Zusammenfassung
Sonderfahrten im Rettungsdienst umfassen spezielle Sekundärtransporte, die über den regulären Krankentransport hinausgehen. Sie reichen von zeitkritischen Notfallverlegungen über Intensiv- und Flugtransporte bis hin zu Fernfahrten, Infektfahrten und dem Einsatz spezieller Transportmittel wie dem Notfall-KTW (N-KTW).
Grundlage ist stets eine klare Indikationsstellung, eine abgestimmte Kommunikation zwischen abgebender, transportierender und aufnehmender Klinik sowie eine rechtssichere Dokumentation, insbesondere durch den Transportschein.
Die Wahl des geeigneten Transportmittels orientiert sich an Dringlichkeit, Patient:innenzustand, Distanz, Ressourcen und Umweltbedingungen.
Besondere Patient:innengruppen wie Kinder, geriatrische oder adipöse Patient:innen sowie palliative oder psychiatrische Fälle erfordern zusätzliche, risikoadaptierte Maßnahmen.
Fehlfahrten sollen durch standardisierte Abfragen, klare Kriterien und strukturierte Dispositionswege vermieden werden. Ergänzend entlasten Sondereinsatzmittel wie Gemeindenotfallsanitäter:innen oder Rettungseinsatzfahrzeuge den Regelrettungsdienst.
Ziel aller Sonderfahrten ist ein sicherer, effizienter und patientenzentrierter Transport mit klar definierten Abläufen und Verantwortlichkeiten.
Grundlagen Sekundärtransporte
DefinitionGrundlagen und Begriffe
- Primärtransport:
Transport von Notfallpatient:innen ohne gesicherte Diagnose oder Vorinformationen, mit dem Ziel der Erstversorgung und Diagnostik. Meist akute Notfallsituation mit hohem Zeitdruck und vollständiger Notfallausrüstung- Sekundärtransport:
Transport von bereits in einer Klinik versorgten und stabilisierten Patient:innen in eine andere Einrichtung, häufig zur spezialisierten Weiterbehandlung. Es liegen in der Regel Befunde und Vorinformationen vor, die Versorgung erfolgt unter Überwachung und Aufrechterhaltung der Vitalfunktionen. Unter den Sekundärtransport fallen verschiedene spezifische Formen wie die Notfallverlegung, der Intensivtransport oder auch der Flugtransfer, die je nach Dringlichkeit und Transportmittel unterschieden werden
- Notfallverlegung: Bei einer Notfallverlegung handelt es sich um eine zeitkritische Verlegung in eine geeignete Klinik. Der Fokus liegt auf Zeitgewinn und dem Zuführen zur richtigen Versorgung → Bsp.: bei einem Schlaganfall
→ zu einer Thrombektomie- Intensivtransport: Verlegung von kritisch kranken Patient:innen mit intensivmedizinischem Monitoring und Therapie. Die bodengebundene Verlegung findet mit einem Intensivtransportwagen statt, luftgebunden mit einem Intensivtransporthubschrauber (ITH)
- Flugtransfer: Luftgebundener Transport von Patient:innen per RTH (Rettungshubschrauber), ITH oder Flugzeug
→ Die Wahl hängt von Distanz, Wetter und Infrastruktur ab
MerkeEin sicherer Sekundärtransport beginnt lange vor der ersten Fahrt: mit gemeinsamen Begriffen, klaren Rollen, einer soliden Rechtsgrundlage und einer klaren Kommunikation. Dieses Kapitel liefert dir das Fundament, damit du im Einsatz zügig priorisieren, richtig disponieren und Patient:innen strukturiert vorbereiten und übergeben kannst.
Die Rollen und Verantwortlichkeiten bei diesen Transportarten sind genauso breit gefächert wie ihre Aufgaben- und Anwendungsbereiche. Dennoch gibt es grundlegende Rollen, die sich nicht unterscheiden:
- Leitstelle
: - Disponierung
- Auswahl des geeigneten und verfügbaren Transportmittels
- Koordination/ Disposition dieser Transportmittel
- Ggf. Voranmeldung im Zielkrankenhaus
- Abgebende Klinik:
- Arzt-zu-Arzt-Kontakt mit aufnehmender Klinik
- Transportplanung mit Leitstelle
- Transportfähigkeit herstellen
- Unterlagen und ggf. Medikamente bereitstellen
- Übergabe
an Transportmittel
- Aufnehmende Klinik:
- Kapazitäten und Kompetenzen zusichern
- Team vorbereiten
- Übernahme von Transportmittel
- Transportmittel:
- Transport von Patient:innen von A nach B, bestmöglich Übergabe
im gleichen oder besseren Zustand als bei Übernahme der Patient:innen
- Transport von Patient:innen von A nach B, bestmöglich Übergabe
Rechtlicher und organisatorischer Rahmen
Rechtlicher Rahmen:
Für Sekundärtransporte gelten die gleichen Regeln wie im Rettungsdienst, die jeweiligen Landesrettungsdienstgesetze regeln die Vorhaltung, die Beauftragung und die personelle Besetzung.
Indikation, Priorisierung, Disposition:
- Dringlichkeitsstufen:
- Sofort: jede Minute zählt, sofortiger Transport, z.B. in ein Haus der Maximalversorgung zur weiteren Therapie
- Zeitkritisch: rascher Transport, jedoch mit kurzer Vorbereitungsphase
- Terminiert: planbare Verlegung (z.B. Bettenkapazitäten, Heimatnahe Verlegung)
- Entscheidungsfaktoren für die Auswahl des Transportmittels:
- Patient:innenzustand: Beatmung/ Spontanatmung, Bewusstseinszustand, Kreislaufsituation, laufende Therapie (besonders während der Fahrt)
- Zeit und Distanz: Verkehr, Tageszeit, Umwege, luft- oder bodengebunden
- Ressourcen: Krankentransportwagen (KTW), Rettungswagen (RTW), Notarzteinsatzfahrzeug (NEF), Verlegungsarzteinsatzfahrzeug (VEF), Intensivtransportwagen (ITW), Intensivtransporthubschrauber (ITH) / Rettungshubschrauber (RTH), Ambulanzflugzeug
- Umwelt: Wetter, Landeplatz
Entscheidungsablauf für die Auswahl der Transportmittel:
MerkeOrganisatorischer Ablauf bis zum Patient:innenkontakt
Besondere Patient:innengruppen
Bestimmte Patient:innengruppen stellen im Sekundär- und Sondertransport erhöhte Anforderungen an die Indikationsstellung, Vorbereitung und Durchführung. Ein risikoadaptiertes Vorgehen, klare Rollen und die konsequente Umsetzung von Checklisten (Airway, Monitoring, Lagerung, Medikamente, Dokumente) sind entscheidend.
Nachfolgend finden sich die praxisrelevante Gruppen mit fokussierten Hinweisen:
- Pädiatrie (Neonate/ Kleinkind/ Kind):
- Gewichtsbasiertes Dosis- und Gerätemanagement, kindgerechte Materialien
- Adäquate Sicherung nur durch Zusatzmaterial möglich (nicht alleine auf den Tragen für Erwachsene)
- Temperaturmanagement (z.B. Wärmematte)
- Kindgerechte Kommunikation sowie mit den Eltern
- Geriatrie:
- Multimorbidität und Polypharmazie beachten
- Weiche Lagerung, bei längeren Transporten Druckstellenprophylaxe
- Vorsorgedokumentation mitführen (z.B. Patient:innenverfügung und Vollmachten)
- Adipositas
: - Trag- und Befestigungsgrenzen prüfen, ggf. spezielle Tragen oder Hilfsmittel, zusätzliche Kräfte durch höheres Körpergewicht
- Lagerung optimieren
- Medikamentendosierung und Airway-Management
anpassen
- Schwangerschaft:
- Linksseitenlagerung
- Psychatrische Problematik:
- Sicherer Transportrahmen (z.B. indikations- und verhältnismäßige Fixierung)
- Deeskalation
- Reizarme Umgebung (ggf. Licht dimmen)
- Palliatives Setting:
- Vor Abfahrt Ziele klar definieren (Symptomlinderung vs. kuratives Ziel)
- Patient:innenwillen beachten
- Angehörigenkommunikation und würdevoller Transport
Notfallverlegung
Bei Notfallverlegungen handelt es sich um dringliche Sekundärtransporte, bei denen eine Patientin oder ein Patient zur zeitkritischen Diagnostik oder Therapie in eine besser geeignete Einrichtung verlegt wird. Sie erfordern eine rasche, strukturierte Entscheidungsfindung, klare Verantwortlichkeiten und ein konsequentes Risikomanagement.
In der Regel erfolgt der Transport mit einem Rettungswagen (RTW). Ein Notarztfahrzeug (NEF) wird hinzugezogen, wenn während des Transports erweiterte Maßnahmen, ärztliche Präsenz oder zeitkritische Entscheidungsfähigkeit erforderlich sind.

NEF RTW DA.jpg von ProfCovfefe, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Indikation:
- Zeitkritischer Versorgungsbedarf, der am abgebenden Haus nicht erbracht werden kann
- Vitalparameter instabil bzw. hohes Risiko für Verschlechterung
Dispositionsweg:
- Ärztliche Indikationsstellung im abgebenden Haus
- Rücksprache mit Zielklinik zur Aufnahmesicherung (Bett/ OP/ Labor/ Interventionsteam)
- Es sollte auch nachgefragt werden, wo genau die Vorstellung erfolgen soll (Notaufnahme/ Intensivstation/ Schockraum
)
- Es sollte auch nachgefragt werden, wo genau die Vorstellung erfolgen soll (Notaufnahme/ Intensivstation/ Schockraum
- Vorab-Therapieabstimmung
- Leitstellenalarmierung mit eindeutiger Priorisierung → Transportmittelwahl RTW ± NEF anhand klinischer Lage
Transportvorbereitung:
- Übergabe
durch abgebende Klinik → z.B. Ärzt:innen Gespräch oder Übergabe an Notfallsanitäter:in - Stabilisierung der Vitalwerte vor Fahrtantritt
- Überblick über Gerätschaften und laufende Therapien verschaffen
- Kontrolliert und sicher verkabeln und anschließen der eigenen Geräte
- Die richtige Kommunikation mit dem Personal der übergebenden Klinik ist hier von hoher Wichtigkeit, damit z.B. ein Monitoring kontinuierlich erfolgt
- Kontrolle aller Dokumente (Befunde, Bilder in elektronischer oder ausgedruckter Form, Transportschein und Versichertenkarte)
- Sicheres Umlagern, auf Schläuche und Kabel achten → Lagerung entsprechend anpassen
AchtungRuhe bewahren
Die Transportvorbereitung sollte stressfrei und in Ruhe erfolgen, damit keine Informationen verloren gehen und lebenswichtige Therapien korrekt übernommen werden.
Die Übergabe
erfolgt bestenfalls ohne störende Faktoren und in der Anwesenheit aller am Einsatz beteiligten Personen.
Durchführung und Überwachung während der Fahrt:
- Kontinuierliches Monitoring → Parameterverschlechterung → frühzeitige Eskalation (Notarzt nachfordern oder nähere geeignete Klinik anfahren)
- Medikamentöse Therapie weiterführen und ggf. anpassen
- Bei beatmeten Patient:innen → Beatmung fortführen
- Dokumentation
Risiken und Komplikationsmanagement:
- Komplikationen mit der Beatmung → Absaugbereitschaft, dauerhafte Kapnometrie und alternative Möglichkeiten zur Atemwegssicherung
bereithalten - Kreislaufinstabilität → medikamentöse Interventionen bereithalten
- Geräteausfall → Alternativen überlegen → bspw. Blutdruck händisch messen, Beatmung mit Beatmungsbeutel → nicht alle Geräte können ersetzt werden → daher nächste geeignete Klinik anfahren und von dort wird der Transport mit einem anderen Rettungsmittel fortgeführt
MerkeÜbergabe
an aufnehmende Klinik Bei der Übergabe
in der Zielklinik ist ein ähnliches Vorgehen wie bei der „Transportvorbereitung“ erforderlich. Auch hier ist eine Übergabe in ruhiger Atmosphäre und in Anwesenheit der zukünftig behandelnden Personen wichtig.
Intensivtransport
Beim Intensivtransport handelt es sich um einen Sekundärtransport kritisch kranker Patient:innen, bei dem eine intensivmedizinische Therapie während der Fahrt fortgeführt oder eskaliert werden muss. Typisch sind invasive Beatmung, Katecholamin
Die Besatzung besteht in der Regel aus einem Notarzt bzw. einer Notärztin mit Intensiverfahrung, einem Notfallsanitäter bzw. einer Notfallsanitäterin und je nach System einer zusätzlichen Intensivpflegekraft.

Intensivtransport Darmstadt.jpg von Peter Stehlik PS-2507, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Therapie:
- Planbare und unter Intensivtherapie durchgeführte Fahrten in Krankenhäuser zur weiteren Therapie
- Spezielle Therapien
Dispositionsweg:
- Ärztliche Indikationsstellung im abgebenden Haus
- Rücksprache mit Zielklinik zur Aufnahmesicherung (Bett/ OP/ Labor/ Interventionsteam)
- Vorab-Therapieabstimmung
- Leitstellenalarmierung mit eindeutiger Priorisierung → Transportmittelwahl Intensivtransportwagen (ITW) oder (Intensivtransporthubschrauber (ITH)) anhand klinischer Lage
Transportvorbereitung:
- Übergabe
durch abgebende Klinik → z.B. Ärzt:innen Gespräch oder Übergabe an Notfallsanitäter:in - Stabilisierung der Vitalwerte vor Fahrtantritt
- Überblick über Gerätschaften und laufende Therapien verschaffen
- Kontrolliertes und sicheres verkabeln und anschließen der eigenen Geräte
- Kontrolle aller Dokumente (Befunde, Bilder in elektronischer oder ausgedruckter Form, Transportschein und Versichertenkarte)
- Sicheres Umlagern, auf Schläuche und Kabel achten → Lagerung entsprechend anpassen
AchtungRuhe bewahren
Die Transportvorbereitung sollte stressfrei und in Ruhe erfolgen, damit keine Informationen verloren gehen und lebenswichtige Therapien korrekt übernommen werden.
Die Übergabe
erfolgt bestenfalls ohne störende Faktoren und in der Anwesenheit aller am Einsatz beteiligten Personen.
Durchführung und Überwachung während der Fahrt:
- Kontinuierliches Monitoring → Parameterverschlechterung → frühzeitige Eskalation (Notarzt nachfordern oder nähere geeignete Klinik anfahren)
- Medikamentöse Therapie weiterführen und ggf. anpassen
- Bei beatmeten Patient:innen → Beatmung fortführen
- Kontinuierliche Therapie
- Dokumentation
Risiken und Komplikationsmanagement:
- Komplikationen mit der Beatmung → Absaugbereitschaft, dauerhafte Kapnometrie und alternative Möglichkeiten zur Atemwegssicherung
bereithalten - Kreislaufinstabilität → medikamentöse Interventionen bereithalten
- Geräteausfall → Alternativen überlegen → bspw. Blutdruck händisch messen, Beatmung mit Beatmungsbeutel → nicht alle Geräte können ersetzt werden → daher nächste geeignete Klinik anfahren und von dort wird der Transport mit einem anderen Rettungsmittel fortgeführt
MerkeÜbergabe
übernehmende Klinik Bei der Übergabe
in der Zielklinik ist ein ähnliches Vorgehen wie bei der „Transportvorbereitung“ erforderlich. Auch hier ist eine Übergabe in ruhiger Atmosphäre und in Anwesenheit der zukünftig behandelnden Personen wichtig.
Intensivtransportwagen vs. Intensivtransporthubschrauber:
| Intensivtransportwagen (ITW) | Intensivtransporthubschrauber (ITH) | |
| Einsatzspektrum | Kurze bis mittlere Distanzen, während er Vorhaltezeiten verfügbar, wetterunabhängig | Größere Distanzen oder zeitsensibler Transfer |
| Team und Ausstattung | Intensivmedizinisch ausgerüstetes Fahrzeug, Besatzung mit Intensiv-Expertise (Ärzt:in, NotSan/ Intensivpflege) | Intensivmedizinisch ausgerüsteter Hubschrauber, Ärzt:in + HEMS TC (Helicopter Emergency Medical Services Technical Crew Member) |
| Stärken | Stabile Arbeitsumgebung, mehr Platz für Material und Personal | Hohe Geschwindigkeiten, unabhängig vom Straßenverkehr, keine Erschütterungen |
| Limitierung | Abhängig vom Straßenverkehr, längere Fahrtzeiten bei größeren Distanzen | Wetter und Flugsichtabhängig, Nachtverfügbarkeit je nach Ausstattung, Gewichts- und Platzrestriktionen, Lärm/ Vibration, Landeplatz-Organisation |
Flugtransfer
Der luftgebundene Sekundärtransport dient dem schnellen und distanzfähigen Transfer in eine besser geeignete Einrichtung. Er erfolgt entweder per Intensivtransporthubschrauber (ITH) für zeitkritische, regionale bis überregionale Distanzen oder per Ambulanzflugzeug (Fixed Wing) für längere Strecken, bei denen ein wetterstabiles Umfeld und kabinendruckgestützte Transporte erforderlich sind.
Die Entscheidung für das Transportmittel hängt von Indikation, Zeitfaktor, Distanz, Wetter, Lande-/ Anbindungsinfrastruktur sowie klinischer Stabilität ab.

D-HDSF Intensivtransporthubschrauber "Christoph München" im Flug.jpg von Einemnet, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Mexican air ambulance fleet.jpg von Ojuanialakentu, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Indikation:
- Zeitkritische Therapien in Zielkrankenhaus (ITH)
- Langstrecken- oder internationale Verlegungen (Ambulanzflug)
- Hoher logistischer Aufwand am Boden oder fehlende regionale Kapazität
- Erforderliche kontinuierliche Intensivtherapie
Dispositionswegs Intensivtransporthubschrauber (ITH):
- Ärztliche Indikationsstellung im übergebenden Haus
- Rücksprache mit Zielklinik zur Aufnahmesicherung (Bett/ OP/ Labor/ Interventionsteam)
- Vorab-Therapieabstimmung
- Leitstellenalarmierung mit eindeutiger Priorisierung → Transportmittelwahl ITH anhand klinischer Lage
Dispositionsweg Ambulanzflug:
- Ärztliche Indikationsstellung im abgebenden Haus
- Rücksprache mit Zielklinik zur Aufnahmesicherung (Bett/ OP/ Labor/ Interventionsteam)
- Vorab-Therapieabstimmung
- Kontakt mit Versicherung (Versicherung nimmt Kontakt mit Ambulanzflugunternehmen auf) oder mit Ambulanzflugunternehmen → Fallbriefing (relevante Diagnosen und Therapien, Kabinenhöhenstrategie, Dringlichkeit) → Detailklärung (Zeitpunkt, Lande- und Airport-Optionen, Transport von und zu Landeplatz, Sicherheits- und Airport-Handling)
Transportvorbereitung:
Vor einem luftgebundenen Transport, insbesondere bei Sekundärverlegungen, sind eine sorgfältige medizinische, technische und organisatorische Vorbereitung erforderlich, um einen sicheren, stabilen und effizienten Ablauf während des Fluges zu gewährleisten.
Jedes Mitglied der Crew übernimmt dabei spezifische Aufgaben. Sie arbeiten eng zusammen, um eine sichere Patient:innenversorgung und einen reibungslosen Ablauf des Transports zu gewährleisten.
| Funktion | Aufgabenbereich | Beispiele / Details |
|---|---|---|
| HEMS Crew Member | Medizinisch-technische und organisatorische Vorbereitung |
|
| Pilot:in | Flugbetriebliche und sicherheitstechnische Vorbereitung |
|
| Notarzt bzw. Notärztin | Medizinische Beurteilung und Versorgung der erkrankten Person |
|
MerkeBesonderheiten der Versorgung im Flug
Während des Fluges ist es, anders als im Rettungswagen, nur eingeschränkt möglich, medizinische Maßnahmen an der erkrankten Person durchzuführen. Daher ist es umso wichtiger, vor dem Abflug alle notwendigen Vorbereitungen vollständig und strukturiert abzuschließen, um die Sicherheit und Stabilität der erkrankten Person während des Transports zu gewährleisten.
AchtungRuhe bewahren
Die Transportvorbereitung sollte stressfrei und in Ruhe erfolgen, damit keine Informationen verloren gehen und lebenswichtige Therapien korrekt übernommen werden.
Die Übergabe
erfolgt bestenfalls ohne störende Faktoren und in der Anwesenheit aller am Einsatz beteiligten Personen.
Durchführung und Überwachung während dem Flug:
- Kontinuierliches Monitoring → Parameterverschlechterung → ggf. Anflug einer Ausweichklinik zur Stabilisierung
- Medikamentöse Therapie weiterführen und ggf. anpassen
- Bei beatmeten Patient:innen → Beatmung fortführen
- Kontinuierliche Therapie
- Dokumentation
Risiken und Komplikationsmanagement:
- Komplikationen mit der Beatmung → Absaugbereitschaft, dauerhafte Kapnografie
und alternative Möglichkeiten zur Atemwegssicherung bereithalten - Kreislaufinstabilität → medikamentöse Interventionen bereithalten
- Geräteausfall → Alternativen überlegen → Beatmung mit Beatmungsbeutel → nicht alle Geräte können ersetzt werden → im Notfall nächste geeignete Klinik anfliegen und von dort wird der Transport mit einem anderen Rettungsmittel fortgeführt
MerkeÜbergabe
übernehmende Klinik Bei der Übergabe
in der Zielklinik ist ein ähnliches Vorgehen wie bei der „Transportvorbereitung“ erforderlich. Auch hier ist eine Übergabe in ruhiger Atmosphäre und in Anwesenheit der zukünftig behandelnden Personen wichtig.
| Intensivhubschrauber (ITH) / Rettungshubschrauber (RTH) | Ambulanzflugzeug (Fixed Wing) | |
|---|---|---|
| Reichweite | Kurze und mittlere Strecken, sehr schnell von Klinik zu Klinik | Mittlere und längere Strecken, hohe Reisegeschwindigkeit über größere Distanzen |
| Wetter | Je nach Hubschrauber wetterabhängig | Wetterrobuster, Slot gebunden |
| Kabinenumgebung | Nicht druckbelüftet, stärkerer Lärm/Vibration | Druckkabine, Kabinendruck steuerbar |
| Platz / Material | Beengt, Gewichts- und Platzlimit | Mehr Platz, bessere Material- und Teampositionierung |
| Logistik | Rasche Aktivierung, wenig Vorlauf | Mehr Vorplanung (Airport-Handling, Zoll, Slots) |
| Stärken | Rasche Aktivierungszeit, hohe Geschwindigkeiten, unabhängig vom Straßenverkehr, keine Erschütterungen | Wetterrobuster, Druckkabine, Langstrecke und internationale Verlegungen |
| Limitierung | Wetter, Nacht sind standortabhängig, Lärmschutz | Transferzeiten zum/vom Airport, Landeplatz gebunden, mehr Vorlaufzeit |
Fernfahrten
Fernfahrten sind planbare Sekundärtransporte über größere Distanzen (in der Regel > 100 km), die häufig im KTW mit „Monitoring light“ durchgeführt werden. Das Ziel besteht darin, stabile Patient:innen sicher und ressourcenschonend zu Diagnostik, Therapie oder Reha zu verlegen, wobei ein besonderer Fokus auf Zeit-, Komfort- und Risikomanagement liegt.
Indikation:
- Stabile Patient:innen mit medizinischer Notwendigkeit einer Behandlung außerhalb der Wohn- bzw. Herkunftsregion (z.B. zur Rehabilitation)
- Interklinische Verlegungen ohne unmittelbaren Intensiv- oder Notfallbedarf
- Rückverlegung nach abgeschlossener Akutbehandlung (heimatnah)
Dispositionsweg:
- Ärztliche Indikationsstellung im abgebenden Haus
- Rücksprache mit Zielklinik zur Aufnahmesicherung
- Vorab-Therapieabstimmung
- Leitstellenalarmierung mit eindeutiger Priorisierung → Transportmittelwahl KTW → häufig mit Vorlaufzeit, zur Planung der Fahrt
- Routen- und Zeitplanung, ggf. mit Übernachtung
Transportvorbereitung:
- Übergabe
durch abgebende Klinik → z.B. Übergabe durch ärztliches Personal - Stabilisierung der Vitalwerte vor Fahrtantritt
- Überblick über laufende Therapien verschaffen (Medikationsplan)
- Kontrolle aller Dokumente (Befunde, Bilder in elektronischer oder ausgedruckter Form, Transportschein und Versichertenkarte)
- Sicheres Umlagern → Lagerung entsprechend anpassen
Durchführung und Überwachung während der Fahrt:
- Trendorientierte Beobachtung: Vigilanz, Atemmuster
, Hautkolorit, Beschwerdeprogress - Ggf. regelmäßige Kontrolle der Vitalwerte, je nach Bedarf
- Komfort und Prophylaxe: regelmäßige Positionswechsel, regelmäßige Pausen, Flüssigkeits- und Nahrungsangebot
- Kommunikation
- Dokumentation
Risiken und Komplikationsmanagement:
- Thrombose- und Dekubitus-Prophylaxe: regelmäßige Positionswechsel, Flüssigkeitsangebot, ggf. verschriebene Thromboseprophylaxe
durchführen - Bei akuter Verschlechterung oder neuen Symptomen → Verlegung wird abgebrochen und in das entsprechende nächstgelegene geeignete Krankenhaus transportiert, ggf. Notarzt und Rettungswagen Alarmierung
- Klimamanagement
MerkeÜbergabe
übernehmende Klinik Bei der Übergabe
in der Zielklinik ist ein ähnliches Vorgehen wie bei der „Transportvorbereitung“ erforderlich. Auch hier ist eine Übergabe in ruhiger Atmosphäre und in Anwesenheit der zukünftig behandelnden Personen wichtig.
Infektfahrt
Infektfahrten erfordern eine klare Einstufung des Übertragungsrisikos, damit Schutzmaßnahmen zielgenau und ressourcenschonend eingesetzt werden können. Dabei erfolgt eine Kategorisierung nach Infektionstransportkategorien (ITK), aus diesen lassen sich Maßnahmen für Besatzung und Zielklinik ableiten. Die spezifischen Erreger werden erst ab erhöhter Stufe übertragen, sowie die höchste Stufe durch Spezialfahrzeuge und unter Einbindung des Gesundheitsamtes erfolgt.
Infektionstransportkategorisierung:
- ITK A: keine Infektionsgefahr, Basishygiene ausreichend → z.B. Malaria
- ITK B: kein Risiko bei normalem Kontakt, mögliches Risiko bei invasiven Maßnahmen, Basishygiene ausreichend → z.B. Hepatitis B oder C, HIV / AIDS
- ITK C: multiresistente Erreger, Basishygiene + LARE (Landesarbeitsgemeinschaft MultiResistente Erreger) Empfehlungen → z.B. MRSA, MRGN
- ITK D: Erreger mit besonderen Hygienemaßnahmen, Basishygiene + übertragungsspezifische Maßnahmen nach Hygieneplan → z.B. Influenza, Norovirus, Meningokokken, Tuberkulose
- ITK E: hochkontagiöse Erreger, Spezialfahrzeug, gesonderte Verfahren, Gesundheitsamt einbeziehen → z.B. Ebola
Disposition:
- ITK A bis C: Kategorie wird an die Leitstelle übermittelt und entsprechend dem Rettungsdienst übermittelt, Detailangaben nicht erforderlich
- ITK D und E: Erreger muss zwingend angegeben werden → erregerspezifische Maßnahmen erforderlich → ITK E nicht durch Regelrettungsdienst abgedeckt
InfoWeitere Informationen über Hygiene und entsprechende PSA
→ Artikel Hygiene in der Pflege und im Rettungsdienst
Sonderform hochkontagiöse Erreger:
Bei hochkontagiösen, lebensbedrohlichen Erregern ist ein klar definiertes Spezialvorgehen mit ausgewählten Teams, erhöhter persönlicher Schutzausrüstung
- Zuständigkeit:
- Transport nur nach Freigabe der zuständigen Stellen (z.B. Gesundheitsamt) und gemäß regionalen Konzepten
- Einsatz mit speziell geschultem Personal
- Persönliche Schutzausrüstung
: - Buddy- oder Beobachterprinzip beim An- und Ablegen der PSA
→ Schutz vor unbemerkten Leckagen oder unabsichtlicher Kontamination - Strikte Schwarz-/Weiß-Trennung → schmutzige und saubere Sachen klar trennen
- Entsprechende PSA
laut Hygieneplan anlegen
- Buddy- oder Beobachterprinzip beim An- und Ablegen der PSA
- Vorbereitung:
- Kommunikation und Voranmeldung des bekannten Erregers → Schutzmaßnahmen können so fachgerecht getroffen werden
- Patient:in möglichst in geschlossenen Systemen isolieren oder selbst in entsprechender PSA
isoliert von der Patient:in arbeiten - Material und Maßnahmen auf den Mindestumfang reduzieren, vorrangig Einmalmaterial benutzen (nicht nur an den Einsatzorten, auch im Fahrzeug entsprechende Vorbereitungen treffen)
- Ggf. bei aufnehmender Klinik anrufen und richtigen Vorgehen erfragen (Separater Eingang? Spezifischer Untersuchungsraum?)
- Durchführung und Überwachung:
- Kontakt- und Flüssigkeitsexposition vermeiden
- Kontinuierliche Beobachtung, dokumentieren der Vitaltrends
- Kommunikationsdisziplin → hilft zusätzlich ungewollte Kontaminationen zu vermeiden
- Fahrzeug:
- Patient:innenkabine = kontaminierte Zone, Fahrerkabine = „clean“
- Flächen abdecken, sichere Lagerung von kontaminierten Gegenständen
- Bestmöglich Transport in spezialisierter Vorrichtung (sogenannten Bio-Bag®️) → die Luft wird vor Abgabe nach außen gefiltert und schützt somit die Umgebung → Arbeit am Patienten/Patientin jederzeit möglich, durch Armstulpen und entsprechend verlegten Kabeln im Inneren sowie großen Sichtfenstern
- Nachbereitung:
- Erfolgt in gleicher Sorgfalt wie Durchführung → Kontamination vermeiden
- Desinfektion durch Desinfektor und unter Einbezug des Gesundheitsamtes
- Entsprechende Dokumentation
- Risiken:
- Ansteckungsgefahr durch fehlerhafte PSA
(auch während Ablegen) - Materialverschleppung
- Ansteckungsgefahr durch fehlerhafte PSA
Notfall-KTW (NKTW)
Der Notfall-KTW (NKTW) schließt die Lücke zwischen KTW und RTW. Er ist für niedrig- bis mittelschwere Notfälle sowie für dringliche Sekundärtransporte stabiler Patientinnen und Patienten konzipiert. Der NKTW verfügt gegenüber dem KTW über erweitertes Monitoring (z.B. 3-Kanal-EKG, SpO2, NIBP) und erweiterte Notfallausrüstung sowie Zugangsmaterial, Defibrillator/AED und Sauerstoffversorgung.

RTW 69-001 Tulln (RTW).jpg von Lukas Raich, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Indikation:
- Dringliche Sekundärtransporte klinisch stabiler Patient:innen mit ggf. engmaschigem Monitoring
- Niedrigschwellige Notfallbilder
- Entlastung des Rettungswagens (RTW) in Phasen hoher Einsatzdichte, kein Ersatz bei vitaler Bedrohung
Dispositionsweg:
- Sekundärtransporte:
- Ärztliche Indikationsstellung im abgebenden Haus
- Rücksprache mit Zielklinik zur Aufnahmesicherung (Bett/ OP/ Labor/ Interventionsteam)
- Vorab-Therapieabstimmung
- Leitstellenalarmierung mit eindeutiger Priorisierung → Transportmittelwahl NKTW anhand klinischer Lage
- Primäre Versorgung:
- Durch strukturierte Leitstellenabfrage → Indikationsstellung durch Kriterienkatalog für NKTW
Durchführung und Überwachung während der Fahrt:
- Kontinuierliches Monitoring → Parameterverschlechterung → frühzeitige Eskalation (Notarzt nachfordern oder nähere geeignete Klinik anfahren)
- Lagerung entsprechend anpassen
- Dokumentation
- Kommunikation
Risiken und Komplikationsmanagement:
- Akute Verschlechterung oder neue Symptome → Verlegung in das nächstgelegene geeignete Krankenhaus, ggf. Notarzt und Rettungswagen alarmieren
MerkeÜbergabe
übernehmende Klinik Bei einem Sekundärtransport ist bei der Übergabe
in der Zielklinik ist ein ähnliches Vorgehen wie bei der „Transportvorbereitung“ erforderlich. In der primären Notfallrettung und Krankentransport folgt die Übergabe den Standardübergaberegeln.
Transportschein
Transportscheine sichern die medizinische Notwendigkeit, die Rechtssicherheit und die Abrechnungsfähigkeit geplanter Krankentransporte sowie akuter Notfalleinsätze. Sie verknüpfen die ärztliche Indikationsstellung mit der disponierten Transportform (z.B. KTW, RTW oder ITW) und dienen zugleich als Kommunikationsinstrument zwischen anfordernder Stelle, Leitstelle
Entscheidend ist, dass die medizinischen Gründe konkret beschrieben und formal vollständig dokumentiert sind, die Unterschrift und Stempel runden die Formalitäten ab.
InfoNach Unterschrift durch den entsprechenden Arzt:Ärztin handelt es sich dabei um ein Dokument, welches nicht mehr verändert werden darf. Jede Veränderung bedarf einer erneuten Unterschrift. Davon ausgenommen sind Einsatznummern, welche zur fachgerechten Ablage des jeweiligen Rettungsdienstes zählen.
Mindestinhalte:
- Patient:in → Name und Adresse + Geburtsdatum sowie Angaben zur Versicherung
- Aktuelles Datum
- Zweck: Hin- oder Rückfahrt
- Transportziel: Ziel Krankenhaus, Datum
- Transportmittel + Lagerungsart → bei Krankentransport: medizinische Begründung
- Besonderheiten, z.B. abweichender Einsatzort von Adresse
- Stempel und Unterschrift der behandelnden oder anfordernden Stelle
- Genehmigung: bei genehmigungspflichtigen Fahrten
→ Häufig werden für interne Zuordnung z.B. die Einsatznummer mit notiert → an die jeweiligen Anforderungen der Rettungswache halten!
AchtungAuf Vollständigkeit prüfen
Immer auf Vollständigkeit prüfen, denn nach dem Stempel und der Unterschrift des behandelnden Arztes bzw. der behandelnden Ärztin können keine Änderungen mehr vorgenommen werden. Die richtige Auswahl des Rettungsmittels ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung.
Fehlfahrten
Als Fehlfahrten werden Einsätze bezeichnet, die ohne patientenbezogenen Nutzen enden oder bei denen der ursprünglich intendierte Zweck entfällt. Sie binden Ressourcen, verzögern Folgeeinsätze und verfälschen Leistungskennzahlen. Eine systematische Erfassung und Prävention ist daher ein wichtiger Bestandteil des Qualitäts- und Risikomanagements im Rettungsdienst.
Begrifflichkeiten:
- Dispositionelle Fehlfahrt: Alarmierung des falschen Einsatzmittels, Freiwerden eines schnelleren Fahrzeugs
- Lagebedingte Fehlfahrt: Einsatzgrund entfällt vor/ bei Eintreffen (Patient:in flüchtig, anderweitig versorgt)
- Logistische Fehlfahrt: Patient:in/ Adresse nicht auffindbar, falsche Koordinaten
- Formelle Fehlfahrt: Transport aus abrechnungs- oder genehmigungsrechtlichen Gründen nicht durchführbar (z.B. fehlender Transportschein bei geplanter/ genehmigungspflichtiger Fahrt)
- Selbstbeendigung: Patient:in lehnt Hilfe ab (bei Entscheidungsfähigkeit), es hat keine Versorgung stattgefunden
Ursachen:
- Unklare oder überdramatisierte Notrufangaben, fehlende Triage-Rückfragen
- Abbruch des Telefongesprächs ohne vollständige Informationsvermittlung
- Adress- oder Geodatenfehler
- Unklare Zuständigkeit der Rettungsmittel
- Formale Hürden bei planbaren Fahrten (z.B. Genehmigung Kostenträger)
- Fehlendes Wissen und Verständnis über das Rettungssystem und/ oder des eigenen Krankheitsbilds (→ fehlendes Wissen durch mangelhafte Information in diesem Bereich)
MerkeSollte eine Fehlalarmierung aufgrund fehlender Information der Patient:innen erfolgen, ist es wichtig sich vor Augen zu halten, dass die Patient:innen keine Schuld dafür tragen! Gründe können fehlende Bildung, fehlende Bekanntheit des geltenden Systems durch beispielsweise Einwanderung oder schlichtweg Überforderung mit der aktuellen Situation sein.
Die Schuldfrage ist in dem Moment nicht nur weitestgehend irrelevant, sondern insgesamt nicht zielführend.
Auswirkungen:
- Ressourcenbindung
- Verzögerte Eintreffzeit für dringliche Folgeeinsätze
- Dokumentationsaufwand, Haftungs- und Abrechnungsrisiken
- Demomotivationsfaktor für die Besatzung
Kennzahlen:
Im Rahmen der Kennzahlen empfiehlt sich eine differenzierte Betrachtung: von zentraler Bedeutung ist die Fehlfahrtquote, die sich aus dem Verhältnis der Anzahl aller Fehlfahrten zu den gesamten Einsätzen ergibt, multipliziert mit 100 Prozent. Um Dispositionsphasen gezielt optimieren zu können, sollte ergänzend zwischen „Storno vor Ausrücken“ und „Storno auf Anfahrt“ unterschieden werden. Die Adressqualität lässt sich über den Anteil der Einsätze mit Geodaten- oder Zugangsproblemen messen.
Mithilfe dieser Kennzahlen lässt sich der reale Ressourcenabfluss quantifizieren und es ist möglich, einen belastbaren Vergleich über Regionen und Schichten hinweg durchzuführen.
Präventionsmaßnahmen:
Zur Prävention greifen organisatorische und technische Maßnahmen ineinander. Den Anfang bilden Callhandling und Triage mit standardisierten Abfrageprotokollen, Entscheidungsbäumen und strukturierten Rückfragen. Bei planbaren Fahrten gehört eine Vorabklärung von Indikation, Transportschein und Transportfähigkeit stets dazu. Die Wahl des geeigneten Einsatzmittels muss auf eindeutigen Kriterien für Rettungswagen (RTW), Notarzteinsatzfahrzeug (NEF), Notfall-Krankentransportwagen (NKTW) und Sondereinsatzmittel beruhen und durch nachvollziehbare Down-/Upgrade-Regeln flankiert werden.
Eine strikt geregelte „Storno“-Kaskade in der Leitstelle mit klar definierten Abbruchsignalen (z.B. „medizinischer Grund entfallen“) und verpflichtender Rückmeldung an sämtliche disponierten Einheiten unterbindet Doppelanfahrten und Leerlauf. Bei unklarer Einsatzlage können Telemedizin oder eine telefonische Zweitbewertung durch ärztliches bzw. qualifiziertes Personal sichere Alternativen eröffnen, inklusive gezielter Verweisung an eine Hausarztpraxis, einen Bereitschaftsdienst oder einen Pflegedienst. Planbare Fahrten werden formal durch Checklisten abgesichert (Vollständigkeit des Transportscheins, Genehmigungspflicht, Begleitperson, Infektstatus).
Flankierend verankern strukturierte Fortbildungen und ein systematisches Feedbacksystem, von Fallbesprechungen über kompakte Lernkarten bis zu CIRS-Meldungen, sowie zielgruppengerechte Patient:innen-Schulungen (z.B. Notrufkompetenz, Indikation für Krankentransporte, Infektprävention) ein dauerhaftes, sicherheitsorientiertes Teamverhalten.
Sondereinsatzmittel
Sondereinsatzmittel ergänzen den Regelrettungsdienst durch passgenaue Angebote aus den Bereichen Primärversorgung, Prävention und Einsatzlenkung. Gemeindenotfallsanitäter:innen sind für nicht lebensbedrohliche Lagen zuständig und verfügen über eine hohe Beratungs- und Lotsenkompetenz vor Ort. Das Rettungseinsatzfahrzeug (REF) ist ein ähnlich flexibel einsetzbares, schnelles Einsatzfahrzeug. Je nach regionalem Konzept kann es als First Responder, Logistikkomponente oder mit Lotsenkompetenz eingesetzt werden. Beide Einheiten sollen den Regelrettungsdienst und somit die Rettungswagen-Reserven entlasten.
InfoAufgrund der föderalen Organisation des Rettungsdienstes existieren in Deutschland verschiedene Sondereinsatzmittel. In diesem Artikel wird eine kleine Auswahl vorgestellt. In den vergangenen Jahren wurden und werden auch weiterhin Konzepte entwickelt, die nach und nach in den Probebetrieb kommen. Der Grundgedanke aller Konzepte ist dabei immer der gleiche → den Regelrettungsdienst zu entlasten.
Gemeindenotfallsanitäter:in
Es handelt sich um eine präklinische, aufsuchende Gesundheitsversorgung mit Fokus auf Abklärung, Stabilisierung, Beratung und Lotsenfunktion. Das Ziel besteht darin, unnötige Klinikfahrten zu vermeiden und Rettungswagen, ärztlichen Bereitschaftsdienst und Polizei durch qualifizierte Assessments, einfache Maßnahmen und die Einbindung sektorenübergreifender Angebote zu entlasten.
Indikationen:
- Niedrig- bis mittelschwere Beschwerden ohne Vitalbedrohung
- Soziale/ versorgungsorganisatorische Probleme
- Entlastungsmanagement bei hoher Rettungsdienstauslastung
Dispositionsweg:
- Alarmierung über Leitstelle nach Alarm- und Ausrückeordnung (AAO)
Durchführung und Besonderheiten:
- Schnelle xABCDE-Beurteilung, Basistherapie und Entscheidungsfindung
- Regionale Unterschiede in Maßnahmenkatalog und Delegationen
- Patient:innenkommunikation
- Entscheidungshilfe, Triage und Lotsenkompetenz
- Keine Transportfunktion
- Ein-Personen-Besatzung → limitierte Maßnahmen
Rettungseinsatzfahrzeug (REF)
Ein schnell verfügbares, meist einzeln besetzten Einsatzfahrzeug (erfahrene Notfallsanitäter:in), regional unterschiedlich ausgeprägt:
- First-Responder: Erstversorgung bis zum Eintreffen von Rettungswagen (RTW) und ggf. Notarzteinsatzfahrzeug (NEF)
- Rettungsdienstentlastung: Übernahme nicht transportpflichtiger Lagen
- Lotsenkompetenz: Triage vor Ort, um entsprechende geeignete Behandlung und Behandlungsort zu finden
Indikation:
- Zeitkritische Erstversorgung bei langen Rettungswagen-Anfahrtszeiten
- Lageerkundung → Entscheidungshilfe
- Sekundäre Aufgaben: Materialnachführung, Begleitung kurzer patientennaher Prozesse ohne Transport
Dispositionsweg:
- Alarmierung über Leitstelle nach Alamr- und Ausrückeordnung (AAO)
Durchführung und Besonderheiten:
- Schnelle xABCDE-Beurteilung, Basistherapie und Entscheidungsfindung
- Regionale Unterschiede in Maßnahmenkatalog und Delegationen
- Patient:innenkommunikation
- Entscheidungshilfe, Triage und Lotsenkompetenz
- Keine Transportfunktion
- Ein-Personen-Besatzung → limitierte Maßnahmen
- Saubere Dokumentation
Prüfungswissen
Grundlagen Sekundärtransporte:
Definition
- Primärtransport:
Transport von Notfallpatient:innen ohne gesicherte Diagnose oder Vorinformationen, mit dem Ziel der Erstversorgung und Diagnostik. Meist akute Notfallsituation mit hohem Zeitdruck und vollständiger Notfallausrüstung- Sekundärtransport:
Transport von bereits in einer Klinik versorgten und stabilisierten Patient:innen in eine andere Einrichtung, häufig zur spezialisierten Weiterbehandlung. Es liegen in der Regel Befunde und Vorinformationen vor, die Versorgung erfolgt unter Überwachung und Aufrechterhaltung der Vitalfunktionen. Unter den Sekundärtransport fallen verschiedene spezifische Formen wie die Notfallverlegung, der Intensivtransport oder auch der Flugtransfer, die je nach Dringlichkeit und Transportmittel unterschieden werden
- Notfallverlegung: Bei einer Notfallverlegung handelt es sich um eine zeitkritische Verlegung in eine geeignete Klinik. Der Fokus liegt auf Zeitgewinn und dem Zuführen zur richtigen Versorgung → Bsp.: bei einem Schlaganfall
→ zu einer Thrombektomie- Intensivtransport: Verlegung von kritisch kranken Patient:innen mit intensivmedizinischem Monitoring und Therapie. Die bodengebundene Verlegung findet mit einem Intensivtransportwagen statt, luftgebunden mit einem Intensivtransporthubschrauber (ITH)
- Flugtransfer: Luftgebundener Transport von Patient:innen per RTH (Rettungshubschrauber), ITH oder Flugzeug
→ Die Wahl hängt von Distanz, Wetter und Infrastruktur ab
- Ziel: schnell priorisieren, passend disponieren, strukturiert vorbereiten und übergeben
- Hauptaufgabe der einzelnen Rollen:
- Abgebende Klinik → Transportfähigkeit herstellen, Übergabe
und Abklärung aufnehmende Klinik - Leitstelle → entsprechendes Rettungsmittel disponieren
- Transport-/ Rettungsmittel → sicherer Transport von A nach B
- Aufnehmende Klinik → Übernahme und entsprechendes Team bereitstellen für Übergabe
- Abgebende Klinik → Transportfähigkeit herstellen, Übergabe
- In den jeweiligen Landesrettungsdienstgesetzen geregelt (Vorhaltung, Beauftragung und Besatzung)
- Dringlichkeitsstufen: sofort, zeitkritisch und terminiert
- Kriterien für Transportmittelwahl: Patient:innenzustand, Zeit und Distanz, Ressourcen, Umwelt
- Besondere Patient:innengruppen:
- Pädiatrie (Neonate/ Kleinkind/ Kind)
- Geriatrie
- Adipositas
- Schwangerschaft
- Psychatrisch
- Palliativ
Notfallverlegung:
- Definition: zeitkritische Verlegung in geeignete Klinik, meist RTW ± NEF
- Indikation: Therapie im abgebenden Haus nicht leistbar, zeitkritischer Transport aufgrund Instabilität oder zeitkritische Maßnahmen
- Disposition: Indikation → Zielklinik sichern → Vorabtherapie → Leitstelle → RTW ± NEF
- Vorbereitung: stabilisieren, Geräte und Dokumente prüfen, sicheres umlagern
- Durchführung: kontinuierliches Monitoring, Therapie fortführen, rechtzeitig eskalieren (z.B. NEF nachalarmieren)
- Risiken: Atemwegsprobleme, Kreislaufinstabilität oder Geräteausfall → Alternativen bereithalten, ggf. nächste geeignet Klinik anfahren
Intensivtransport:
- Definition: kritisch Kranke mit laufender Intensivtherapie
- Indikation: Therapie im abgebenden Haus nicht leistbar, Transport unter intensivmedizinischem Fokus
- Disposition: Indikation → Zielklinik sichern → Vorabtherapie → Leitstelle → ITW oder ITH
- Vorbereitung: stabilisieren, Geräte und Dokumente prüfen, sicheres umlagern
- Durchführung: kontinuierliches Monitoring, intensivmedizinische Therapie fortführen
- Risiken: Atemwegsprobleme, Kreislaufinstabilität oder Geräteausfall → Alternativen bereithalten, ggf. nächste geeignet Klinik anfahren
Flugtransfer:
- Definition: luftgebundener Sekundärtransport, teils unter intensivmedizinischer Betreuung
- Indikation: Therapie im abgebenden Haus nicht leistbar, Transport unter intensivmedizinischem Fokus
- Disposition: Indikation → Zielklinik sichern → Vorabtherapie → Leitstelle → ITH oder Ambulanzflugzeug
- Vorbereitung: stabilisieren, Geräte und Dokumente prüfen, sicheres umlagern
- Durchführung: kontinuierliches Monitoring, intensivmedizinische Therapie fortführen
- Risiken: Atemwegsprobleme, Kreislaufinstabilität oder Geräteausfall → Alternativen bereithalten, ggf. nächste geeignet Klinik anfahren
Fernfahrten:
- Definition: planbar, Fahrten > 100 km, meist KTW
- Indikation: stabile Patient:innen (Verlegung in spezielle Kliniken oder Reha, heimatnahe Verlegung)
- Disposition: Indikation → Ziel sichern → Leitstelle → Route planen
- Vorbereitung und Durchführung: stabilisieren, Dokumente, Lagerung und Komfort, regelmäßige Pausen
- Risiken: Thrombose, Dekubitus, Zustandsverschlechterung
Infektfahrt:
- Prinzip: erregerspezifische Maßnahmen
- Ggf. Einbindung des Gesundheitsamtes
- Einteilung der Maßnahmen nach Infektionskategorien (A-E)
Notfall-KTW:
- Rolle: zwischen KTW und RTW einzuteilen
- Indikation: stabile, dringliche Sekundärtransporte, niedrgie Notfallbilder zur Entlastung der RTW
Transportschein:
- Zweck: Notwendigkeit für Abrechnung
- Mindestdaten: Daten Patient:in, Datum, Verischerung, Zweck und Ziel, Mittel und Lagerung, Besonderheiten, Stempel und Unterschrift
- Teils Genehmigung notwendig
- Nach Unterschift keine Änderungen, vorher auf Vollständigkeit und Richtigkeit prüfen
Fehlfahrten:
- Definition und Auswirkung: Einsatz ohne Nutzen, bindet Ressourcen, verzögert Folgeeinsätze
- Ursachen: Triage- und Adressfehler, Zuständigkeiten, formale Hürden
- Kennzahlen: Fehlerquote, Storno vor Ausrücken oder auf Anfahrt, Adressqualität
- Prävention: Standardabfragen, klare Mittelwahl, “Storno”-Kaskade, Checklisten, Patient:innenschulung
Sondereinsatzmittel:
- Zweck: Entlasten, losten/Entscheidungen, erstversorgen
- Gemeindenotfallsanitäter:in, Rettungseinsatzfahrzeug mit erfahrenen Notfallsanitäter:innen und andere Konzepte
Quellen
- Luxem, J., Runggaldier, K., Karutz, H., Flake, F., Notfallsanitäter Heute, Elsevier, 2016, ISBN: 978-3437461958
- Koch, S., Kuhnke, R., retten - Notfallsanitäter, Thieme, 2023, ISBN: 978-3132421219


