Kinästhetik befasst sich mit dem Ablauf physiologischer menschlicher Bewegung, mit dem Ziel, die Ressourcen der Patient:innen zu nutzen und deren Körperbewusstsein zu fördern, beispielsweise durch die Ermutigung zur aktiven Mitarbeit bei Bewegungsabläufen oder das Einsetzen von unterstützenden Bewegungen durch die Pflegekraft. Dies soll dazu beitragen, die Selbstständigkeit der Patient:innen zu fördern und sie in ihrem Alltag zu unterstützen, z.B. durch die Anpassung alltäglicher Bewegungen wie das selbstständige Aufstehen aus dem Bett oder das eigenständige Greifen nach Gegenständen. Dazu bedient sich die Kinästhetik verschiedener Konzepte, wie der Interaktion oder der funktionalen Anatomie, etwa durch die bewusste Gestaltung von Bewegungsabläufen im Dialog zwischen Pflegekraft und Patient:innen oder die Analyse und Optimierung spezifischer Bewegungsfunktionen, um Schmerzen zu vermeiden und Effizienz zu steigern. Bei der Umsetzung sind einige Regeln zu beachten, wie z.B., dass die Kinästhetik Zeit braucht, da die Patient:innen Bewegungen oft mehrfach üben müssen, um Sicherheit zu gewinnen und neue Bewegungsmuster zu verinnerlichen.
Definition
Kinästhetik wird als ein Werkzeug oder Instrument gesehen und befasst sich mit dem Ablauf menschlicher Bewegung und menschlicher Aktivität, beispielsweise durch die Förderung ergonomischer Bewegungen bei Pflegehandlungen oder die Unterstützung von Patient:innen beim sicheren Aufstehen aus dem Bett. Im Vordergrund steht die Wahrnehmung der eigenen Bewegung und die der Patient:innen, da sie entscheidend dazu beiträgt, Bewegungsabläufe bewusster zu steuern und mögliche Überbelastungen oder Fehlhaltungen frühzeitig zu erkennen. Entwickelt wurde das Konzept in den 1970er-Jahren von dem Tänzer und Verhaltenskybernetiker Dr. Frank Hatch und der Psychologin Dr. Lenny Maietta in den USA, wobei die interdisziplinäre Zusammenarbeit eine zentrale Rolle spielte und neue Ansätze zur Verbindung von Bewegung, Verhalten und Psychologie ermöglichte. Im Mittelpunkt des Konzeptes steht die Aktivität und es fand Mitte der 1980er-Jahre Einzug in verschiedene Bereiche der Gesundheitsberufe, wie zum Beispiel in der Altenpflege, wo Kinästhetik die Mobilisation bettlägeriger Menschen erleichtert, oder in der Rehabilitation, um Patient:innen nach Operationen wieder zu mehr Bewegungskompetenz zu verhelfen. Innerhalb des Kinästhetik-Konzeptes arbeitet man nach sechs Unterkonzepten, die im weiteren Verlauf beschrieben werden.
Info
Vorteile des Kinästhetik-Konzeptes
Der Körper kann auf drei Ebenen wahrgenommen werden:
Körperlich: Trotz Einschränkungen können Patient:innen sich soweit möglich selbst bewegen
Seelisch: Förderung der Selbstkontrolle, des Körperbewusstseins und einer gewissen Unabhängigkeit der Patient:innen → sie können und dürfen etwas tun
Sozialverhalten: Patient:innen, die sich selbst bewegen können, können am sozialen Leben teilhaben
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Ziele
Der Körper ist in der Lage, sich durch viele kleine Anpassungen aus dem Zusammenspiel von Gleichgewicht und Kraft in der Schwerkraft zu organisieren, beispielsweise durch das Stabilisieren beim Gehen auf unebenem Untergrund oder das Halten einer aufrechten Haltung beim Stehen. Eine kontrollierte Bewegung erfordert das Zusammenspiel von Wahrnehmung (Sinne), Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) und Bewegungssystem (Knochen und Muskeln), wie beispielsweise beim gezielten Greifen eines Gegenstandes. Somit verfolgt die Kinästhetik folgende Ziele:
Die Ressourcen der Patient:innen erfassen und nutzen, um Bewegung gemeinsam anzubahnen, wie zum Beispiel das Anbahnen von Gehbewegungen bei Rehabilitationspatient: innen → Kontrolle bleibt bei den Patient:innen und die Erfahrung unterstützt die Selbstständigkeit
Das Körperbewusstsein fördern und Lernangebote im Alltag schaffen
Bewegungsabläufe so physiologisch wie möglich gestalten: körperliche Beeinträchtigungen auf Seiten der Patient:innen und des Pflegepersonals sollten vermieden werden
Unphysiologisches Heben und Tragen vermeiden
Die nonverbale Kommunikation fördern: indem Bewegungen, Gesten und körperliche Berührungen bewusst eingesetzt werden, um Patient:innen Sicherheit zu geben und klare Signale für Bewegungsanleitungen zu übermitteln
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Grundlegende Konzepte
Konzept Interaktion
Dieses Konzept ist die Grundlage für alle weiteren Konzepte, da es die Basis für die Wahrnehmung und Interaktion schafft, die essenziell für die Umsetzung der weiteren Konzepte sind. Im Fokus stehen die persönliche Wahrnehmung und die Wahrnehmung der eigenen Bewegung, über welche der Zugang zu Erfahrungen und zur Gestaltung von Interaktion möglich wird. Das Konzept wird unterteilt in:
Sinne: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten
Basis der Interaktionsfähigkeit
Ergänzend wird das kinästhetische Sinnessystem hinzugefügt → Wahrnehmung von Reizen aus dem Körperinneren, z.B. Schmerzwahrnehmung, Muskelspannung
Verarbeitung von Reizen aus der Umwelt als auch von Innen
Sinnessystem ermöglicht, Bewegung in ihrer Ganzheit wahrzunehmen
Merke
Nur wer sich selbst bewegt, kann Bewegung wahrnehmen. Wer Bewegung wahrnehmen kann, kann sich bewegen.
Bewegungselemente:
Jede Bewegung beinhaltet drei Elemente: Zeit, Raum und Anstrengung → Diese Elemente ermöglichen es, das Gewicht unseres Körpers in der Schwerkraft optimal zu organisieren, indem beispielsweise die zeitliche Abstimmung von Bewegungen, die räumliche Orientierung und die Anstrengungsverteilung gemeinsam genutzt werden, um Balance und Effizienz zu gewährleisten.
Bewegungselemente sind eng miteinander verbunden und beeinflussen sich gegenseitig
Interaktionsformen:
Drei Interaktionsformen: gleichzeitig-gemeinsame, schrittweise und einseitige Interaktion
Effektive Lernprozesse: Entwicklung der Interaktionen von der gleichzeitig-gemeinsamen bis zur selbstständigen einseitigen Bewegung
Info
Beispiele
Die gleichzeitig-gemeinsame Interaktion beschreibt das synchronisierte Bewegen zweier Personen, wie beim gemeinsamen Tragen eines Gegenstandes. Die schrittweise Interaktion umfasst das abwechselnde Agieren, etwa wenn eine Pflegekraft einem Patienten hilft, sich zuerst aufzusetzen und dann die Beine zu bewegen. Die einseitige Interaktion hingegen zeigt sich, wenn eine Person eine Bewegung eigenständig durchführt, während die andere nur beobachtet oder unterstützend bereitsteht
Rehabilitationsprozess: Zu Beginn unterstützt die Pflegekraft die Patientin durch gleichzeitig-gemeinsame Bewegungen, wie das gleichzeitige Hochziehen zum Sitzen. Danach folgt die schrittweise Interaktion, bei der die Patientin eigenständig bestimmte Bewegungsanteile übernimmt, wie das Drehen der Beine zur Bettkante. Schließlich erreicht die Patientin die einseitige Interaktion, bei der sie sich selbstständig ohne Hilfe hinsetzen kann.
Konzept funktionale Anatomie
Im Vordergrund stehen die erfahrbaren und wahrnehmbaren Aspekte der Anatomie des menschlichen Körpers und dieses Konzept besteht aus folgenden Untereinheiten:
Knochen: Sie dienen dem Körper als Gerüst und sind sehr robust und fest
Aufgaben: Stabilität, Gewicht tragen und Unterstützungsfläche entlang der Schwerkraft bieten → tragen beim Stehen und Gehen das Körpergewicht und bieten eine stabile Basis für Bewegungen
Bei Bewegung sollte das Gewicht hauptsächlich über die Knochen und nicht über die Muskeln getragen und an die Unterstützungsfläche abgegeben werden
Muskeln: eher weich und instabil
Die Kraft der Muskeln (Anspannung und Entspannung) hält die Knochen in Position, z.B. beim Heben eines Gegenstands, wo die Muskeln die Bewegung steuern und gleichzeitig die Knochen stabilisieren, um das Gewicht zu tragen.
Massen: knöcherne und stabile Strukturen
7 Massen: Kopf, Brustkorb, Becken, Arme und Beine
Zwischenräume: Hals, Taille, Achselhöhlen und Leisten (6 Zwischenräume)
Stellen Verbindung zwischen den Massen her
Ermöglichen Bewegung und Interaktion
Info
Massen fassen, Zwischenräume spielen lassen: z. B. indem Pflegekräfte beim Umlagern einer Patientin die Masse des Beckens stützen, ohne Druck auf die Taille oder andere Zwischenräume auszuüben, um die Bewegungsfreiheit zu erhalten.
Bei der Mobilisation sollten Pflegekräfte darauf achten, die „Massen“ zu unterstützen, denn greift man in die Zwischenräume, blockiert man diese und verhindert so sämtliche (Eigen-)Bewegungen
Haltungsbewegungsebenen: stabilere Ebenen, z.B. das Knie → Strukturen der Massen sind durch die Gelenke unterteilt und nur schwer einzeln erfahrbar, da die Bewegung mehrerer Gelenke oft miteinander verbunden ist und isolierte Bewegungen in stabilen Bereichen wie dem Knie selten auftreten
Transportbewegungsebenen: werden von den Zwischenräumen gebildet
Orientierung: Fähigkeit, sich zeitlich, räumlich und körperlich zu orientieren
Körperliche Orientierungsfähigkeit: basiert auf Bewegung und ist Grundvoraussetzung, um sich im Raum und in der Umwelt zu orientieren
Einschränkungen können das Wohlbefinden und die Wahrnehmung stark beeinflussen
Konzept menschliche Bewegung
Bei diesem Konzept stehen Haltungs- und Transportbewegungen ebenso wie spiralige und parallele Bewegungen im Vordergrund. Jeder Mensch entwickelt individuelle Bewegungsmuster, welche unbewusst ablaufen, wie beispielsweise die automatische Anpassung des Gangbildes an unebenes Gelände oder das Ausbalancieren des Körpers beim Treppensteigen.
Haltungsbewegungen: geben unserem Körper Stabilität und halten über Bewegungen die Beziehung der Massen zueinander aufrecht, z.B. beim aufrechten Sitzen, das die Balance des Rumpfes unterstützt, oder beim Stehen, das das Körpergewicht gleichmäßig auf die Beine verteilt
Transportbewegungen: zusammen mit den Zwischenräumen ist die Bewegung einzelner Massen in verschiedene Richtungen möglich, z.B. das Bewegen eines Arms, um nach einem Gegenstand zu greifen
Veränderungen der Position bewirken Bewegung
Aufbau einer Beziehung zur Umwelt
Parallele Bewegung: rechte und linke Körperhälfte bewegen sich synchron → es besteht eine Bewegungsachse, z.B. beim Gehen, wo beide Körperhälften in einem harmonischen Rhythmus arbeiten, um Stabilität und Vorwärtsbewegung zu gewährleisten
Fallen uns im Alltag deutlich schwerer → Kontrolle der Massen und des eigenen Körpergewichts ist schwieriger
Spiralige Bewegung: Drehbewegungen → es bestehen zwei Bewegungsachsen, z.B. das Drehen des Oberkörpers, um sich umzusehen oder etwas hinter sich zu greifen
Konzept Anstrengung
Bewegungen benötigen Kraft im Sinne von Anstrengung, welche positiv oder negativ sein kann. Positive Anstrengung umfasst Kraftaufwand, der zur Unterstützung einer effektiven Bewegung beiträgt, wie das Heben eines Gegenstandes. Negative Anstrengung hingegen bezeichnet unnötigen Kraftaufwand, der durch unökonomische oder falsche Bewegungsabläufe entsteht. Bewegung ist dynamisch und besteht aus einer Kombination aus:
Drücken: z.B. Abstützen auf der Matratze oder das Drücken eines Türgriffs, um eine Tür zu öffnen
Ziehen: z.B. einen Gegenstand hochheben oder das Ziehen einer Schublade, um sie zu öffnen
Drücken und Ziehen beziehen sich immer auf die Eigenaktivität der Patient:innen und grenzen diese von Zug- und Druckkräften ab, z.B. von Pflegekräften. Man benötigt weniger Anstrengung für eine Bewegung, wenn Drücken und Ziehen gut aufeinander abgestimmt sind.
Konzept menschliche Funktion
Bei diesem Konzept steht die Frage nach dem Zweck menschlicher Bewegung im Vordergrund, beispielsweise wie Bewegungen wie Gehen, Greifen oder Aufstehen dazu beitragen, alltägliche Aktivitäten und Ziele zu erreichen. Die vorangegangenen Konzepte bilden den Grundstein. Mehrere Bewegungen werden stets gleichzeitig ausgeführt und nach diesem Konzept werden sie unterteilt in:
Einfache Funktionen: Grundlage für die komplexen Funktionen
Beinhaltet Positionen, wie Sitzen, Stehen und Liegen, sowie Grundpositionen
Position: kontinuierliche Bewegung und Veränderungen der Massen zueinander sowie die Organisation der Gewichtsabgabe in der Schwerkraft
Komplexe Funktionen: Hierunter werden alle Funktionen verstanden, die auf Basis der einfachen Funktionen ausgeführt werden
Unterscheidung: Bewegungen, die nicht mit einem Wechsel des Ortes einhergehen (z.B. Atmen, Schreiben, oder das Bewegen der Augen) und Bewegungen, die auf Fortbewegung basieren (z.B. Laufen, Schwimmen oder Radfahren)
Sichere Grundpositionen sind die beste Voraussetzung dafür, in die gewünschte Lage zu kommen und der Körper organisiert sich für jede Bewegung in einer bestimmten Reihenfolge. Zum Beispiel hilft eine stabile Sitzposition dabei, die Hände frei zu haben, um Gegenstände zu greifen oder sich sicher aufzurichten. Es gibt 7 Grundpositionen, die Ausgangspunkt jeder menschlichen (Fort-)Bewegung sind, da sie die Grundlage für alle Bewegungsabläufe bilden und durch die unterschiedliche Gewichtsverlagerung die Effizienz und Stabilität bei Bewegungen ermöglichen.
Rückenlage
Bauchlage mit Ellbogenstütz
Schneidersitz
Hand-Knie-Stand
Einbein-Knie-Stand
Einbeinstand
Zweibeinstand
Konzept Umgebung
Der Raum und die Umgebung können Bewegung behindern oder sie fördern, genauso wie Hilfsmittel helfen oder bremsen können. Beispielsweise kann ein Bett mit entferntem Gitter und Bodenkontakt Bewegung fördern, indem Patient:innen leichter aufstehen können, während ein zu weiches Kissen Bewegung behindert, da es den notwendigen Widerstand für Eigenaktivität fehlt. Deswegen ist es von großer Bedeutung, dass Pflegekräfte sich genau die Umgebung ihrer Patient:innen anschauen. Für Patient:innen lauern an verschiedenen Stellen Tücken:
Bett: Bettgitter sollten für die Mobilisation, wenn möglich, entfernt werden. Denn häufig sind sie so angebracht, dass sie den Patient:innen in die Oberschenkel schneiden, wenn sie auf der Bettkante sitzen. Patient:innen sollten Bodenkontakt haben, wenn sie sitzen, denn über die Füße können sie sich ausbalancieren und stabilisieren, z.B. beim Aufstehen von der Bettkante, da die Füße Stabilität bieten und das Gleichgewicht unterstützen.
Matratze: Eine Matratze sollte nicht zu weich sein, denn sie beeinträchtigen die Wahrnehmung und Bewegungen sind schwieriger. Deshalb sollte eine Matratze härter sein, damit sie zu Bewegung animiert. Zur Dekubitusprophylaxe werden superweiche (Anti-Dekubitus-)Matratzen verwendet und Pflegekräfte sollten regelmäßig prüfen, ob diese noch benötigt werden, da solche Matratzen die Bewegungsfähigkeit einschränken können, indem sie den Patient:innen weniger Stabilität und Widerstand bieten, was das Eigeninitiieren von Bewegungen erschwert.
Hilfsmittel zur Positionierung: Pflegekräfte sollten nur so viele Hilfsmittel wie nötig zur Positionierung benutzen. Auch hier ist zu beachten, dass sehr weiche Kissen die Mobilität und Bewegungsfähigkeit von Patient:innen einschränken, da sie darin einsinken. Außerdem bieten sie nicht genügend Widerstand, damit sich Patient:innen abstoßen können, um Bewegungen auszuführen. Meist sind eingerollte Handtücher besser geeignet, da sie hart sind und Widerstand bieten, um sich abzustoßen und darüber Bewegung zu initiieren. Zum Beispiel können Patient:innen ein eingerolltes Handtuch nutzen, um sich in eine aufrechte Sitzposition zu drücken oder um sich beim Drehen im Bett besser abzustützen.
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Kinästhetik in der Praxis
In der Praxis besteht die Kinästhetik vor allem aus dem Erforschen der eigenen und fremden Bewegung. Zwei Personen bewegen sich gemeinsam durch Führen und Folgen, d.h. eine der beiden Personen gibt die nötigen Impulse für die Bewegung, wie beispielsweise durch ein sanftes Drücken oder Ziehen an der Schulter, um den Bewegungsfluss beim Aufrichten aus dem Bett zu erleichtern. Diese Impulse werden von der zweiten Person aufgenommen und unterstützt.
Falls die Bewegung nicht beim ersten Mal klappt, geht die Pflegekraft auf Ursachensuche. Dabei ist Kreativität erlaubt und die Pflegekraft kann die gewünschten Bewegungen auch selbst ausführen, beispielsweise indem sie sich auf die Bettkante setzt und die Bewegung des Aufstehens nachahmt, um die beste Unterstützungstechnik für die Patient:innen herauszufinden. Es sollten einige Regeln beachtet werden:
Bereich
Fragestellungen
Ressourcen einschätzen und Anatomie-Wissen
Was können die Patient:innen?
Welche Bewegungen belasten welches Gelenk und welchen Körperteil?
Wo sind die Massen in einer bestimmten Position?
Welche Bewegungen sind in einem Gelenk, in einem Zwischenraum möglich?
Wo sind die Massen in einer Position, welche Körperteile sind beweglich?
Kommunikation
Was machen wir?
Welche Zwischenschritte gibt es?
Welche Hilfsmittel werden benötigt?
Zeit lassen
Wie viel Zeit benötigen Patient:innen, um angenehm und entspannt auf Ansagen reagieren zu können?
Zum Beispiel können Patient:innen beim Aufstehen aus dem Bett mehrere Sekunden benötigen, um ihr Gleichgewicht zu finden und die Bewegungsrichtung anzupassen, bevor sie weitermachen
Unterstützen, nicht übernehmen
Bevormundet die Pflegekraft die Patient:innen?
Können die Patient:innen das alleine?
Eindeutige Sprache und klare Anweisungen
Sind die Anweisungen der Pflegekraft missverständlich?
Zum Beispiel könnten klare Anweisungen wie "Bitte setzen Sie Ihre Füße auf den Boden und drücken Sie sich langsam nach oben" helfen, um Missverständnisse zu vermeiden und die Bewegung gezielt zu unterstützen.
Wie muss formuliert werden, um die Position der Patient:innen zu beachten?
Wirken die Patient:innen überfordert mit den Anweisungen?
Sind Schritt-für-Schritt-Anweisungen nötig?
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Kinästhetik Infant Handling
Auch Kinder machen früh Erfahrungen mit Bewegung: Im Uterus stoßen sie sich an der Wand ab, sobald die Mutter sich bewegt, und verändern ihre Lage damit aktiv. Diese frühzeitigen Bewegungen fördern die Entwicklung der Muskeln und der Koordination, was die Grundlage für spätere motorische Fähigkeiten wie Greifen, Krabbeln oder Laufen legt. Allerdings wird die Bewegung des Kindes durch die Schwerkraft gehemmt, sobald es auf der Welt ist. Zum Beispiel fällt es dem Kind schwer, den Kopf zu heben oder sich selbstständig umzudrehen, da die Muskeln noch nicht ausreichend entwickelt sind, um gegen die Schwerkraft zu arbeiten. Das Kind hat einen großen Kopf und gleichzeitig kurze Arme und Beine, die es schwierig machen, selbstständig die Position zu verändern. Die Kinästhetik kann auch hier helfen, die Bewegungen des Kindes zu unterstützen, indem beispielsweise die Eltern lernen, das Kind sanft zu halten und spiralige Bewegungen zu fördern, wie das leichte Drehen des Rumpfes, um das Umdrehen aus der Rückenlage zu erleichtern.
Merke
Spiralige Bewegungen
Bei Kindern sollten spiralige Bewegungen bevorzugt werden, da diese dem natürlichen Bewegungsmuster entsprechen und vom Kind besser nachvollzogen werden können. Im Gegensatz dazu können ruckartige oder unkontrollierte Bewegungen das Kind erschrecken und es daran hindern, die Bewegung zu verstehen oder nachzuahmen.
Beispiel: Wenn man das Kind ablegen möchte, dann sollte es zuerst mit den Füßen die Unterlage erspüren und erst dann über die Seitenlage in die Rückenlage gebracht werden.
Reihenfolge beim Ablegen: Füße – Gesäß – Schulter
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Quellen
Al-Abtah et al.: I care Pflege. Georg Thieme Verlag 2020, ISBN: 978-3-132-41828-8