Perioperative Risikoabschätzung
Anhand der durchgeführten Anamnese und körperlichen Untersuchung kann das Anästhesierisiko abgeschätzt werden. Neben den chirurgischen Komplikationen (Blutverlust etc.) betreffen die Komplikationen der Anästhesie vorwiegend das Herz-Kreislauf- und das Lungensystem. Die ASA-Klassifikation ist eine Bewertungsskala der American Society of Anesthesiologists, die zur Einschätzung des allgemeinen Gesundheitszustands und des Anästhesierisikos von Patient:innen vor einem chirurgischen Eingriff dient.
ASA-Klassifikation
ASA 1 | Gesund |
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ASA 2 | Patient:in mit leichter Allgemeinerkrankung (z.B. gut eingestellter Hypertonus |
ASA 3 | Patient:in mit schwerer Allgemeinerkrankung (z.B. schlecht eingestellter Hypertonus |
ASA 4 | Patient:in mit schwerer Allgemeinerkrankung unter ständiger Lebensbedrohung |
ASA 5 | Moribunde (todkranke) Patient:in, hohe Sterbewahrscheinlichkeit ohne Operation |
ASA 6 | Hirntod |
Beurteilung des kardialen Risikos
Das kardiale Risiko wird insbesondere von vier Faktoren bestimmt:
- Kardiovaskuläre Belastbarkeit (MET
) - Vorliegen einer akut symptomatischen kardialen Erkrankung
- Vorliegen kardialer Risikofaktoren
- Kardiales Risiko der Operation
Kardiale Risikofaktoren nach dem Revised Cardiac Risk Index:
- Herzinsuffizienz
- KHK
(Angina pectoris und/oder Z.n. Myokardinfarkt) - Apoplex
oder TIA - Insulinpflichtiger Diabetes mellitus
- Nierenschädigung (Kreatinin
>2 mg/dl)
AchtungJe mehr kardiale Risikofaktoren vorhanden sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für schwere kardiale Komplikationen!
Kardiales Risiko der Operation
Hohes kardiales Risiko | Mittleres kardiales Risiko | Niedriges kardiales Risiko |
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Beurteilung des pulmonalen Risikos
Risikofaktoren für eine postoperative pulmonale Insuffizienz sind (Auswahl):
- Präoperative SpO2 ≤90 %
- Respiratorische Symptome
- Herzinsuffizienz
NYHA ≥ 2 - Chronische Lebererkrankung
- Notfalleingriff
- Intrathorakale Operation
- OP-Dauer >3 Std.
TippTipp: Um das Risiko pulmonaler Komplikationen zu verringern, kann bereits vor der Operation durch Optimierung der Ausgangsbedingungen gegengesteuert werden.
- Pulmonale Dauermedikation perioperativ fortführen
- Ggf. Optimierung der Medikation von bestehenden Lungenerkrankungen (pulmonologisches Konsil)
- Verzicht auf atemdepressive Prämedikation
(Benzodiazepine) - Präoperatives Atemtraining
- Regionalanästhesie bevorzugen