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Präoperatives Management

9 Minuten Lesezeit

Perioperative Risikoabschätzung

Anhand der durchgeführten Anamnese und körperlichen Untersuchung kann das Anästhesierisiko abgeschätzt werden. Neben den chirurgischen Komplikationen (Blutverlust etc.) betreffen die Komplikationen der Anästhesie vorwiegend das Herz-Kreislauf- und das Lungensystem. Die ASA-Klassifikation ist eine Bewertungsskala der American Society of Anesthesiologists, die zur Einschätzung des allgemeinen Gesundheitszustands und des Anästhesierisikos von Patient:innen vor einem chirurgischen Eingriff dient.

ASA-Klassifikation

ASA 1Gesund
ASA 2Patient:in mit leichter Allgemeinerkrankung (z.B. gut eingestellter Hypertonus oder Diabetes mellitus)
ASA 3Patient:in mit schwerer Allgemeinerkrankung (z.B. schlecht eingestellter Hypertonus oder Diabetes mellitus)
ASA 4Patient:in mit schwerer Allgemeinerkrankung unter ständiger Lebensbedrohung
ASA 5Moribunde (todkranke) Patient:in, hohe Sterbewahrscheinlichkeit ohne Operation
ASA 6Hirntod

Beurteilung des kardialen Risikos

Das kardiale Risiko wird insbesondere von vier Faktoren bestimmt:

  1. Kardiovaskuläre Belastbarkeit (MET)
  2. Vorliegen einer akut symptomatischen kardialen Erkrankung
  3. Vorliegen kardialer Risikofaktoren
  4. Kardiales Risiko der Operation

Kardiale Risikofaktoren nach dem Revised Cardiac Risk Index:

  • Herzinsuffizienz
  • KHK (Angina pectoris und/oder Z.n. Myokardinfarkt)
  • Apoplex oder TIA
  • Insulinpflichtiger Diabetes mellitus
  • Nierenschädigung (Kreatinin >2 mg/dl)
 Achtung

Je mehr kardiale Risikofaktoren vorhanden sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für schwere kardiale Komplikationen!

Kardiales Risiko der Operation

Hohes kardiales RisikoMittleres kardiales RisikoNiedriges kardiales Risiko
  • Eingriffe an der Aorta/großer arterieller Gefäße
  • Amputationen der unteren Extremität
  • Pneumonektomie
  • Totale Zystektomie
  • Nierentransplantation
  • Operationen im Kopf-Hals-Bereich
  • Intraperitoneale Operationen
  • Große Operationen der Unfallchirurgie, Urologie, Gynäkologie und Neurochirurgie
  • Schilddrüsen-Operationen
  • Augen-Chirurgie
  • Zahn-Eingriffe
  • Mamma-Chirurgie
    • Kleine Operationen der Unfallchirurgie, Urologie und Gynäkologie

Beurteilung des pulmonalen Risikos

Risikofaktoren für eine postoperative pulmonale Insuffizienz sind (Auswahl):

  1. Präoperative SpO2 ≤90 %
  2. Respiratorische Symptome
  3. Herzinsuffizienz NYHA ≥ 2
  4. Chronische Lebererkrankung
  5. Notfalleingriff
  6. Intrathorakale Operation
  7. OP-Dauer >3 Std.
 Tipp

Tipp: Um das Risiko pulmonaler Komplikationen zu verringern, kann bereits vor der Operation durch Optimierung der Ausgangsbedingungen gegengesteuert werden.

  • Pulmonale Dauermedikation perioperativ fortführen
  • Ggf. Optimierung der Medikation von bestehenden Lungenerkrankungen (pulmonologisches Konsil)
  • Verzicht auf atemdepressive Prämedikation 
    (Benzodiazepine)
  • Präoperatives Atemtraining
  • Regionalanästhesie bevorzugen
Zuletzt aktualisiert am 10.02.2025
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