B.I.G.®-System
- C) Manuelle Systeme (in der Regel nur für Kinder < 6 Jahre)
→ Cook®-Intraossärnadel
- (7) Infusionsleitung inklusive Dreiwegehahn
- (8) 10-mL-Spritze mit 5–10 ml NaCl 0,9 %
- (9) Material, um Zugang zu sichern
- Druckspülsystem

TippBei akut lebensbedrohlichen Zuständen sind Hygiene und Infektionsschutzbelange der schnellen Schaffung eines Zugangs unterzuordnen (z.B. Verzicht auf Lochtuch)!
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Durchführung
- Hygienische Händedesinfektion
- Desinfektion des Punktionsbereichs
- Anziehen von sterilen Handschuhen
- Lochtuch so auflegen, dass die geplante Punktionsstelle mittig im Lochbereich positioniert ist
- Bei wachen Patient:innen: Infiltrationsanästhesie (s.o.)
- Punktion: Haut über Punktionsstelle mit der freien Hand straffen, Kanüle im 90° Winkel aufsetzen und durch Drehbewegungen bis zum Knochen vordringen → Dann Durchbohren oder Durchstechen der Kompakta des Knochens (ein Widerstandsverlust ist spürbar)
- Entfernen des Trokars bzw. Mandrins
- Lagekontrolle
- Fester-federnder Sitz der Kanüle im Knochen
- Aspiration von Knochenmark (kein obligates Kriterium, da nicht bei allen Patient:innen trotz korrekter Platzierung möglich, Gefahr der Verstopfung)
- Bolus-Injektion von 10 ml Infusionslösung/NaCl 0,9% ohne Paravasation, Schwellung oder erhöhtem Widerstand
- Bei Erwachsenen ggf. initial Lokalanästhetikum
applizieren (Off-Label Use)
- Bei Erwachsenen ggf. initial Lokalanästhetikum
- Fixierung des Zugangs
- Anschluss der Infusionsleitung (wenn möglich Druckinfusionssystem verwenden, um Zugang konstant durchzuspülen)
- Dokumentation
AchtungWegen der Infektionsgefahr sollte der intraossäre Zugang so kurz wie möglich verbleiben. Die Liegedauer sollte 24 Std. nicht überschreiten.
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Komplikationen
- Gesamtkomplikationsrate: ∼1,6 %, klinisch relevante Komplikationen (~0,8 %)
- Häufigste Komplikation ist die Extravasation (mit Gefahr eines Kompartmentsyndroms)
- Ursachen: i.d.R. fehlerhafte Anwendung, selten Materialversagen (wie Kanülenbruch)
- Knochenmark-, Fett- und Luftembolien
- Knochenfrakturen durch fehlerhaften Punktionsversuch (selten)
- Weitere Komplikationen: Osteomyelitis, Hautinfektionen und -nekrosen, sekundäre Dislokation
des intraossären Zugangs - Bei Kindern: Läsion der Epiphysenfuge
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Quellen
- S1-Leitlinie: Die intraossäre Infusion in der Notfallmedizin, Aktualisierte Handlungsempfehlungen des Wissenschaftlichen Arbeitskreises Notfallmedizin (WAKN) und des Wissenschaftlichen Arbeitskreises Kinderanästhesie (WAKKA) der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI)
- Gefäßzugänge bei der Erstversorgung von erwachsenen Notfallpatienten im Schockraum, Arbeitsgruppen „Trauma- und Schockraummanagement“ und „Gefäßzugänge bei der Erstversorgung von erwachsenen Notfallpatienten im Schockraum“ der Wissenschaftlichen Arbeitskreise Notfallmedizin sowie Zentrale Notaufnahme der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e. V. (DGAI)